Die nächste Hiobsbotschaft für die Stadtgalerie kam kürzlich über die Nachrichtenagenturen: Die Modefirma Orsay hat Insolvenz angemeldet, schließt alle Läden in Deutschland, kündigt allen 1200 Mitarbeitenden. Wieder ein Leerstand mehr in der Stadtgalerie. Gerüchte gibt es seit Monaten, vor allem in den Sozialen Medien. Doch wie steht es wirklich um das Einkaufszentrum, und welche Pläne für die Zukunft gibt es?
Offenbar besser als von vielen Unkenrufern propagiert, auch wenn der neue Centermanager Christoph Feige zugesteht, dass derzeit nur rund 80 der knapp 100 Verkaufsflächen belegt sind. Aber: "Handel ist immer im Wandel", sieht Feige eine gute Perspektive für die Stadtgalerie, was auch die Bauvoranfragen belegen sollen, die der Bauausschuss kürzlich zu entscheiden hatte.
In diesen ging es um zwei mögliche gastronomische Betriebe mit Außenbewirtschaftung in der Schrammstraße im Erdgeschoss der Stadtgalerie, um die Umnutzung zweier großer Flächen im Erdgeschoss und ersten Stock übereinander liegend für ein Textilgeschäft, aber auch um neue Ideen. Zum Beispiel, ob der seit Jahren leer stehende frühere Tegut-Supermarkt im Erdgeschoss für Arztpraxen und Physiotherapeuten umgestaltet werden könnte. Oder eine Virtual Reality Arena und E-Sport-Fläche für bis zu 150 Personen im Obergeschoss.

Die Ideen sind Zeichen des Wandels in der deutschen und europäischen Handelswelt, betonte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) im Bauausschuss, man stehe ihnen wohlwollend gegenüber. Ordnungsreferent Jan von Lackum verwies auf Gespräche zwischen Verwaltung, Centermanagement und der Betreibergesellschaft über die Zukunft der Stadtgalerie.
Planung und Mietersuche für neue Konzepte wird Zeit brauchen
Grundsätzlich wird sich nichts von heute auf morgen ändern, da es Bauvoranfragen und keine Bauanträge waren. Den Bebauungsplan aber unter Umständen zu ändern, um auch bisher ausgeschlossene Vergnügungsflächen in der Stadtgalerie zuzulassen, erscheint als keine unüberwindbare Hürde.
Den Handlungsbedarf sehen alle Stadträte. Für Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka erscheint die Stadtgalerie an manchen Stellen "trostlos, ein Bild des Jammers und Elends", weswegen die neuen Ideen längst überfällig seien. Aus seiner Sicht sei das Thema E-Sports zukunftsgerichtet, die Stadt solle die Stadtgalerie bei deren anstehendem Wandel unterstützen, aber "auch die Innenstadt nicht vergessen."
"Es kann nicht die Aufgabe sein, die Innenstadt zu retten, indem man der Stadtgalerie Steine in den Weg legt."
Oliver Schulte (CSU).
Die Frage, was der Innenstadt nützt und was ihr schadet, beschäftigt Befürworter und Gegner der Stadtgalerie seit vielen Jahren und spiegelte sich auch im Ausschuss. Es könne nicht "die Aufgabe sein, die Innenstadt zu retten, indem man der Stadtgalerie Steine in den Weg legt", appellierte Oliver Schulte (CSU) dafür, mehr Gastronomie zuzulassen, aber auch das Thema E-Sports. Auch die Themen Diskothek oder Wohnen müsse man im Kopf haben, so Adi Schön (Freie Wähler).

Über das städtische Wohlwollen freut sich Centermanager Feige. Er verzeichnet nach den harten zwei Corona-Jahren für Handel und Gastronomie nun auch in der Stadtgalerie einen Aufwärtstrend. "An Spitzentagen haben wir fast wieder die Frequenz wie vor Corona", also über 15.000 Besucherinnen und Besucher am Tag. Positiv entwickelt habe sich das Thema Digitalisierung mit der Verbindung zwischen stationärem Shopping-Erlebnis und Online-Bestellung.

Feige versichert, für die Stadtgalerie werde der Handel immer im Vordergrund stehen. Es gehe aber um das Ausloten neuer Konzepte, "für die wir nun bundesweit Mieter suchen wollen". Ärzte-Konzepte, Gastronomie mit Außenbewirtschaftung, Büro-Nutzung oder E-Gaming sind in anderen ECE-Häusern in Deutschland längst üblich. In Ludwigshafen, wo Feige schon zweimal das Center leitete, ist auch das städtische Rathaus in den Gebäudekomplex integriert.
Ankermieter C&A und MediaMarkt mit der Stadtgalerie Schweinfurt zufrieden
Gerüchte, dass die wichtigen Ankermieter C&A und Mediamarkt mit dem Standort Schweinfurt unzufrieden seien, erteilt Christoph Feige schmunzelnd eine Absage: Man stehe in engem Kontakt und habe immer wieder versichert bekommen, dass die Firmen "sehr zufrieden" seien.
Die Zukunft der Stadtgalerie im Zusammenspiel mit der Schweinfurter Innenstadt sieht der Centermanager als positiv an. Man wisse aus vielen Umfragen bei Kunden, dass es eine positive Wechselwirkung gebe. Drei Viertel der Befragten einer der jüngsten Studien hätten angegeben, nach ihrem Besuch in der Stadtgalerie auch in der Stadt zu shoppen. Gerade bei der gut besuchten Shopping-Nacht kürzlich sei das so gewesen.
"In Schweinfurt sollte und kann man den Fokus mehr auf das Positive legen und stolzer sein auf das, was man hat", findet Christoph Feige mit der Erfahrung aus fünf anderen ECE-Stationen in Deutschland. Das Leerstands-Thema sei kein Schweinfurter Phänomen allein, "unser Ziel muss es sein, gemeinsam die Menschen von außerhalb in die Stadt zu holen, um Schweinfurt als Einkaufsstadt weiter zu etablieren."