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Werneck: Hasen, Hunde und Alpakas: Warum "tierische  Therapeuten" im Schloss Werneck so erfolgreich sind

Werneck

Hasen, Hunde und Alpakas: Warum "tierische  Therapeuten" im Schloss Werneck so erfolgreich sind

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    "Schon die Vorfreude, dass die Alpakas bald wieder in die Einrichtung kommen, versetzt alle auf Station in freudige Aufregung", sagt Jana Herold, die die Idee hatte, diese friedlichen und Ruhe ausstrahlenden "Andenkamele" im Schloss Werneck zu Therapiezwecken einzusetzen.
    "Schon die Vorfreude, dass die Alpakas bald wieder in die Einrichtung kommen, versetzt alle auf Station in freudige Aufregung", sagt Jana Herold, die die Idee hatte, diese friedlichen und Ruhe ausstrahlenden "Andenkamele" im Schloss Werneck zu Therapiezwecken einzusetzen. Foto: Daniela Fischer

    Wenn die Psyche Probleme macht und die Seele aus dem Gleichgewicht geraten ist, dann kann eine Therapie helfen, die Ursachen der Beschwerden besser zu verstehen und die Symptome in den Griff zu bekommen. Zielführende Gespräche mit geschultem Personal sind eine gute Möglichkeit, sich auf diesen oft nicht leichten und langwierigen Weg zu machen.

    Nicht nur die Psyche des Menschen, auch Mittel und Wege ihr zu helfen sind vielfältig. Nicht immer muss "das Wesen" von dem Hilfe kommt, studiert und zwei Beine haben. So kommen am Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin im Schloss Werneck, auch "tierische Therapeuten" zum Einsatz. Seit einigen Jahren wird hier erfolgreich eine Form der Arbeitstherapie eingesetzt, die tiergestützte Therapie.

    So ist ein "hauptberufliches Therapiehasen-Trio" in der Arbeitstherapie im Einsatz, so Tina Münch von der Krankenpflegestation K1. Therapie-Hunde, angeleitet von Tado Karlovic und Thomas Pechmann, helfen bei der Bewegungstherapie der Patientinnen und Patienten, und zwei Tiere aus dem Bestand der Werntal-Alpakas in Schraudenbach kommen mit Daniela Fischer regelmäßig in die Einrichtungen.

    Oskar, ein gutmütiger, zweieinhalb Jahre alter Labrador vor seinem "therapeutischen Einsatzort", dem Schloss in Werneck. Er ist einer von zwei Therapiehunden.
    Oskar, ein gutmütiger, zweieinhalb Jahre alter Labrador vor seinem "therapeutischen Einsatzort", dem Schloss in Werneck. Er ist einer von zwei Therapiehunden. Foto: Tado Karlovic

    Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Tier-Therapie hatte Jana Herold, stellvertretende Stationsleiterin auf der Gerontopsychiatrischen Station G1. Ihre Idee schlug sie dem zuständigen Oberarzt vor, der sich die Alpakas auf der Farm anschaute und zu dem Schluss kam "Das ist etwas für unsere Patienten". "Tierisch gut", oder bloß "Streichelzoo"? Wir haben in der Einrichtung nachgefragt.

    Frage: Bei Ihnen verstecken die Hasen zu Ostern keine Ostereier, helfen aber Menschen gesund zu machen. Wie geht das?

    Tina Münch: Bei der Pflege der Stationshasen können sich Patientinnen und Patienten oft emotional viel besser öffnen. Das kann ein wichtiger Eisbrecher zwischen Patienten und Therapeuten sein. Je besser sich ein Patient auf die Therapie einlässt, desto eher kann demjenigen geholfen werden. Patienten lernen so wieder Verantwortung zu übernehmen und haben das Gefühl gebraucht zu werden. Empathisch mit den Hasen umzugehen ist sehr wichtig, da die flauschigen Mitbewohner auf Station auch klar zeigen, wenn sie keine Lust mehr auf Streicheleinheiten, Bürsten oder Krallenpflege haben.

    Unter "Bewegungstherapie in Begleitung eines Hundes" verstehe ich auf ihn zu hören, wenn er Gassi-gehen will. Was ist anders bei den Einsätzen der Therapiehunde Sita und Oskar.

    Thomas Pechmann (Sita) und Tado Karlovic (Oskar): Hunde sind eine zusätzliche Motivation, um die Patienten zum Laufen zu aktivieren. Sie dienen wörtlich als Eisbrecher, wenn es darum geht, Patienten die unter Depressionen leiden zu aktivieren. Schon um 7.15 Uhr gehen wir mit den Hunden auf Station, dort werden die Patienten, die noch im Bett liegen, zum Teil geweckt. Dann begleiten die Hunde die Patienten zum Frühstück. Sie laufen frei auf der Station, wenn es niemanden gibt, der viel Angst vor Hunden hat. Das wird aber vorher abgefragt. Bei der Verabschiedung verabreden wir uns meist mit den Patienten von der besuchten Station zum Walking im Park, das um 8.15 Uhr stattfindet.

    Im Schlosspark wird nicht nur ein Spaziergang gemacht, sondern es wird mit den Hunden zum Beispiel verstecken gespielt. Da versteckt sich etwa ein Patient hinter einem Baum und der Hund macht sich nach Kommando des Therapeuten auf die Suche. Wenn er die Person gefunden hat, ist die Freude bei Hund und Mensch groß. Ein Leckerli und Streicheleinheiten besiegeln die Aktion. Solche Spiele werden mehrmals wiederholt, denn sowas macht Freude und bei den Patienten werden jede Menge Glückshormone ausgeschüttet.

    Frau Herold, sie hatten die Idee Alpakas für die Therapie einzusetzen. Was können diese Tiere leisten, was Hund und Hase nicht können? Wer profitiert davon?

    Jana Herold: Hierzulande werden die sanftmütigen Vierbeiner zunehmend als Therapietiere eingesetzt, da man erkannte, dass verhaltensauffällige Menschen in Anwesenheit von Alpakas ruhiger werden. Psychiatrisch erkrankte Menschen, die sich sonst kaum mitteilten, beginnen mehr zu sprechen. Alpakas strahlen Ruhe und Gelassenheit aus, wirken auf Menschen ausgleichend und entspannend.

    Zwischen einem gesunden und einem kranken Menschen macht das Alpaka keinen Unterschied, es ist sogar in der Lage, sich den Menschen, ihrer Stimmung und der Situation anzupassen. Wegen ihres friedlichen Charakters unterstützen Alpakas Patienten bei der Überwindung von Ängsten, helfen Verantwortung aufzubauen, ermutigen die Kontaktaufnahme und stärken das Selbstwertgefühl. Demente Patienten reagieren besonders gut auf die exotischen Andenkamele.

    Alpakas lassen sich von den Senioren ins weiche Fell greifen und streicheln. Der Kontakt zu den Tieren, die viele unserer Patienten noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen haben, wirkt entspannend und ausgleichend. Die Senioren gehen sehr offen mit den Tieren um und kuscheln ohne Berührungsängste. Das fördert die Wahrnehmungsfähigkeiten sowie die Grob-& Feinmotorik der Patienten. Spielerisch werden sie motiviert und gefordert, Bewegungen zu machen, die sie ohne die Tiere wahrscheinlich nicht gemacht hätten.

    Selbst eigentlich wenig motivierte Patienten kommen aus ihren Zimmern, um die Tiere zu streicheln, zu bürsten, sie zu füttern oder mit ihnen spazieren zu gehen. Sie verschaffen den Patienten mehr Lebensqualität und Wohlbefinden. Auch Angehörige, Pflegepersonal und Therapeuten profitieren von der entspannenden Ausstrahlung der Tiere. Sorgen sind für einige Momente vergessen. Der Blick in die dunklen Knopfaugen zaubert allen ein Lächeln ins Gesicht. Das ist Balsam für die Seele.

    Therapeutische Aufgaben hin oder her, der Salat schmeckt schon mal. Emphatisch mit den Stationshasen umzugehen, hilft auch den Patientinnen und Patienten.
    Therapeutische Aufgaben hin oder her, der Salat schmeckt schon mal. Emphatisch mit den Stationshasen umzugehen, hilft auch den Patientinnen und Patienten. Foto: S. Stark

    Alpakas sind Herdentiere und nicht so klein wie Hasen. Wie geht es ihnen, wenn sie in eine Klinik kommen?

    Daniela Fischer: Für Besuche in Einrichtungen kann man nicht jedes Alpaka nehmen. Alpakas sind Flucht- und Distanztiere: Sie tolerieren Streicheleinheiten, aber es ist nicht wie bei Hunden, dass sie diese auch wollen und einfordern. Vertrauen zu den Alpakas muss man sich erarbeiten. Von den Alpakas geht eine friedliche Ruhe aus, das überträgt sich auch auf die Menschen. Alpakas zaubern den Bewohnern ein Lächeln ins Gesicht. Unsere Alpakas, die mit in die Einrichtungen gehen, sind neugierig und selbstbewusst, haben ein ausgeglichenes Wesen und sind nicht ängstlich.

    Wir von den Werntal-Alpakas haben jeden Tag mit den Tieren zu tun und wissen welche Tiere dafür geeignet sind. Auch das Vertrauensverhältnis von den Alpakas zu uns muss stimmen. Das Wohl der Tiere steht dabei an erster Stelle. Es ist eine große Leistung für die Tiere, mit dem Aufzug zu fahren und im Zimmer zu sein, denn der Lärmpegel ist dort manchmal recht hoch. Und die Tiere haben ein sehr gutes Gehör. Deshalb gehen wir, wenn wir eine Stunde gebucht sind, nach etwa der Hälfte für eine gewisse Zeit ins Freie. Da gehen die Tiere erst ins Gebüsch, dann gehen wir ins Haus.

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