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Schweinfurt: Hauptzollamt Schweinfurt: Neue Führung, neue Herausforderungen

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Hauptzollamt Schweinfurt: Neue Führung, neue Herausforderungen

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    Auch Fahrzeugkontrollen gehören zum Aufgabengebiet des Zolls. 
    Auch Fahrzeugkontrollen gehören zum Aufgabengebiet des Zolls.  Foto: Silvia Gralla

    Das Hauptzollamt (HZA) Schweinfurt trägt zwar den Namen der Kugellagerstadt, weil hier – in der Brückenstraße – das Mutterhaus steht, hat aber sehr viel mehr Fläche zu bedienen als nur Stadt und Landkreis Schweinfurt. "Von Aschaffenburg bis Bayreuth, das ist beinahe ganz Ober- und Unterfranken bis auf die Landkreise Hof und Wunsiedel im oberfränkischen Raum", so Regierungsdirektorin Franziska Schubert, erstreckt sich der Zuständigkeitsbereich des HZA. In Fläche ausgedrückt sind das mehr als 14 200 Quadratkilometer. Nur zum Vergleich stelle man sich das Saarland vor, das es gerade mal auf gut 2500 Quadratkilometer bringt. Dennoch ist Schweinfurt unter den 41 Hauptzollämtern in Deutschland eher klein, aber eben mit viel Fläche. 

    Elf Dienststellen mit derzeit 616 Beschäftigten (in Schweinfurt selbst sind es vier Dienststellen mit etwa 200 Mitarbeitern) verrichten im HZA Schweinfurt ihren Dienst. Ein Dienst, der immer anspruchsvoller und vielfältiger wird. Längst sind nicht mehr nur die zolltechnische Überwachung des Warenverkehrs oder die Ermittlungen im Zusammenhang mit illegaler Beschäftigung und Schwarzarbeit zu schultern, sondern werden zum Beispiel auch die KFZ-Steuer oder Energieumlagen wie für den Strom, über den Zoll erhoben und abgewickelt. So wurden alleine vom HZA Schweinfurt im laufenden Jahr eine Schadenssumme von 30 Millionen Euro bei der Schwarzarbeit ermittelt. Gelder, die an die Allgemeinheit und die Sozialkassen zurück fließen.

    "Die Bundesbehörde Zoll schafft die Hälfte des ganzen Bundeshaushalts", sagt Franziska Schubert. Die Juristin ist die neue Leiterin des HZA in Schweinfurt und damit Nachfolgerin des im Juli 2019 nach schwerer Krankheit mit 53 Jahren verstorbenen Regierungsdirektors Joachim Muhlert.                  

    Franziska Schubert ist die neue Leiterin des Hauptzollamtes Schweinfurt, mit seinem mehr als 14 200 Quadratkilometer großen  Zuständigkeitsgebiet.  
    Franziska Schubert ist die neue Leiterin des Hauptzollamtes Schweinfurt, mit seinem mehr als 14 200 Quadratkilometer großen  Zuständigkeitsgebiet.   Foto: Helmut Glauch

    Eigentlich hat sie dieses Amt schon im Februar diesen Jahres angetreten, aber wie so vieles heuer, blieb eine offizielle Amtseinführung auf der Strecke. Dafür gab es viel Arbeit und neue Herausforderungen – nicht nur wegen Corona – für die 36-Jährige, die seit 2014 der Zollverwaltung angehört und die sozusagen eine Bilderbuchkarriere hingelegt hat. Aufgewachsen in Berlin, war sie zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag, absolvierte danach ihr Rechtsreferendariat am Landgericht Schweinfurt und bei der hiesigen Staatsanwaltschaft. Beim HZA Schweinfurt war Schubert zuletzt Leiterin der zentralen Straf- und Bußgeldstelle Nordbayern und Stellvertreterin ihres verstorbenen Amtsvorgängers.       

    Eine steile Karriere abseits des "normalen Weges", räumt sie ein. "Ich hatte letztlich auch das große Glück, dass ich an diesem Hauptzollamt bleiben konnte, was aber jetzt der große Vorteil ist, da ich dieses Haus sehr gut kennengelernt habe." Kennen-und schätzen gelernt hat sie auch die Region, denn sie hat sich mit Mann und Sohn (3) in einer Gemeinde im nördlichen Landkreis niedergelassen. 

    Herausforderungen im Corona-Jahr 

    Durchsuchungen, Ermittlungen, Präventionsmaßnahmen und Abfertigungen – all das war im Corona-Jahr auch für den Zoll alles andere als Alltagsgeschäft. "Trotz Corona dürfen keine Schlupflöcher oder kontrollfreien Rechtsräume entstehen", so Schubert. Vor allem das Thema Finanzkontrolle Schwarzarbeit werde umfangreicher, fordere angesichts beinahe mafiöser Strukturen immer mehr Ermittlungsarbeit. Darüber hinaus wurden umfangreiche Hygienemaßnahmen für die eigenen Mitarbeiter und im Umgang mit Partnern in der Wirtschaft und Kunden, die zum Beispiel ihre zollabgefertigten Pakete abholen kommen, umgesetzt.   

    Gelegentlich geht dem Zoll auch eine Ladung geschmuggelter Zigaretten ins Netz.
    Gelegentlich geht dem Zoll auch eine Ladung geschmuggelter Zigaretten ins Netz. Foto: Hauptzollamt Schweinfurt

    Auch die Vorbereitungen auf den nach wie vor ungewissen Ausgang des Brexit wurden fortgeführt. "Wir sind auf den harten Brexit vorbereitet, der Großbritannien von heute auf morgen zum Drittland machen würde", so Schubert. Szenarien werden erprobt wie Zollstellen im Fall der Fälle personell unterstützt werden können. "Der Zoll ist in den hierzu erforderlichen elektronischen beziehungsweise digitalen Voraussetzungen so weit, dass diese Unterstützungsmaßnahmen auf Distanz geleistet werden können und kurzfristig auf Abruf zur Verfügung stehen."  

    Schon vor der Corona-Krise hatte der Zoll eine beachtliche Anzahl von Telearbeitsplätzen und die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten zu bieten. 2020 wurde genutzt, um diese Entwicklung zu beschleunigen, so Schubert, die in der Krise auch die Chance sieht, den Zoll als Arbeitgeber fit für die Zukunft zu machen.  

    Synergien nutzen und Dienststellen zusammenlegen

    Auf die Zukunft vorbereiten will Schubert das HZA auch, indem sie Dienststellen verdichtet, sprich zusammenführt. Ihre Vision, aus den gegenwärtig vier Dienststellen in Schweinfurt zwei zu machen, um ein besser vernetztes "unter einem-Dach-Arbeiten" der immer mehr werdenden Kollegen zu ermöglichen. "Wir sind  auf der Suche nach einer Liegenschaft, in der wir drei unserer vier Dienststellen zusammenführen können. In einer Stadt wie Schweinfurt vier Dienststellen zu haben, ist im Hinblick auf Synergieeffekte nicht besonders förderlich", so Schubert. "Das Hauptzollamt am Hafen würden wir gerne dort lassen wo es ist, schon wegen seiner guten Erreichbarkeit und seinen Möglichkeiten der Lkw-Abfertigung". Die drei anderen Dienststellen, das Mutterhaus in der Brückenstraße, die KFZ-Steuerstelle und die Finanzkontrolle Schwarzarbeit am Hafen, sollen mittelfristig unter einem Dach vereint werden.              

    Der Zeitrahmen und vor allem das "Wo" sind noch nicht abgesteckt. Das es nicht in der Brückenstraße sein wird, liegt aber auf der Hand, denn dort gibt es keine Möglichkeiten die zu integrierenden Dienststellen unterzubringen. Platzmangel ist dort schon jetzt ein Thema, teilweise müssen Räume, die eigentlich nur für einen Büroplatz gedacht sind, von zwei Personen genutzt  werden. "Den Bedarf ermitteln" ist zur Zeit auf der Tagesordnung, betont Franziska Schubert. Vernehmungsräume, Waffenkammer, Abstellplätze für Dienstfahrzeuge und vieles mehr werden gebraucht, um die Aufgaben des HZA, mal abgesehen von der Abfertigung in der Londonstraße, zusammenzuführen. Schweinfurt ist und bleibt aber das Zentrum, auch weil es nur hier gewisse Sachgebiete gibt.

    Es warten neue Aufgaben auf den Zoll

    Der Zoll eine Wachstumsbranche.  "Um die 100 Leute dürfte der Zuwachs alleine in den vergangenen fünf Jahren verteilt auf das ganze Zuständigkeitsgebiet betragen haben", ergänzt Tanja Manger, Pressesprecherin des HZA Schweinfurt. Mitarbeiter, die gebraucht werden, um die immer ausgeklügelteren Methoden illegaler Beschäftigung, zu ermitteln. Auch neue Aufgaben, wie zum Beispiel der stark wachsende elektronische Handel (E-Commerce) werden den Zoll künftig stark beschäftigen, ist sich Franziska Schubert sicher. Dafür werden gut ausgebildete Fachkräfte gebraucht.  79 Auszubildende, dual Studierende und Anwärter bereiten sich gegenwärtig unter den Fittichen des HZA Schweinfurt auf ihre Aufgaben vor. Und das sind immer mehr junge Frauen, auch in den "waffentragenden Bereichen" der Behörde. "Bei den unter 30-Jährigen Kollegen sind etwa 65 Prozent weiblich", so Schubert. Der Zoll ist also auch in dieser Hinsicht alles andere als von gestern.         

    Wenn der Zoll auf die Baustelle kommt, haben die Beamten oft etwas zu monieren. 
    Wenn der Zoll auf die Baustelle kommt, haben die Beamten oft etwas zu monieren.  Foto: IG-Bau
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