Um 13.44 Uhr war alles gelaufen: Die Gemeinde Dittelbrunn erhielt am Amtsgericht den Zuschlag bei der Zwangsversteigerung des Objekts Neue Straße 13, im Ort besser bekannt als „Aßmann-Haus“.
Die Kommune von Bürgermeister Willi Warmuth war der einzige Bieter. „Die Schlösser der Wohnung sind schon ausgetauscht“, durfte der neue Hausherr wenig später bei der Bürgerversammlung verkünden.
Es war bereits der zweite Versteigerungstermin, die Gemeinde erhielt den Zuschlag für 180 000 Euro und ist nun unter anderem Besitzerin von 271 Quadratmetern Wohnfläche, neben der Praxis. Gläubiger war eine österreichische Bank. Bei der ersten Versteigerung im Oktober 2014 war der Verkehrswert des Wohn- und Geschäftshauses noch mit 283 000 Euro angegeben worden.
„Er war immer da, wenn man ihn gebraucht hat, zu jeder Tageszeit.“
Dr. Andreas Hain, Hausarzt
Es war das Ende einer zuletzt äußerst tragischen Geschichte, um Dr. Horst Aßmann, den beliebten Landarzt, der am 19. September letzten Jahres verstorben ist – und Schulden hinterlassen hat. Eine Notlage, in die der Allgemeinmediziner nach dem Tod seiner Frau Dr. Marina Nozic-Aßmann 2008 „unverschuldet hineingeschlittert“ ist, wie seine Hambacher Freunde betonen.
Der Gemeinde – und der Bevölkerung – ist wichtig, dass die medizinische Versorgung in Hambach sichergestellt bleibt und die Arztpraxis im Gebäude weitergeführt werden kann. „Bei uns bleibt alles, wie es ist“, meint dazu Nachfolger und Mieter Andreas Hain. Es war der ehemalige Bürgermeister Michael Herterich, der Ende 2009 einige Hebel in Bewegung gesetzt hat, um Hains Wechsel vom Hofheimer Krankenhaus nach Hambach zu ermöglichen. Seit 2010 arbeitete der junge Arzt und Familienvater, der im Ort gebaut hat, in einer Gemeinschaftspraxis mit Aßmann, einem „Hausarzt alter Schule, mit Leib und Seele“, wie sein Kollege sagt. Zwei Jahre später hat er die Praxis übernommen, um das Lebenswerk von Horst Aßmann fortzuführen.
Das Gebäude aus dem Jahr 1912 war einmal die Schule, diente Ende der 1960er-Jahre dann als Kindergarten. Außerdem ist hier noch ein Kosmetikstudio untergebracht, in Teileigentum. 1978 zog dann Dr. Horst Aßmann ein. Ein Foto aus der Zeit zeigt einen Reisenden mit langen Haaren, der gerade aus einem Flugzeug kommt: ein Symbolbild. Aßmann wurde 1940 in Hamburg geboren, der Vater, selbst Arzt, starb früh.
Der Sohn soll zunächst als Hafenarbeiter, dann als Krankenpfleger gearbeitet haben, um sich seinen Traumberuf zu finanzieren. Nach dem Studium und mehreren Berufsjahren im Klinikum Aschaffenburg ließ er sich als praktizierender Arzt in Hambach nieder – um zu bleiben.
„Er war immer da, wenn man ihn gebraucht hat, zu jeder Tageszeit“, weiß Hain. Pflichtbewusstsein und Verantwortung gegenüber seinen Patienten habe Aßmann ausgezeichnet, ebenso wie seine Frau, bestätigt Ernst-Gunther Neubauer, ein Weggefährte und ehemaliger Gemeinderat. Aßmann habe seine Tätigkeit erst im höheren Alter aufgegeben, als die Nachfolge geklärt war. Eine große Trauergemeinde hat den Mediziner 2014 zur letzten Ruhe begleitet.