Gut 600.000 Besucherinnen und Besucher kommen im Jahr in den Wildpark Schweinfurt, schätzt Wildparkchef Thomas Leier. "Wir sind eine der meistbesuchten Erholungseinrichtungen Bayerns." Am Wochenende, in den Ferien, wenn das Wetter schön ist, ist der Park, oder das freizeitkulturelle Juwel der Stadt Schweinfurt, wie Leier sagt, das Ausflugsziel schlechthin für Leute aus der Stadt und aus der Umgebung.
Kaum jemand, der sich die Tiere anschaut, seine Kinder im Wildparkdampfer planschen lässt, sich ein Eis holt, denkt wohl daran, wie hinter den Kulissen gearbeitet wird, damit sich die gut 400 Tiere aus 45 Arten und auch die Besucher wohlfühlen.

Allein für die Besucher ist viel Arbeitseinsatz nötig. Um die Müllentsorgung, die Reinigung der Anlage und der Toiletten, das Instandhalten der Gebäude muss sich jemand kümmern. Mitarbeiter sind in der Waldschänke im Einsatz. Fazit von Thomas Leier: "Wir sind 365 Tage im Jahr für die Tiere und Besucher da." Leier schätzt das Engagement und die Vielseitigkeit seines Teams. "Letztendlich müssen fast alle alles können."
Warum es im Wildpark Schweinfurt einen Alexanderplatz gibt
Einer aus dem Team hat eine besondere Ehre bekommen. Nach ihm wurde ein Platz im Park benannt. Vor der Waldschänke liegt der Alexanderplatz, benannt nach "Mr. Waldschänke " Alexander Michel. In der Schänke gibt es auch nette Souvenirs, 15 Wildpark-Tiere als Plüschfigur zum Beispiel. Oder einen Elch-Keks. Tausende davon werden im Jahr verkauft.

An einem Morgen haben wir drei der insgesamt zwölf Mitarbeiter (Vier davon in Teilzeit) begleitet und einen faszinierenden Einblick hinter die Kulissen des Wildparks gewonnen. Eine davon ist Nicole Metzger. Sie ist für die Futterküche zuständig. Sie bringt den Eulen, den Käuzen, den Störchen, den Geiern und den Luchsen Futter. Küken, Hühnermägen und Hühnerleber mischt sie in der Futterküche zusammen, in der große Gefriertruhen stehen. Da sind auch die Heimchen, die Insekten, für die Beos drin.

"Die Küken sind auch gut, um eventuell Medikamente zu verstecken, die die Tiere brauchen. "Ähnlich wie beim Hund, wenn die Tabletten in der Leberwurst verpackt werden", sagt sie und macht sich ans Futter-Mischen. Die Tröge kommen auf die Schubkarre und los geht's. Erste Station: Die Volieren hinter dem Tor der Wünsche.

Nicole Metzger erzählt ein bisschen über Schneeeulen, während Hermine und Leogolas sich ihr Frühstück holen. Die Männchen sind heller, die Weibchen gefleckt. Das dient zur Tarnung beim Brüten auf dem Boden. Nebenan sitzen Hedwig und Ron. Die beiden Schneeeulen sind neu im Park, sie wurden bei einem Tiertransport beschlagnahmt und nach Schweinfurt gebracht.
Was dem Bartkauz beim Hören hilft
Bartkauz Amadeus kommt sofort angeflogen, als die Tierpflegerin seine Voliere betritt. Der auffällige Gesichtsschleier der Vögel hat übrigens einen Zweck, erzählt sie: Er leitet den Schall zu den Ohren. Weitere Info: Bartkäuze bestehen aus 70 Prozent Federn. "Im Prinzip ist ein Bartkauz eine fette Taube."

Von der Voliere führt eine Tür in das Storchengelände. Die drei Jungstörche bekommen ihren Napf in den Horst gestellt, die Eltern beobachten das mit Abstand. Sie bringen ihren Jungen Insekten, Würmer. Die Hauptnahrung kommt aber aus der Futterküche. Störche wachsen schnell, sagt Nicole Metzger. Das hat einen Grund. "Im August, September machen sie sich auf nach Afrika."

Nächster Stopp: das Luchsland. Luchsmädchen Luma wartet schon und macht sich sofort über das Fleisch her. Hedwig lässt sich auch gleich blicken. Schörschle dagegen ist etwas ungehalten. Der Luchs hat ein bisschen zu viel auf den Rippen, erzählt Nicole Metzger. Motto: FdH, Friss die Hälfte. Luma klettert gerne auf Bäume, Schörschle hat das ausgenutzt und ihr Futter stibitzt. Deswegen ist er jetzt auf Diät, separiert und bekommt weniger und mageres Fleisch. "Das gefällt ihm gar nicht." Nicole Metzger ist sich aber sicher: Das mit dem Abnehmen wird klappen. "Das schaffen wir."
Schörschles Vater war Deutschlands dickster Luchs
Vielleicht liegt bei Schörschle ja das Übergewicht in der Familie. Sein Vater Rufus, der nach Kastration und einer Pfotenverletzung zugelegt hatte, war als Deutschlands dickster Luchs 2018 durch die Presse gegangen.

Wer einmal gesehen hat, wie ein Geier seine Flügel spannt, ist beeindruckt. Die Vögel sind riesig. Und hungrig. Edith wartet ein bisschen, bis sie sich zu Jack und Fuzzy gesellt. Die Geier zerlegen das Fleisch ziemlich schnell. "Da bleibt nur noch der Knochen übrig." Die drei sind Altweltgeier, erkennbar am behaarten Hals. Die Neuweltgeier haben einen nackten Hals.
Und noch etwas Interessantes hat Nicole Metzger auf der Pfanne. Geier können gut sich gut auf dem Boden fortbewegen, haben "Lauffüße". Es kann nämlich durchaus vorkommen, dass sie nicht mehr fliegen können, weil sie zu viel gefressen haben.

Dreimal in der Woche bekommen die Elche Laub
Harald Häusinger , Vorarbeiter und Forstwirt, versorgt heute die Elche mit gelben Rüben und Kraftfutter aus Weizenkleie und Zuckerrübenmelasse. Montag, Mittwoch und Freitag gibt es Laub, frisch aus dem Stadtwald geholt. "Elche sind keine Grasfresser", räumt er mit einem Vorurteil auf. In der Natur essen sie Knospen, Algen, Flechten, Moose und eben Laub. Die drei Elche Daya, Lasse und Cordula sind übrigens die einzigen Wildparkbewohner, die zweimal am Tag zu Fressen bekommen.

Isolde Müller, Tierpflegerin und Zimmerfrau, zuständig für den Bauernhof, unterscheidet etwas von ihren beiden Kollegen: Ihre Schützlinge, die Kaninchen, Meerschweinchen, Ziegen, die Hühner, die beiden Schweine, haben keine Namen. Sie findet, manche Menschen haben ein falsches Bild vom Beruf des Tierpflegers. "Es geht nicht ums Tiere streicheln." Eher darum, die Tiere zu versorgen. Und darum, die ganzen Hinterlassenschaften wegzuräumen. Allein das hält Isolde Müller schwer auf Trab. Deswegen freut es sie sehr, wenn die Schwäbischen Hällischen Schweine endlich kapiert haben: "Gekackt wird draußen."

Die Kinder drücken sich gerne die Nasen platt, um die Kaninchen und Meerschweinchen zu sehen. Deswegen muss Isolde Müller regelmäßig Scheiben putzen. Sie muss kontrollieren, dass keine Büsche in den Elektrozaun der Schweine reinwachsen. "Arbeit gibt es genug."
Appell: Die Tiere nicht mit mitgebrachten Sachen füttern
Was Nicole Metzig, Harald Häusinger und Isolde Müller ganz besonders am Herzen liegt: Bitte die Tiere nicht mit mitgebrachten Sachen füttern. Es gibt die Futterpäckchen an den Automaten, ansonsten sollen die Tiere nichts bekommen, um nicht ihr Leben zu gefährden. Nur ein Beispiel: "Wenn ein Beo eine Pommes frisst, stirbt er", sagt Nicole Metzig. Und eine Blaustirnamazone ist schwerkrank geworden, nachdem jemand eine Erdnuss durch die Gitter gesteckt hat. Der Vogel hat sich dadurch mit Aspergillose infiziert.
"Es geht uns nur um das Wohl unserer Tiere", sagt Thomas Leier. Am Eingang zum Wildpark steht seit einiger Zeit die Tote-Tiere-Kiste. "Die hätten wir früher mit durch falsches Futter getöteten Tieren füllen können", sagt Leier. Besucher, die Futter mitbringen wollen, können es in die Kiste geben. Das Team prüft, was verwendbar ist. Und das ist nicht viel.