Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor fast genau 75 Jahren und der Fund einer verrosteten Vierlings-Flugabwehrkanone (Flak) in einem Acker bei Schwebheim vor einigen Monaten: Diese zwei Begebenheiten hatten den Schwebheimer Ortsgeschichtlichen Arbeitskreis bewogen, den Flak-Ring um Schweinfurt zum Thema seines 10. Historischen Stammtischs zu machen. Pfarrer im Ruhestand Dieter Schorn aus Schweinfurt ließ auf Einladung der beiden 1. und 2. Vorsitzenden Hedi Seifert und Britta Ritter die etwa 50 interessierten Besucher an seinem umfangreichen Wissen über den Verteidigungsgürtel teilhaben. Zusätzlich gab es Fotos von der Bergung der Flak aus dem Acker zu sehen.
Gleich zu Beginn wagte Schorn eine These über die Schwebheimer Acker-Flak: „Ich glaube nicht, dass der Fundort die ursprüngliche Geschützstellung war.“ Wie und warum sie jedoch an ihren Fundort gelangt sein könnte, blieb offen. Schorn hatte eine Karte mitgebracht, auf der alle Flak-Stellungen rund um Schweinfurt eingezeichnet sind. Bei Schwebheim gab es demnach zwei Stellungen beziehungsweise eine Doppelbatterie mit jeweils sechs Geschützen.
Insgesamt waren rund um Schweinfurt sogenannte „leichte“ Flak-Kaliber stationiert. Der Fund im Schwebheimer Acker war eine Vierlings-Flak mit Zwei-Zentimeter-Kalibern.
Schorn sah seine Aufgabe an diesem Nachmittag darin, den Fund im Acker in den größeren Rahmen des Luftkriegs einzuordnen. Insgesamt 29 Stellungen hat der Pfarrer in der Karte eingezeichnet. „Im Verhältnis zur Größe des Gebiets gab es nirgends eine stärkere Flak-Verteidigung als um Schweinfurt“, so Schorn. Nach früheren Quellen hätte es gar geheißen, es sei der stärkste Flakring überhaupt gewesen, dies gelte so nicht mehr.
Schorn gab Einblick in ganz persönliche Erlebnisse während des Krieges. „Ich kann mich noch an mein Luftschutzgepäck erinnern, das war ein kleines Kofferle.“ Der Koffer habe immer an seinem Bett gestanden, er sei 1942 zehn Jahre alt gewesen. In Vorbereitung des Luftkriegs sei es seine Aufgabe gewesen, im ersten Stock des Schweinfurter Wohnhauses der Familie Wasser in die Badewanne einzulassen – als Löschwasser für den Fall der Fälle.
„Schreiben Sie das bitte heute Abend noch auf! Vielleicht sind Sie der letzte Gochsheimer, der das noch so weiß.“
Dieter Schorn, Pfarrer im Ruhestand
Vereinzelt meldeten sich beim 10. Historischen Stammtisch auch Zuhörer zu Wort, die ihre eigenen Erinnerungen beitrugen. So gab es zum Beispiel eine Ergänzung zum Standort einer mobilen Eisenbahn-Flak bei Gochsheim. Ein Gochsheimer erinnerte sich, dass das Geschütz direkt auf dem Bahnhofsgelände gestanden hätte.
Schorn ging auf den alten Mann zu und bat ihn eindringlich: „Schreiben Sie das bitte heute Abend noch auf! Vielleicht sind Sie der letzte Gochsheimer, der das noch so weiß.“ Dank des Historischen Stammtischs ist der Mann jetzt aber nicht mehr der Letzte, der das noch weiß.