In einer Feierstunde hat der Historische Verein Gerolzhofen am Freitagabend im Saal des Pfarrer-Hersam-Hauses seine Ehrenpreise vergeben. Weil die Vergabe in den beiden vergangenen Jahren wegen Corona ausfallen musste, wurden nun gleich drei Preisträger gewürdigt. Jeder Preis ist mit 500 Euro dotiert. Dazu gibt es auch noch eine Ehrenurkunde.
Der Ehrenpreis 2020 geht an die Eheleute Barbara und Wilfried Dörflein, die ihr historisches und unter Denkmalschutz stehende Anwesen in der Rügshöfer Straße 13 vorbildlich restauriert haben. Der Ehrenpreis 2021 wurde an die Eheleute Anja und Peter Burzynski verliehen, die das unter Ensembleschutz stehende ehemalige Bauernanwesen der Familie Kaspar in der Rügshöfer Straße 35 in den vergangenen Jahren von Grund auf saniert haben.
Vorbild für Nachhaltigkeit
Der 2. Vorsitzende Bertram Schulz sagte in seiner Laudatio, die beiden Häuser würden schon seit Jahrhunderten existieren und seien damit ein echtes Vorbild für Nachhaltigkeit. Sie zu sanieren sei mehr als lohnend. Dazu brauche man als Bauherr aber eine Leidenschaft für das Bauwerk, gute Nerven und generell die Liebe zum Denkmalschutz. Mit den Farbgestaltungen der beiden Hausfassaden - ein dunkles Rot und ein Blau - hätten beide Hauseigentümer gelungene Farbakzenten in der Rügshöfer Straße gesetzt, die ja sonst eher von zurückhaltenden Farbanstrichen geprägt sei, sagte Schulz.
Das Anwesen Dörflein wurde 1984 in die Denkmalliste aufgenommen. Das Ackerbürgerhaus hat seinen baulichen Ursprung bereits im 16. Jahrhundert. Im Kellergewölbe haben sich ein Steinmetzzeichen und die eingemeißelte Jahreszahl 1588 erhalten. Die ersten Bewohner waren gut betuchte Beamte des Fürstbischofs, unter anderem Notare, Centgrafen und Forstmeister. Ab dem Jahr 1662 ziehen dann örtliche Handwerker ein, die nebenbei hier auch eine Heckenwirtschaft betreiben. In historischen Unterlagen erwähnt sind Glasermeister, Büttner und über mehrere Generationen dann Bäckermeister. 1793 fand dann ein größerer Umbau statt. Anno 1907 heiratete Georg Dörflein ein, der Großvater des heutigen Eigentümers Wilfried Dörflein.
Leichenwagen der jüdischen Gemeinde
Familie Dörflein stellte früher den Leichenwagen für die jüdische Gemeinde bereit, berichtete Bertram Schulz. Als es auch in Gerolzhofen zum Pogrom kam und die Synagoge verwüstet wurde, sollte auch dieser Leichenwagen am Säusee verbrannt werden. Dörfleins hätten den Wagen in ihrer Scheune aber so gut getarnt, dass die NS-Schergen ihn bei ihrer Suche nicht fanden. Der Leichenwagen hat sich allerdings trotzdem nicht erhalten. Er wurde nach dem Krieg als Ersatzteillager verwendet.

Beim Anwesen von Anja und Peter Burzynski sind die Eigentümer bereits seit 1580 urkundlich nachweisbar. Der heutige Bau wurde 1806 vom Landwirt Jakob Barthel errichtet, von dem sich im Keller auch noch ein Scheitelstein mit entsprechender Aufschrift erhalten hat. An Dreikönig 1955 entging das Wohnhaus nur knapp einer Katastrophe, als die hintere Scheune im Vollbrand stand. Durch den schlagkräftigen Einsatz der Gerolzhöfer Feuerwehr konnte das Haus vor den Flammen gerettet werden. Noch heute sind in der Scheune angekohlte Balken zu sehen.
Liebevolle Pflege der Kapelle
Den Ehrenpreis 2022 des Historischen Vereins erhält das Ehepaar Agnes und Heinz Zündorf für ihre Verdienste, die sie sich bei der jahrzehntelangen liebevollen Pflege der kleinen Antoniuskapelle am Ortsausgang in Richtung Frankenwinheim erworben haben. Die Vorsitzende Beate Glotzmann als Laudatorin sagte, das Ehepaar habe sich schon vor Jahrzehnten der kleinen Kapelle, deren Baujahr unbekannt ist, angenommen. 1985 sei das Kirchlein nach umfassender Renovierung von Pfarrer Otto Storg gesegnet worden. In den Folgejahren sorgten Agnes und Heinz Zündorf in Eigeninitiative dafür, dass sich die Antoniuskapelle innen und außen in ein Schmuckstück verwandelt habe, sagte Glotzmann. 1998 wurde das Häuschen nach einer erneuten Sanierung von Pfarrer Josef Kraft wieder gesegnet.
In diesem Sommer 2022 nun hat das Ehepaar, das seit 70 Jahren verheiratet ist, sein Engagement im hohen Alter beendet. Heinz Zündorf wird demnächst 93 Jahre alt, seine Gattin ist 91 Jahre. "Beide haben immer dafür gesorgt, dass es der Kapelle gut ging", würdigte Glotzmann den hohen und selbstlosen Einsatz der beiden Senioren. "Dies war wirklich außergewöhnlich."
Dank des Bürgermeisters
Bürgermeister Thorsten Wozniak beglückwünschte die Preisträger. Mit der Auszeichnung würden Persönlichkeiten geehrt, die sich um die Belange der Stadt verdient gemacht hätten. "Sie sind Vorbilder für unsere ganze Gesellschaft." Wozniak dankte den Preisträgern für ihr langjähriges Engagement und hoffte, "dass möglichst viele diesem Beispiel folgen."
Die Feierstunde wurde von Bernt Eichmüller mit Improvisationen auf der Violine musikalisch umrahmt.
Ehrenpreis des Historischen VereinsDer Historische Verein Gerolzhofen vergibt seit dem Jahr 1989 möglichst jährlich einen Ehrenpreis an Personen oder Institutionen. Laut der Vereinssatzung soll der Preis für besondere Verdienste und Leistungen verliehen werden, die in besonderer Weise zur Förderung und Verständnis und Pflege fränkischer Geschichte, Kunst, Volkskunde und Landeskunde beitragen - insbesondere bei der Erhaltung und dem Ausbau der städtischen Museen und seiner Sammlungen, durch ihre Mithilfe bei der Erforschung der Geschichte von Stadt und Umland und durch die Pflege des Stadtbildes und der Erhaltung der Kulturdenkmale in Gerolzhofen und Umland. Dabei soll bewusst besonders der Einsatz gewürdigt werden, der nicht vordergründig rein materiellen oder kommerziellen Interessen dient. Eine Jury, der unter anderem der Gerolzhöfer Bürgermeister, die Museumsleiter und der Kreisheimatpfleger angehören, bestimmt den Preisträger. Der Ehrenpreis ist mit 500 Euro dotiert.Quelle: kv