(sia) Die Kirchenglocken läuteten laut und freudig, als die neue Pfarrerin Tabea Richter und ihr Mann Gunder vor wenigen Tagen mit dem Umzugswagen am Obbacher Pfarrhaus ankamen. Denn für die evangelischen Christen des Dorfes sowie von 14 umliegenden Orten ist damit eine eineinhalbjährige Vakanz beendet.
In dieser Zeit hat der Obbacher Kirchenvorstand das Pfarrhaus grundsaniert und hat mit Unterstützung der Nachbargeistlichen das gemeindliche Leben aufrecht erhalten. Hochachtung vor diesem Einsatz hat daher die neue Pfarrerin z. A. (zur Anstellung): „Was hier geleistet wurde, das ist schon bemerkenswert“, sagt die 32-Jährige, freut sich über den herzlichen Empfang und auf die Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand. „Ein Miteinander gehen, das ist mir wichtig“, verdeutlicht sie ihr Ziel und ihre Wertschätzung der Laien in der Kirche.
Die evangelische Landeskirche sendet die junge Pfarrerin in ihrer ersten Berufsstelle in eine Gemeinde, zu der neben Obbach noch Brebersdorf, Burghausen, Greßthal, Hain, Kaisten, Kronungen, Kützberg, Pfersdorf, Poppenhausen, Rütschenhausen, Schwemmelsbach, Sömmersdorf, Wasserlosen und Wülfershausen gehören. „Ich habe mich bewusst für Obbach entschieden“, erzählt Tabea Richter, „ich wollte aufs Land“. Zu den 15 zu betreuenden Dörfern in drei politischen Gemeinden und den knapp 1300 evangelischen Christen meint sie: „Ich gehe davon aus, dass Gott das so will, dann mache ich das.“
Die Entscheidung für Obbach traf sie von Brasilien aus. Im Süden des Landes, in Sao Jose dos Pinhais, war sie ein Jahr lang auf eigenen Wunsch zum Spezialvikariat in einer lutherischen Kirchengemeinde: Um in dieser Zeit wertvolle Erfahrungen zu sammeln, um zu sehen, wie eine überschaubare Gemeinschaft funktioniert, wie man in der Gemeindeleitung „das Ganze im Blick hat“: vom getauften Säugling über die Jugend, die Ehepaare, die engagierten Helfer bis zu den Senioren. Und um zu erleben, „dass man nicht alles auf einmal machen kann und dass man sich Hilfe von außen holen kann". Ins Ausland zu gehen, das sei immer ihr Wunsch gewesen, erzählt sie, zumal sie auch ihre eigene Kindheit zum Teil in Papua-Neuguinea verbrachte, wo ihr Vater als evangelischer Pfarrer arbeitete. Allerdings dachte sie eher an Ärztin als Berufsziel, weshalb sie nach dem Abitur in Nördlingen 1997 zunächst auch eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester absolvierte. Doch Medizin war nicht ihr Ding. Als gewünschte Herausforderung sieht Tabea Richter die Pfarrstelle in Obbach, die sie zur Vertretung innehat, wie es offiziell heißt. Ein Geschenk sei dieser Dienst, allerdings müsse sie noch einiges lernen, weshalb sie vorsorglich um Geduld und Nachsicht bittet. Und wenn es um Bauprojekte gehe, könne sie ja ihren Mann als Diplom-Ingenieur um Rat fragen. Zuhören wolle sie, „aber die Leute sollen auch sagen, was sie wollen“, ermuntert sie ihre künftige Gemeinde.
Die Amtseinführung von Tabea Richter ist am Sonntag, 18. Oktober, um 14 Uhr in der evangelischen Kirche in Obbach. Anschließend ist Begegnung im Gemeindehaus.