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Schweinfurt: Im April 1975 demonstrierten gut 10.000 in Schweinfurt gegen Atomkraft: Dank Hans-Jürgen Runge gibt es einen Film

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Im April 1975 demonstrierten gut 10.000 in Schweinfurt gegen Atomkraft: Dank Hans-Jürgen Runge gibt es einen Film

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    Hans-Jürgen Runge hat uns einen Film zur Verfügung gestellt, den er bei der großen Anti-Atom-Demo im April 1975 in Schweinfurt gedreht hat. Mit einem handbetriebenen Projektor hat er ihn beim Besuch in der Redaktion vorgeführt. 
    Hans-Jürgen Runge hat uns einen Film zur Verfügung gestellt, den er bei der großen Anti-Atom-Demo im April 1975 in Schweinfurt gedreht hat. Mit einem handbetriebenen Projektor hat er ihn beim Besuch in der Redaktion vorgeführt.  Foto: Susanne Wiedemann

    Als Hans-Jürgen Runge (Gerolzhofen) in der Zeitung den Artikel über die Atomkraftgegner liest, für die nach der Sprengung der Kühltürme der Kampf noch lange nicht vorbei sein wird, weil sie befürchten, dass das Zwischenlager für Atommüll in Grafenrheinfeld zu einem Endlager werden wird, hat er eine Idee. Und ruft beim Schweinfurter Tagblatt an.

    Runge hat lange Jahre als Chefdekorateur in Schweinfurt bei Horten/Kaufhof gearbeitet. Für einen Artikel hat er zusammen mit dem früheren Geschäftsführer Herwig Beck über seine Erinnerungen an "sein" Kaufhaus gesprochen. So ist der Kontakt entstanden.  

    Hier der digitalisierte Film von der Demonstration am 19. April 1975. Hinweis: Der Film ist ohne Ton. 

    Warum er anruft? Hans -Jürgen Runge, Jahrgang 1936, begeisterter Filmer und Fotograf, erinnert sich an ein besonderes Dokument in seinem Archiv. Einen Schmalfilm über die große Demonstration gegen das Kernkraftwerk am 19. April 1975 in Schweinfurt.  

    Am 10. August 1974 erlebte Schweinfurt eine erste Groß-Demonstration. Noch mehr Bürger gehen am 19. April 1975 auf die Straße: 10.000 ziehen mit Transparenten durch die Stadt, füllen den Rathaus-Innenhof und den Marktplatz. An der Spitze steht SPD-Oberbürgermeister Kurt Petzold

    Blick in den Rathausinnenhof bei der Anti-Atomkraft-Demo am 19. April 1975 in Schweinfurt. 
    Blick in den Rathausinnenhof bei der Anti-Atomkraft-Demo am 19. April 1975 in Schweinfurt.  Foto: Hans Rost

    Zum Glück hat Runge noch einen Projektor, den man mit Handkurbel betreiben kann und sich so auf einem kleinen Schirm den Film anschauen kann, nachdem das Band auf eine Spule gewickelt wurde. "Ein einzigartiges Dokument, so etwas habe ich noch nicht gesehen", sagt Redakteur Josef Schäfer, der sich fast sein ganzes Journalistenleben mit dem Kernkraftwerk Grafenrheinfeld beschäftigt.

    Ohne Ton, aber in Farbe

    Der Farbfilm (die Zeitungsbilder waren noch lange schwarz-weiß), knapp zehn Minuten lang, ist ein besonderes Stück Zeitgeschichte. Auch ohne Ton. Denn kaum ein Hobbyfilmer hat damals schon mit Ton gedreht. Am Marktplatz fahren noch Autos, andere Ecken der Stadt, wie der obere Teil des Marktplatzes wirken kaum verändert. 

    Im April 1975 fand eine große Demo gegen das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld statt. Die Aufnahme stammr aus einem Film, den Hans-Jürgen Runge gedreht hat.
    Im April 1975 fand eine große Demo gegen das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld statt. Die Aufnahme stammr aus einem Film, den Hans-Jürgen Runge gedreht hat. Foto: Susanne Wiedemann

    Was auffällt: wie gemischt die Demonstranten sind. Männer mit Schlips und Anzug, Langhaarige mit Schlaghosen, schick frisierte Frauen, Familien, junge Leute, Ältere, sind auf die Straße gegangen. Die Plakate sind teilweise drastisch. "Kindermörder" steht auf einem, "Nützt Naturenergien" auf einem anderen. Bürgerentscheide werden gefordert, vor einer strahlenden Zukunft für die Kinder gewarnt. Es gibt aber auch schräge Sprüche: "Lieber im Harem bei nem Scheich als ´ne radioaktive Leich'"

    Digitalisierung des Schmalfilms kein Problem

    Den Schmalfilm digitalisieren zu lassen, ist kein Problem. Hans-Jürgen Runge freut sich, dass das Dokument nicht verloren geht, erhalten bleibt. Und wir sind dankbar, dass er zu uns gekommen ist, mit der Filmspule.

    Wir sind neugierig, ob sich jemand erkennt auf dem Streifen. Oder auch auf Erinnerungen und Erzählungen. Es soll ja vorgekommen sein, dass die Polizei Tage später bei Leuten nachfragte, was denn ihr Auto bei der Demo in Schweinfurt gemacht hat. War die Tochter mit Papas Auto unterwegs gewesen, konnte das schon für eine gewisse Überraschung daheim sorgen.  

    Wer Erinnerungen beisteuern möchte: Mail an susanne.wiedemann@mainpost.de, Stichwort Demo. Bitte Geduld haben, die Zusendungen werden erst ab 20. September bearbeitet. 

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