Die Nachfrage nach Wein sinkt. Ein gutes Glas weniger haben die über 16-jährigen Deutschen im vergangenen Weinwirtschaftsjahr, im Durchschnitt, getrunken. Laut dem Deutschen Wein Institut, kurz DWI, ist die Menge an Wein um 0,3 Liter im Vergleich zum Vorjahr auf 22,2 Liter Pro-Kopf gesunken. Das entspricht einem Rückgang von vier Prozent. Der durch Wein erzielte Umsatz ist um fünf Prozent gesunken.
Wie bewerten die Winzerinnen und Winzer aus der Region diese Entwicklung? Haben auch sie Umsatzeinbrüche zu verzeichnen? Und welche Maßnahmen ergreifen sie? Diese Redaktion hat bei fünf Weinbauern aus dem Raum Gerolzhofen und Schweinfurt nachgefragt:
1. Weinbau Pfister in Oberschwarzach: Umsatzeinbußen von fast 20 Prozent

"Den Rückgang können wir bestätigen", sagt Johannes Pfister. Der 58-Jährige baut auf einer Fläche von rund fünf Hektar verschiedene fränkische Rebsorten wie Silvaner, Kerner oder Riesling an. Künftig sehe sich der Inhaber des familiengeführten Weinbaus aber dazu gezwungen, die Anbaufläche zu reduzieren. Der Grund: "Wir bekommen unsere produzierte Menge an Wein nicht mehr los", erklärt Pfister. Er habe einen Einbruch im letzten Jahr von fast 20 Prozent zu verzeichnen. "Die typischen Weintrinker von früher gibt es nicht mehr. Das Kaufverhalten hat sich geändert", so der Weinbauer.

Jugendliche trinken laut Pfister kaum Wein. Und diejenigen, die noch Wein trinken, haben ihren Konsum aufgrund von Trends wie "Dry January" oder dem in den Medien vorherrschenden Bild von Alkohol reduziert. Weitere Faktoren, wie gestiegene Produktionskosten, die aktuell schlechte wirtschaftliche Lage und Corona seien ebenfalls ausschlaggebend für den Umsatzrückgang.
2. Weinhof Elmar Weisenseel in Traustadt: Große Konkurrenz aus dem Ausland

Elmar Weisenseel spricht von einem "leichten Rückgang" der Verkaufszahlen im vergangenen Jahr. Deutlich spürbar sei dieser aber nicht. "Wir haben relativ viele Stammkunden. Und zum Glück gibt es noch Leute, die regional einkaufen wollen", so der Inhaber des gleichnamigen Weinhofs. Er selbst beobachte, dass das Angebot an importiertem Wein in den Supermärkten und Discountern immer größer wird. "Viele Menschen wollen mal etwas Neues ausprobieren und entscheiden sich dann für einen Wein, der nicht aus Deutschland kommt", so Weisenseel. Unterschiede am Preis gebe es trotz der teils langen Reise, den die importierten Weine zurücklegen, kaum.
Daher sieht Weisenseel vor allem die Politik im Zugzwang. "Die deutschen Winzer können den Weinbedarf bei uns im Land nicht alleine decken. Aber Wein, der aus Ländern außerhalb Europas kommt, den brauchen wir hier nicht. Mit höheren Zöllen wäre der regionale Weinbau ein Stück weit geschützt", sagt der Weinbauer. Nichtsdestotrotz ist ihm bewusst: "Am Ende entscheiden immer die Verbraucherinnen und Verbraucher."
3. Weinmanufaktur Pfrang in Michelau: Kombination aus Weinbau und Tourismus

Ein anderes Bild zeichnet Martin Pfrang. Der 46-Jährige unterhält neben seiner Weinmanufaktur in Michelau mehrere Ferienwohnungen. Die Nachfrage nach seinem Wein sei nicht gesunken. Vielmehr konnte Pfrang seinen Umsatz steigern. Maßgeblich verantwortlich dafür sei sein Konzept: "Ich setze auf eine Kombination aus Weinbau und Tourismus. Das klappt gut".

Den Preis seiner Weinprodukte musste der Weinbauer im letzten Jahr anpassen. "Hier und da muss man immer mal nachjustieren", so der Vorsitzende des Weinbauvereins Michelau-Altmannsdorf.
4. Weingut Barth aus Michelau: Kaufzurückhaltung hemmt das Geschäft

"Wir konnten im letzten Jahr ein Umsatzplus verzeichnen", erklärt Marco Barth. Der 52-jährige Winzer aus Michelau sieht die aktuellen Entwicklungen, die die Branche betreffen, dennoch kritisch. "Die Kaufzurückhaltung vieler Menschen hemmt das Geschäft", so Barth. Schuld daran sei unter anderem der sogenannte "Dry January". Also der Trend, dass Menschen einen Monat lang komplett auf Alkohol verzichten. In dieser Zeit habe er deutlich weniger Wein verkauft als sonst.
Hinzu kommt, dass viele Menschen sich für importierte statt regionale Ware entscheiden. Eine Einstellung, die laut Barth nicht nur Wein betrifft, sondern andere Lebensmittel. "Avocados zum Beispiel, die braucht eigentlich kein Mensch. Wir haben hier in Deutschland so eine große Auswahl an Früchten und Gemüse. Trotzdem greifen viele zur Avocado. Ähnlich ist das auch beim Wein", sagt der Winzer. Die Gründe dahinter kann er nicht nachvollziehen.
5. Weingut Dahms in Schweinfurt: Alkoholfreie Weine und Sparkler als weiteres Standbein

Alexander Dahms, einer der beiden Geschäftsführer des Weingut Dahms aus Schweinfurt, berichtet von einem leichten, aber dennoch spürbaren Rückgang der Verkaufszahlen im letzten Jahr. Gerade der Vertrieb im Gastronomiebereich habe abgenommen. "Gastronomen kaufen zwar immer noch unseren Wein, aber die Menge an Flaschen ist geringer geworden", so Dahms. Der Verkauf über den eigenen Online-Shop an Privatkunden sei relativ stabil gewesen.
"Momentan bemerken wir eine Zurückhaltung bei vielen Kunden. Ich glaube aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Lage sind viele Menschen verunsichert", erklärt der Winzer aus Schweinfurt. Ein weiterer Grund sei das Konsumverhalten von jungen Menschen. Diese trinken laut Dahms häufig weniger oder überhaupt keine alkoholischen Getränke.
Um diese Zielgruppe dennoch anzusprechen, hat sich die Winzerfamilie etwas einfallen lassen: "Unter der Marke senzo verkauft mein Sohn alkoholfreie Weine und Sparkler. Mit der Idee vor rund fünf Jahren waren wir einer der ersten Weingüter in Deutschland, die diesen Schritt gewagt haben", so Dahms. Mit Erfolg. Im letzten Jahr kamen laut Dahms knapp 800 Gäste zum Alkoholfreien Weinfest in den Weinbergen des Weinguts. Auch die Umsatzzahlen des alkoholfreien Sortiments seien stetig am Wachsen.