Robby Clemens hatte große Probleme: Er war übergewichtig, Kettenraucher und alkoholkrank. Zudem war seine Firma pleite. 14 Jahre später, im Jahr 2012, ist Clemens ein völlig anderer Mensch. Die meisten kennen ihn unter dem Pseudonym World Runner. Clemens ist 2007 innerhalb von elf Monaten um die Welt gereist – und das zu Fuß. Über sein neues Leben, die ungewöhnliche Weltreise und seine Erfahrungen hat er vergangenen Mittwoch zwei Vorträge in der Ebracher Stadtbücherei gehalten. Mit Bildern und Videoausschnitten brachte er die Besucher zum Staunen.
„Kauft euch Laufschuhe und fangt mit dem Rennen an“, sagte der Fitnessarzt Michael Spitzbart während eines Seminars 1998. Clemens nahm ihn beim Wort und fing mit dem Laufen an. „Erst schaffte ich nur 400 Meter“, erzählt er, „aber nach zwei Wochen bereits 800 Meter.“ Und dann ging es immer weiter: Er hörte mit dem Rauchen und Trinken auf, nahm rund 50 Kilogramm ab. Irgendwann – nach zahlreichen Marathons und Spendenläufen für Krebsgesellschaften – entschied er sich, die Welt zu umrunden.
Aus der Provinz in die große Welt
Sein waghalsiges Unterfangen begann am 3. Januar 2007 in Leipzig. Danach ging es in Länder wie Tschechien und Serbien, weiter Richtung Asien über Ägypten und Jordanien. Und überall, wie er noch immer erstaunt erzählt, wurde er herzlich begrüßt. In Indien zum Beispiel haben selbst die Armen ihm von dem Wenigen, das sie haben, etwas abgegeben. „Wir sind mit so vielen Klischees gestartet“, sagt der gebürtige Hohenmölsener, Sachsen-Anhalt, „haben aber einen ganz anderen Blick auf die Welt bekommen.“
Sein Vortrag wird untermalt von teilweise traumhaft schönen Bildern: Clemens vor den Pyramiden von Gizeh, am Bosporus oder dem Grand Canyon. Zusätzlich bekommt der Besucher durch kleine Videoausschnitte Einblicke in das Leben der Menschen in den insgesamt 27 durchlaufenen Ländern.
Die wohl emotionalste Begegnung hatte der 51-Jähriges in den USA. Dort schenkte ihm ein junges Mädchen eine schwarz-weiße Feder. „Ihre Glücksfeder“, sagt Clemens. „Die hatte sie von ihren Eltern bekommen, als sie Jahre zuvor an Krebs erkrankt war.“ Bei so viel Nächstenliebe hätten alle aus dem Team weinen müssen.
Am 9. November 2007 erreichte der World Runner mit seinem fünfköpfigen Team das Ziel: Nach 13 262 Kilometern (mehr als 314 Marathons) durchlief er das Brandenburger Tor in Berlin. Seine nächste Mission startet im Februar 2014. Dann will Clemens vom Nord- zum Südpol laufen. Ein Projekt, das wohl noch gefährlicher wird als sein voriges. Das allerdings scheint für einen positiv Verrückten wie Clemens kein Hindernis zu sein.