Holz war seit jeher ein Politikum. Als Frankreich das Rheinland besetzt hat, im Krisenjahr 1923, wurde das mit der fehlenden Lieferung von Telegrafenmasten begründet: Teil der Entschädigungen nach dem Ersten Weltkrieg. Revierförster Bernd Müller spekuliert, dass es sich bei dem rund hundert Jahre alten Fichtenbestand im „Bauholz“ möglicherweise um die Wiederaufforstung eines solchen „Reparationshiebs“ gehandelt haben könnte.
Im Jahr 2023 schwärmt der Borkenkäfer aus, vertreten durch zwei Arten, Buchdrucker und Kupferstecher. Rund fünf Hektar Fichtenbestand, der letzte der Gemeinde, sind nordöstlich von Hambach betroffen. Akut befallene Bäume sollen maschinell mit dem „Harvester“ gefällt werden. Der Bauhof allein könnte nicht mehr schnell genug eingreifen. Der Rest der Nadelbäume ist wahrscheinlich im Herbst an der Reihe: Dann werden die jungen Bäume, die sich schon von allein „angesamt“ haben, weniger von den Fällarbeiten beschädigt.
"Der Bestand ist nicht zu halten.“
Förster Bernd Müller
Auch die Holzpreise sind dann hoffentlich besser. Gerechnet wird mit 26.000 Euro Erntekosten für die voraussichtlich tausend Festmeter. Für den Förster steht fest: „Der Bestand ist nicht zu halten.“

Gemeinde will die Bürger frühzeitig informieren
Bürgermeister Willi Warmuth hat zum „Dialog am Tisch“ eingeladen. Knapp zwanzig Teilnehmer haben sich zur Exkursion eingefunden. Die Bürger sollen rechtzeitig informiert werden, nachdem es im letzten Frühjahr Unmut gegeben hat, nach Maschineneinsatz am Geisberg. Die heimischen Fichten, die einst in Monokultur angebaut worden sind, werden heute besonders von Trockenheit und Hitze, als Folge des Klimawandels, geschwächt: „Erst kommt der Käfer, dann der Sturm“, so Müller. Der Kupferstecher fällt über die Kronen her, der Buchdrucker besiedelt bevorzugt den dickeren Stamm.

Unter dem schützenden „Dach“ der Altfichten hat sich bereits eine neue Waldgeneration versammelt: kleine Eichen, Buchen, Hainbuchen, Bergahorne, Kirschen, Elsbeeren, Birken, Vogelbeeren, Tannen, Fichten und Douglasien. Jetzt gilt es die neue Vielfalt aus elf Baumarten zu erhalten. Dazu brauche es sowohl angepasste Wildbestände als auch regulierende Eingriffe in die Verjüngung.
Wildverbiss ein Problem
Rehverbiss hemmt den Nachwuchs, die langsam empor strebende, aber beständige Eiche wird oft von schnell wachsenden Bäumen überflügelt. Müller plädiert für Schutzmaßnahmen zugunsten der selteneren Mischbaumarten, und weitere Durchmischung. Künftig könnten auch weitere Baumarten, etwa aus Trockenregionen, getestet werden, um das Risiko angesichts der schwer einschätzbaren Klimaänderung zu streuen.
Nachgefragt wird in der Runde nach der Robinie, als mögliche Alternative. Die habe zwar einige gewünschte Eigenschaften, sagt Müller, aber auch eine Tendenz zum rasanten Ausbreiten, als invasive Art, zu Lasten der Baumvielfalt. Totes Fichtenholz im Wald zu belassen, wie ebenfalls vorgeschlagen wird, als Lebensraum, davon rät der Förster ab: Der Borkenkäfer würde sich darin weiter entwickeln. Am Ende würde beim Verrotten wieder klimaschädlicher Kohlenstoff freigesetzt, der bei der Verwendung als hochwertiger Baustoff gebunden wird: „Artenschutz ist nicht gleich Klimaschutz“. Totholzanreicherung betreibe man vor allem bei alten Eichen.
Leugnen oder aussitzen lässt sich im Wald der Klimawandel nicht mehr: „Der Atlantik ist so warm wie nie zuvor.“ Mit den Temperaturen steigt auch die Borkenkäferzahl. Drei Generationen pro Jahr sind möglich: Wenn jedes Insekt zwanzig Nachkommen zur Welt bringt, bedeutet das am Ende 400 Nachkommen pro Käfer und Jahr.
Die Schäden wurden relativ spät entdeckt
Die Schäden seien relativ spät entdeckt worden, sagt Müller. Wind und Regen hätten die Suche nach Bohrmehl erschwert. Harztröpfchen, mit denen eine Fichte Angreifer ertränkt, deuten – im Sonnenlicht– ebenfalls auf Befall hin. Wenn der Baum massiv Nadeln abwirft oder Spechte die Rinde abklopfen, ist der Schaden schon weit fortgeschritten. Zur Eindämmung der Schädlingsinvasion müssen die befallenen Bäume jetzt innerhalb von drei Wochen gefällt und das Holz mindestens 500 Meter weit vom nächsten Fichtenbestand gelagert werden.
Ein Mitwanderer schlägt das Anstauen von Wasser vor, gegen Dürre im Wald. Vor einigen Jahren wäre die Einleitung von Niederschlägen von der Wasserwirtschaft noch kritisch gesehen worden, sagt Warmuth, wegen befürchteter Verschmutzung. Heute könnten so genannte Rigolen, Pufferspeicher, Entlastung bringen.
Bernd Müller warnt aber vor überzogenen Erwartungen. Oft würden Symptome bekämpft: „Die Ursache der Misere ist unser Lebensstil“. Derzeit verbrauchten die Deutschen Ressourcen im Gegenwert von drei Erden, mit spürbaren Folgen auch für den Hambacher Forst. Dazu kämen neue Baumkrankheiten, die rund um die Erde verbreitet würden.