Man mag es kaum glauben: Isi Huber, dessen Gemälde von fränkischen Dörfern vielen Menschen in der Region vertraut sind, hatte nie eine Einzelausstellung in Schweinfurt – der Stadt, in der er ab 1951 gelebt, gearbeitet und unterrichtet hat. Natürlich war Huber immer bei den Jahresausstellungen der Gruppe Schweinfurter Künstler vertreten, auch nach seinem Tod 1997, und zu seinem 70. Geburtstag 1993 gab es eine kleine Sonderehrung. Aber erst jetzt widmen ihm die Museen und Galerien der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein eine eigene Werkschau im Kunstsalong unter dem Titel „Viaggio a Roma“ (Reise nach Rom). Die Ausstellung konzentriert sich auf ein bisher weniger bekanntes Schaffensgebiet Isi Hubers: seine Italienbilder aus den Jahren 1953 bis 1990.
Es bleibt dem Katalog zur Ausstellung vorbehalten, einen Blick auf das gesamte Werk und den Lebensweg des „bescheidenen, sympathischen und großartigen Künstlers“ zu werfen, wie Erich Schneider, Leiter der Kunsthalle und Kunstvereinsvorsitzender Joachim Haas Isi Huber im Vorwort bezeichnen. Es ist ein sehr persönlicher und gleichzeitig profunder Blick. Die Kunsthistorikerin Anna Scherbaum, die die Publikation konzipiert und über Werk und Werdegang geschrieben hat, ist eine Nichte von Isi und Anneliese Huber. Sein älterer Sohn Felix, ein Städteplaner, beschreibt einen Morgen im Jahr 1963, als er seinen Vater zum Malen im Hafen von Malcesine am Gardasee begleitet hat. Sohn Veit, der Architekt, vergleicht die Bilder seines Vaters mit aktuellen Fotografien fränkischer Dörfer.
Peter Wörfel, wie Isi Huber langjähriges Mitglied der Gruppe Schweinfurter Künstler, erinnert an einen Sommertag Anfang der 50er-Jahre, als er im Fischerrain eine Gruppe von Pennälern beim Zeichnen sah. Ein junger Zeichenlehrer wanderte von Schüler zu Schüler, gab Ratschläge, ermunterte alle, auch die weniger Begabten. Dieser junge Zeichenlehrer war Isi Huber. 1951 war er als erster und lange Zeit einziger Kunsterzieher ans Humanistische Gymnasium, das heutige Celtis-Gymnasium, gekommen.
Huber war damals schon 28, hatte nicht nur das Studium in München, sondern auch drei Jahre Kriegsdienst hinter sich gebracht. Gleich nach dem Abitur in Ingolstadt 1942 hatte er sich zur Marine gemeldet, kam bis Nordnorwegen. „Neben dem Dienst blieb Zeit zum Zeichnen und Aquarellieren“, schreibt Anna Scherbaum in ihrem Text, den sie nach vielen Gesprächen mit ihrer Tante Anneliese geschrieben hat. Die „Freude am Schauen“ (so der Titel des Katalogs), die Isi Huber damals schon empfand, blieb ihm sein Leben lang erhalten, wie auch seine Vorliebe für Schiffe und die Faszination für Licht und Landschaft.
Gehen wir noch einmal zurück ins Jahr 1951. Die Deutschen haben eine große Sehnsucht nach dem Süden. Fritz Zahn, feinsinniger Direktor des Humanistischen Gymnasiums, initiiert die erste Romreise für Abiturienten. Der Kunsterzieher Isi Huber ist dabei. Die Fahrt ist der Auslöser für viele Italienreisen, die folgen sollten, zuerst als Lehrer, später mit der Familie, und immer als schauender und zeichnender Künstler, wie es Anneliese Huber formuliert. Er hatte immer ein Skizzenbuch dabei. Aus manchen dieser Momentaufnahmen entstanden zuhause im Atelier großformatige Ölgemälde.
Natürlich gefielen Isi Huber pittoreske Hafenszenen, Ruinen, Kirchen, Paläste und die schönen Plätze der italienischen Städte – das wird die Ausstellung zeigen – daneben aber interessierte er sich für das moderne italienische Design, für diese leichten Möbel, Leuchten, die klaren Formen in Wohndesign und Architektur. Diese zeitgenössische Formensprache fand vor allem in seiner Kunst am Bau Widerhall. Über diese Sgraffiti und Wandbilder schreibt Erich Schneider.
Der erste öffentliche Auftrag kam 1956 von der Eisenwarenhandlung Krönlein für das wieder aufgebaute Stammhaus Ecke Kirchgasse/Kesslergasse. Das Relief, auf dem Huber den Weg des Eisens von der Förderung bis zum fertigen Produkt darstellte, ist heute unter einer Abdeckung verborgen. Eine der schönsten Arbeiten ist für Schneider die Reihe der Zootiere aus Keramikfliesen in der Auenschule. Weil das Budget knapp war, musste sich Isi Huber mit Restbeständen aus Fliesengeschäften begnügen. 1981/82 malte er für das FAG-Erholungsheim „Waldesruh“ bei Gerolzhofen sein letztes Wandbild: ein Fries mit typischen fränkischen Dörfern und Städten entlang des Mains. Nach dem Umbau der „Waldesruh“ in eine Klinik erwarb der Rotary Club Schweinfurt das Werk seines langjährigen Mitglieds in der Hoffnung, es neu präsentieren zu können.
Trotz der öffentlichen Aufträge und der Freude an Malerei, Zeichnung und Linolschnitt blieb Isi Huber Zeit seines Lebens gerne Lehrer. Zu seinem „Abendatelier“ an der Volkshochschule kamen Menschen aller Altersstufen. Einer von ihnen war der junge Paul Maar, damals Schüler am Humboldt-Gymnasium. Er träumte davon, ein berühmter Maler zu werden und meldete sich auf der Stelle bei dem Malkurs an. In seinem kurzen Katalogbeitrag bekennt der Kinderbuchautor, dass Isi Huber sein Talent erkannt und ihn gefördert habe und dass er ohne diese Begegnung wohl nie die Kunstakademie besucht hätte.
Werner Dietz, ehemaliger Schüler am Humanistischen Gymnasium, beschreibt die neue faszinierende Welt, die Isi Huber seinen Schülern damals eröffnete. Bis heute legendär sind Hubers Inszenierungen für die Faschingsfeste und die Ausstattung für die Schulspiele. Alles, was er in der Schule lehrte, erprobte er zuhause. Der Werkunterricht regte ihn an, selbst Möbel im Stil der damaligen Zeit herzustellen und Spielzeug für seine Söhne. Der Katalog beleuchtet diese vielfältigen Begabungen.