Eigentlich könnte man angesichts der aktuell herrschenden Krisen auf der Welt negativ gestimmt sein. Umso verwunderlicher sei es, sagte Thomas Stelzer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Schweinfurt, "dass wir im Jahr 2023 so viele Beschäftigte hatten wie noch nie". Mit fast 180.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wurde ein Rekordwert erreicht. "Noch nie waren so viele Menschen in unserer Region 'in Lohn und Brot'", sagte Stelzer.
Stelzer stellte die Jahresbilanz 2023 für die Region Main-Rhön – Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen – vor: Zwar sei der Zuwachs (+ 0,4 Prozent zum Vorjahr) nicht mehr so stark gewesen wie in den Vorjahren, dennoch stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiter an. "Vor zehn Jahren lagen wir noch bei knapp 162.000", erklärte der Geschäftsführer.

Stelzer führt dies vor allem auf die "kräftige Unterstützung" von ausländischen Arbeitskräften zurück: "Ohne ausländische Arbeitnehmer hätten wir kein Beschäftigungswachstum." Ohne ebenjene Kräfte würde die Zahl im Agenturbezirk sinken. Es zeige sich schon jetzt, dass "die Integration von Ausländern in den Arbeitsmarkt im Hinblick auf die zukünftige demografische Entwicklung ein wichtiger Schlüssel zur Deckung des Arbeitskräftebedarfs sein wird", sagte Stelzer.
Viele Geflüchtete noch nicht in den Arbeitsmarkt integriert
Was man laut dem Geschäftsführer aber auch bedenken muss: Viele der ausländischen Bürgerinnen und Bürger müssten noch in den Arbeitsmarkt integriert werden. Das zeigen auch die Arbeitslosenzahlen für 2023: Die Zahl der Arbeitslosen im Bürgergeld stieg besonders in der Gruppe der Ausländerinnen und Ausländer deutlich an. Für die Agentur für Arbeit jedoch keine überraschende Entwicklung: Stelzer erklärte dies mit der Aufnahme ukrainischer Geflüchteter, die nicht unmittelbar in den Arbeitsmarkt integriert werden konnten. Viele von ihnen hätten sich 2023 noch in Integrations- und Sprachkursen befunden.
Insgesamt stieg die Arbeitslosigkeit in der Region 2023 im Vergleich zu den Vorjahren minimal an – auf 3,3 Prozent (2022: 3,2 Prozent). Die größte Gruppe der Arbeitslosen machten noch immer die der über 55-Jährigen aus, deren Zahl jedoch rückläufig war. Der Grund: Laut Arbeitsagentur greifen Arbeitgeber vermehrt auf die Erfahrung der Älteren zurück und Betriebe sind offener für Quereinsteiger. Zudem profitierte die Gruppe von der stabilen konjunkturellen Lage und dem anhaltenden Bedarf. Ebenso wie die Gruppe der Langzeitarbeitslosen, deren Zahl ebenfalls gesunken ist.
Anzahl der gemeldeten Stellen ist rückläufig
"Trotz der zahlreichen Krisen und gefühlten Unsicherheiten war der Arbeitsmarkt 2023 wieder erstaunlich stabil", sagte Stelzer. Beim Blick auf den Verlauf der Arbeitslosenquote innerhalb des Jahres zeigen sich kaum Ausreißer nach oben oder unten – wie etwa vor zehn Jahren noch. Dies spreche für eine "überwiegend stabile konjunkturelle Lage in der Region".

Die Anzahl der gemeldeten Stellen in der Region Main-Rhön war 2023 laut Stelzer auf einem sehr hohen Niveau, auch wenn die Zahl im Jahresvergleich rückläufig ist. Der nach der Corona-Krise entstandene Anstieg hat sich aber nicht fortgesetzt. Was die Agentur auch feststellte: Es ist schwieriger, ausgeschriebene Stellen zu besetzen. Lag die durchschnittliche Zeit, bis eine Stelle besetzt ist, 2022 noch bei 169,6 Tagen, stieg sie im Folgejahr auf 193 Tage. Besonders stark betroffen sei das Baugewerbe. Hier brauche man durchschnittlich 400 Tage, um eine Stelle nachzubesetzen.
Mit Blick auf das aktuelle Jahr müsse man alle Ressourcen am Arbeitsmarkt nutzen. Auch in Zukunft werden Arbeitgeber passende Bewerber suchen, erklärte Stelzer. Und auch Beschäftigte und Arbeitslose zu qualifizieren, werde weiter das bevorzugte Mittel sein, um den Bedarf zu sichern. Ab 1. April gebe es auch neue Möglichkeiten der Qualifizierung durch die Agentur.