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Frankenwinheim/Lülsfeld: Jetzt wird es konkret: Zwischen Frankenwinheim, Lülsfeld und Gerolzhofen sollen vier Windräder entstehen

Frankenwinheim/Lülsfeld

Jetzt wird es konkret: Zwischen Frankenwinheim, Lülsfeld und Gerolzhofen sollen vier Windräder entstehen

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    Zwischen Gerolzhofen (im Hintergrund das Baugebiet "Am Nützelbach II"), Frankenwinheim und Lülsfeld sollen vier Windkraftanlagen entstehen. Der Stickel im Vordergrund markiert einen möglichen Standort eines Windrads, allerdings entspricht der Abstand den gesetzlichen Vorschriften von mindestens einem Kilometer zur Wohnbebauung.
    Zwischen Gerolzhofen (im Hintergrund das Baugebiet "Am Nützelbach II"), Frankenwinheim und Lülsfeld sollen vier Windkraftanlagen entstehen. Der Stickel im Vordergrund markiert einen möglichen Standort eines Windrads, allerdings entspricht der Abstand den gesetzlichen Vorschriften von mindestens einem Kilometer zur Wohnbebauung. Foto: Michael Mößlein

    Aktuell drehen sich im Raum Gerolzhofen drei große Windräder, im Windpark Brünnstadt. Ein kleineres steht zwischen Herlheim und Oberspiesheim. In gut drei Jahren könnten zwischen Frankenwinheim, Lülsfeld und Gerolzhofen vier weitere Windkraftanlagen (WKA) stehen – leistungsstärker und höher als die bei Brünnstadt. Das Projekt ist aus Sicht der Verantwortlichen weit gediehen.

    Die geplanten vier WKA liegen im Windkraft-Vorbehaltsgebiet WK 61 ("Am Krainberg"). Dieses ist mit einer Fläche von 115 Hektar eines der größten Vorbehaltsgebiete im Landkreis Schweinfurt. Rein rechnerisch könnten dort problemlos mehr als vier Windräder entstehen. Doch in Absprache mit den Bürgermeistern plant ABO Wind nach eigenen Angaben im WK 61 besagte vier WKA – und nicht mehr. Diese könnten aus jetziger Sicht im Jahr 2027 entstehen und in Betrieb gehen, sagt das Unternehmen, das dort vor zehn Jahren schon einmal fünf WKA errichten wollte.

    Dieses hat seinen Hauptsitz in Wiesbaden und plant und errichtet WKA bzw. ganze Windparks, die es in der Regel schlüsselfertig an Betreiber übergibt, etwa an Stadtwerke, Energiekonzerne oder Energiegenossenschaften, aber auch an Versicherungen oder Pensionskassen. Die Aktiengesellschaft ist gut im Geschäft. Seit dem Jahr 1996 hat ABO Wind eigenen Angaben nach knapp 850 Windkraftanlagen geplant und errichtet. Davon rund 480 in Deutschland. 32 dieser Anlagen stehen in Bayern, die meisten davon in Unterfranken – inklusive der drei bei Brünnstadt. ABO Wind plant auch den Bau von drei WKA bei Vögnitz im WK 20.

    Wichtige Hürde scheint aus dem Weg geräumt

    Im Zuge der propagierten Energiewende ist das Interesse von Investoren, WKA zu bauen, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. In vielen Fällen jedoch kommen Windparks nur langsam bis gar nicht voran, weil es an geeigneten Grundstücken fehlt bzw. an Pachtverträgen mit deren Besitzerinnen und Besitzern. Dieses Problem scheint im WK 61 aus dem Weg geräumt zu sein. Wie ABO Wind gegenüber dieser Redaktion bestätigt, habe es sich die Grundstücke der Kerneigentümer vertraglich gesichert.

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    Das sind vor allem die Grundstücke, auf denen die Türme der Windräder stehen. Frankenwinheims Bürgermeister Herbert Fröhlich und sein Lülsfelder Amtskollege, Thomas Heinrichs, sprechen übereinstimmend von zwölf bis 14 Grundbesitzern, um die es maßgebend geht. Ein Großteil des geplanten Windparks liegt auf Frankenwinheimer Gemarkung, der kleinere Teil auf Lülsfelder. Die Stadt Gerolzhofen ist nicht unmittelbar betroffen, wenngleich die geplanten WKA recht nahe an das Baugebiet "Am Nützelbach II" heranrücken würden.

    Insgesamt sind, wie auch ABO Wind bestätigt, circa 50 Grundeigentümer im Vorbehaltsgebiet von dem Vorhaben betroffen. Je nachdem, wie sehr sie von den vorgesehenen WKA-Standorten betroffenen sind, erhalten sie mehr oder weniger Geld. Die Summe regelt ein sogenanntes Flächenpooling, das ABO Wind zuwege gebracht hat.

    Pläne für Flächenpooling der Gemeinden gescheitert

    Zu dem von den beiden betroffenen Gemeinden erhofften Flächenpooling unter deren Regie ist es nicht gekommen. Daran liege es auch, dass die Öffentlichkeit über das Vorhaben von ABO Wind bislang nicht allzu viel mitbekommen hat, meint Bürgermeister Heinrichs. Es hat zwar Versammlungen mit etwaigen Betroffenen gegeben, also den Grundbesitzern. Diese fanden jedoch nicht öffentlich statt.

    So erfährt auch diese Redaktion erst jetzt auf Nachfrage bei ABO Wind, dass es sich bei den vier vorgesehenen WKA um Anlagen des Herstellers Nordex handelt. Der vorgesehene Typ N175 erreicht den Planern zufolge eine Nabenhöhe – dort sitzt die Gondel mit dem Generator – von 179 Metern und einen Rotordurchmesser von 175 Metern. Das bedeutet: Die Spitzen eines Rotorblattes ragen bis zu 266,5 Meter in die Luft. Zum Vergleich: Die WKA im Windpark Brünnstadt haben eine Nabenhöhe von 143 Metern.

    Gewaltig ist auch die Nennleistung der geplanten WKA. Diese beträgt pro Windrad 6,8 Megawatt (MW), mehr als doppelt so viel wie eine der Brünnstädter Anlagen. Produziert der Windpark Brünnstadt ABO Wind zufolge mit den drei Anlagen 9,6 MW, womit rechnerisch 7170 Haushalte versorgt werden könnten, so würde die Stromausbeute im WK 61 deutlich höher ausfallen. Dort käme eine Gesamtnennleistung von 27,2 MW zusammen – Strom für über 20.300 Durchschnittshaushalte.

    Bei Brünnstadt drehen sich seit zehn Jahren drei Windräder. Die zwischen Frankenwinheim und Lülsfeld geplanten Anlagen würden gut 30 Meter höher in den Himmel ragen.
    Bei Brünnstadt drehen sich seit zehn Jahren drei Windräder. Die zwischen Frankenwinheim und Lülsfeld geplanten Anlagen würden gut 30 Meter höher in den Himmel ragen. Foto: René Ruprecht

    Verschiedene Modell der Bürgerbeteiligung

    Der Strom würde laut ABO Wind ins lokale Stromnetz eingespeist, "also regional verteilt und verbraucht", wie die stellvertretende Abteilungsleiterin Kommunikation des Unternehmens, Lena Fritsche, mitteilt. Wie sich die Menschen vor Ort – und darüber hinaus – an dem durch den Windstrom erzielten Gewinn beteiligen können, sei noch nicht entschieden. Das Unternehmen biete jedoch grundsätzlich mehrere Modelle an.

    Im Internet beschreibt das Unternehmen Beispiele, wie sie andernorts verwirklicht wurden. Dort ist die Rede von Windsparbriefen in Zusammenarbeit mit regionalen Banken und Sparkassen, oder Nachrangdarlehen über Schwarmfinanzierungs-Plattformen oder Genossenschaften. Auch mit kleinen Beträgen von unter 1000 Euro könne man sich beteiligen, je nach Modell, informiert ABO Wind. Sieben Möglichkeiten gebe es grundsätzlich. Welche für den geplanten Windpark im WK 61 infrage kommt, darüber möchte das Unternehmen auf einer eigenen Website zum Windpark informieren. Diese soll in den kommenden Wochen online gehen.

    Die angrenzenden Gemeinden profitierten laut Bürgermeister Fröhlich über eine Beteiligung an der EEG-Umlage (Erneuerbare Energien) an jeder erzeugten Kilowattstunde Strom. Diese betrage 0,2 Cent, die sich die angrenzenden Gemeinden teilen müssten. Der Großteil gehe an Frankenwinheim und Lülsfeld, aber auch Gerolzhofen erhalte etwas.

    Mindestabstand von 800 Metern zu Ortschaften

    Wie in Windkraft-Vorranggebieten können Windkraftanlagen in Vorbehaltsgebieten ohne Bauleitplanung errichtet werden. Zu nicht zentralen Orten, wie Lülsfeld und Frankenwinheim muss nach Auskunft der Regierung von Unterfranken ein Mindestabstand von 800 Metern eingehalten werden, zu zentralen Orten, wie Gerolzhofen, sind es 1000 Meter.

    Das Landratsamt Schweinfurt ist die örtlich zuständige Genehmigungsbehörde. Dort liegen bislang keine Eingaben, Anträge oder Anfragen zu dem geplanten Windpark im WK 61 vor, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens würden unter anderem Lärmschutz, Schattenwurf, Einflüsse auf das Landschaftsbild, Artenschutz, Land- und Forstwirtschaft geprüft. Das Ergebnis der Prüfung könnten grundsätzlich alle Beteiligten mittels Klage auf dem Verwaltungsrechtsweg anfechten.

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