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Schweinfurt: Kampf den Kaffeebechern: Schweinfurt will Mehrwegsystem

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Kampf den Kaffeebechern: Schweinfurt will Mehrwegsystem

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    Eine Mitarbeiterin der Deutschen Umwelthilfe (DUH) baut eine Pyramide aus Pappbechern auf. In Schweinfurt plant die Verwaltung mittelfristig die Einführung eines Pfandsystems für Mehrwegbecher.
    Eine Mitarbeiterin der Deutschen Umwelthilfe (DUH) baut eine Pyramide aus Pappbechern auf. In Schweinfurt plant die Verwaltung mittelfristig die Einführung eines Pfandsystems für Mehrwegbecher. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

    Die Einen finden sie ganz furchtbar praktisch und bequem, die Anderen halten sie für gedankenlos und Umweltfrevel. Einwegkaffeebecher sind vielen Städten schon lange ein Dorn im Auge, vor allem wenn sie aus Plastik sind.

    Die Schweinfurter Stadtverwaltung will mittelfristig die Einwegbecher-Flut eindämmen und ein eigenes Pfandsystem mit eigenen Mehrwegbechern stadtweit einführen. Im Ferienausschuss berichtete Astrid Köhler, Klimaschutzmanagerin der Stadt, über die bisher geführten Gespräche nachdem die Schweinfurter Liste/Freie Wähler und die Grünen derartige Anträge stellten, dass ein Mehrwegbecher-System eingeführt werden soll. Umweltreferent Jan von Lackum findet: "Kaffee zum Mitnehmen ist schlicht überflüssig."

    Im November vergangenen Jahres traf man sich mit Handelsverband, Bäcker-Innung, Hotel- und Gaststättenverband und IHK. Es gibt zwei Wege: ein eigenes Pfandsystem mit einem individuell gestaltbaren Stadtbecher oder die Kooperation mit einem Pfandsystem-Anbieter. Überdies möchte die Verwaltung auch eine so genannte "Schweinfurter Erklärung" als freiwillige Selbstverpflichtung aller Beteiligten, auf Einwegkaffeebecher zu verzichten, auf den Weg bringen.

    Kaffeebecher zum Mitnehmen sind nicht sonderlich umweltfreundlich, wie dieser überquellende Abfalleimer in Kassel zeigt.
    Kaffeebecher zum Mitnehmen sind nicht sonderlich umweltfreundlich, wie dieser überquellende Abfalleimer in Kassel zeigt. Foto: Uwe Zucchi

    Köhler denkt an eine Art Qualitätssiegel für die teilnehmenden Läden, um "nachhaltiges Handeln von Geschäften und Betrieben im Stadtgebiet nach außen erkennbar zu machen." Die Ausgestaltung des Mehrwegsystems ist noch in Arbeit, klar ist nur, dass man nicht nur auf Mehrwegbecher setzt, sondern das Thema Plastikmüll durch Verpackungen ins Visier nimmt. Ohnehin wird es ab 2021 ein EU-weites Verbot für Einwegprodukte aus Plastik wie Einkaufstüten, Einwegbehälter und Einwegbesteck geben.

    Verwaltung muss vor allem Bäckereien und Cafés überzeugen

    Gleichwohl muss die Verwaltung noch viel Überzeugungsarbeit leisten, denn bisher haben sich nur 20 Firmen der Idee angeschlossen. Es fehlen aber vor allem die Bäckereien und Cafés. Viele haben nämlich bereits ein eigenes Mehrwegbecher-System.

    Ulrike Schneider (Schweinfurter Liste/Freie Wähler) befand, "Ziel und Richtung stimmen". Allerdings hinterfragte sie das Vorgehen der Verwaltung, das sie auch aufgrund der bald geltenden EU-weiten Vorgaben als "PR Geplänkel" empfand. Sie forderte die Verwaltung auf zu prüfen, ob man nicht, wie in Tübingen, eine Verpackungs-Steuer auf lokaler Ebene erheben könnte. Jan von Lackum erklärte, das gehe wahrscheinlich, er glaube aber nicht, dass eine solche Steuer effektiv sei, da dann der Preis für alle Getränke erhöht werde. Nach einem kurzen Blick ins Internet während der Sitzung wies er darauf hin, dass die Steuer in Tübingen nicht eingeführt sei, sondern die dortige Verwaltung aufgefordert sei, dies zu prüfen.

    Mehrweg-Desaster an den Hochschulen: Wegen Massendiebstahls musste das Studentenwerk in der Cafeteria der Mensa am Hubland in Würzburg wieder Einwegbecher einführen.
    Mehrweg-Desaster an den Hochschulen: Wegen Massendiebstahls musste das Studentenwerk in der Cafeteria der Mensa am Hubland in Würzburg wieder Einwegbecher einführen. Foto: Thomas Obermeier

    Marianne Prowald (SPD) befand den Vorschlag der Verwaltung als gut und schlug vor, auch die Vereine mit einzubeziehen. Beim Wallpurgisgericht und beim Mittelalterfest am 14. und 15. September gab bzw. gibt es von Seiten des Bürgervereins zum Beispiel nur Mehrwegbesteck- und Geschirr. Grünen-Stadträtin Ayfer Retschulte hält einen einheitlichen Schweinfurter Becher, der überall abgegeben werden kann, "für einen echten Anreiz." Es habe sich bewährt, dass es keine Plastiktüten in Geschäften mehr gibt, deswegen sei es richtig, weitere Schritte zu unternehmen. Für reizvoll hält sie auch die Etablierung eines Unverpackt-Ladens wie in Würzburg. Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) wies darauf hin, dass der Begriff  "Schweinfurter Erklärung" einen anderen Kontext habe, nämlich von der Diakonie pro Flüchtlingshilfe. Man solle zumindest klar hinweisen, dass es hier um ein Mehrwegsystem gehe.

    Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) betonte, das System könne man nur "mit den Bürgern" einführen. Man habe es selbst in der Hand, im Alltag umweltfreundlich zu handeln. Er glaube, richtig sei es Überzeugungsarbeit zu leisten, nicht Zwang auszuüben.

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