In die Stadt gehen, einen Kaffee kaufen und ihn im Becher mitzunehmen – neu-deutsch „to go“ – hat sich seit Jahren schon eingebürgert. Nur ein Beispiel von vielen für unseren achtlosen Umgang mit der Umwelt, denn über die Frage, ob die meist aus Plastik hergestellten Becher umweltfreundlich entsorgt werden können, wie viel Abfall man damit produziert und ob Mehrwegsysteme nicht deutlich umweltfreundlicher wären, macht sich kaum einer Gedanken. Angeblich werden laut Statistik drei Milliarden Einwegbecher jährlich verbraucht, schreibt Ulrike Schneider, Stadträtin der Freien Wähler/Schweinfurter Liste.
Schneider ist für ihr umweltpolitisches Engagement mit Verve bekannt. Nun fordert sie ein Umdenken in Sachen Einwegbecher auch in Schweinfurt. „Wir müssen alle zusammen bewusster leben und mehr Rücksicht auf unsere Welt nehmen, wenn wir für unsere Kinder Zukunft wollen“, so Schneider in einer Pressemitteilung. Aus ihrer Sicht müsse sich jeder Einzelne an die eigene Nase fassen, „es ist aber auch Aufgabe der öffentlichen Hand, Fehlentwicklungen mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen und nicht auch noch Vorschub zu leisten.“
In diesem Zusammenhang hatte Schneider schon vor einigen Wochen in einer Stadtratssitzung die Aufstellung eines mit Plastikbechern betriebenen Kaffeeautomaten in den Räumlichkeiten der Volkshochschule in der Schultesstraße kritisiert und auch Vorschläge unterbreitet, wie man den vhs-Nutzern und den Asylbewerbern, die in den Räumen Deutschunterricht bekommen, auch Mehrweg-Trinkbehälter anbieten könnte.
Antrag beim OB eingereicht
Schneider hat nun im Namen der Fraktion einen Antrag bei Oberbürgermeister Sebastian Remelé eingereicht, der die Aufstellung weiterer Automaten wie der in der vhs in von der Stadt verwalteten Liegenschaften verhindern und die vorhandenen abbauen soll. „Wie kaum ein anderes Produkt stehen einmalig genutzte Coffee-to-go-Becher für die moderne Wegwerfgesellschaft. Dabei ist der Schutz unserer Ressourcen neben dem Schutz des Klimas eine der zentralen umweltpolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Schon jetzt verbrauchen wir mehr Rohstoffe als unser Planet zur Verfügung stellt. Es ist unumgänglich, dass wir unsere derzeitigen Konsumgewohnheiten ändern und nachhaltige Verhaltensweisen entwickeln“, schreibt Schneider einleitend.
Aus ihrer Sicht werde sich „ohne entsprechenden Druck von politischer Seite“ das Nutzungsverhalten von Verbrauchern nur schwer ändern. Deswegen stellt sie drei Forderungen an die Stadt. Zum einen soll die Verwaltung prüfen, „welche gegensteuernde Maßnahmen in Absprache mit den Marktteilnehmern (Cafés, Bäckereien, Schnellimbisse etc.) in Schweinfurt vorstellbar sind.“ Gemeint sind damit Anreizsystem wie Rabatte auf Kaffee in Mehrwegbechern oder Rückgabesystem, also Mehrweg auf Pfandbasis.
Außerdem soll sich die Stadt bei der Bayerischen Staatsregierung für die Einführung einer Abgabe auf Einwegbecher einsetzen. Aus Sicht Schneiders sei diese Abgabe sowohl „auf Bundesebene als auch auf Landesebene als Verbrauchsteuer ohne rechtliche Bedenken umsetzbar.“ Als dritten Punkt fordern die Freien Wähler, dass eine Bestandsaufnahme aller Automaten, die in städtischen Liegenschaften aufgestellt sind, veranlasst wird, „um auch das eigene städtische Handeln zu reflektieren und gegebenenfalls Änderungen herbeizuführen.“