Die Eröffnung ihres neuen Beratungszentrums in der Amsterdamstraße 6 hatte der Medizinische Dienst der Krankenversicherung in Bayern (MDK) mit einer Karikaturen-Ausstellung verbunden (wir berichteten). Künstler aus aller Welt haben sich in ihren Zeichnungen mit den Themen Sterben, Tod und Trauer beschäftigt – ironisch, gesellschaftskritisch, provokativ überzeichnet, um zum Nachdenken anzuregen.
Hier einige Kostproben: An einem offenen Grab informiert der Pfarrer die Trauergemeinde: „Persönliche Eigenheiten, Vorlieben und Perversionen können Sie auch im Internet nachgoogeln“. Am Krankenbett: „Besteht noch Hoffnung, Herr Doktor?“ Der Arzt: „Wir rechnen's mal durch“. Eine Frau am Grab ihres Mannes: „Seit du tot bist, hat unsere Beziehung irgendwie gewonnen“.
Keine leichte Kost. Für jeden zumutbar? Das habe auch er sich zunächst gefragt, bekennt Johannes Mühler, Chefarzt der Leopoldina-Neurologie und Vorsitzender des Schweinfurter Hospizvereins, bei der Einführung zur Ausstellung „Sie hat mir der Himmel geschickt“. Doch als er erfahren habe, dass sogar der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick den besonderen Wert der in Bamberg entstandenen Wanderausstellung bestätigt habe, seien seine Bedenken geschwunden.
Zunächst wirbt Mühler für die Hospiz-Idee, die Ende der 60er Jahre durch Cicely Sounders und ihr Londoner Hospiz begründet worden war. Doch Hospiz sei auch eine Haltung: Nämlich die Grenzen der High-Tech-Medizin zu akzeptieren und da zu sein für Menschen in größter Not - Grundlage für die Palliativmedizin. Auch sonst habe sich in den vergangenen 40 Jahren viel getan, etwa in Richtung Patientenautonomie. Doch nach wie vor seien Sterben und Tod große gesellschaftliche Themen, aktuell bei der Diskussion über eine Zulassung des ärztlich begleiteten Suizids.
Es bleibt die Frage: Darf man über Sterben, Tod und Trauer lachen? Noch dazu angesichts des bevorstehenden Todes eines lieben Menschen? Mühler befürwortet den humorvollen Umgang mit schwerem Leid und sogar mit dem Sterben, weil gerade das Lachen eine befreiende entlastende Wirkung habe. Er habe das persönlich erfahren, als er seine Eltern in ihren letzten Lebenstagen begleiten durfte. „Zum eigenen Tod eine gewisse Distanz aufbauen, ihn nicht gar so wichtig nehmen - das befreit und das kann man lernen“, schließt Mühler. Gerade dazu fordere die Ausstellung sehr markant auf.
Die Karikaturen-Ausstellung zum Thema Sterben, Tod und Trauer „Sie hat mir der Himmel geschickt“ist im neuen Beratungszentrum des MDK Bayern, Amsterdamstr. 6 noch bis zum 19.September von Montag bis Freitag, 9 bis 15 Uhr zu besichtigen.