Dort gab er einen Kurs für zukünftige Lehrer, die sich aus dem gesamten Westen Chinas für diesen Kurs beworben hatten. Dementsprechend weit war die Anreise seiner Schüler. „Einige reisten 40 Stunden mit dem Zug an“, erzählt Hetzel. Thema der Fortbildung: „Karosserietechnik“.
Seine Kursinhalte stellt der Kfz-Experte selbst zusammen, morgens Theorie, nachmittags Praxis, wobei er viel Wert legt auf handlungsorientierten Unterricht. Der Unterricht ist schon allein deshalb abwechslungsreich, da man ständig mit kleineren oder größeren Widrigkeiten kämpfen muss.
Zum Beispiel müssen fehlende Werkzeuge selbst irgendwo besorgt werden oder es fällt der Strom aus, da die Schule die Rechnung nicht bezahlt hat. Sprachliche Barrieren gibt es nicht, der Unterricht wird von einem Dolmetscher betreut. Hetzel kann aber auch bereits zwanzig Sätze auf Chinesisch.
Auch mit der Disziplin gebe es keinerlei Probleme, obwohl es unerträglich eng sei in Klassenzimmern und Schlafsälen. Um nämlich den extremen Fachkräftemangel zu decken, wurde die ohnehin hohe Schülerzahl auf 6000 aufgestockt, ohne aber zusätzliche Gebäude zu errichten. Aber: „Wer auffällt, kann ausgeschlossen werden, er erhält dann keinen Zugang mehr zu beruflicher Bildung“, erklärt sich Hetzel die absolute Disziplin.
Weifang ist für chinesische Verhältnisse mit seinen 2 bis 3 Millionen Einwohnern eine Kleinstadt. Ständig herrscht Smog, Umweltsünden stechen dem Deutschen auf Schritt und Tritt ins Auge. „Die Fabriken stoßen gelben und schwarzen Rauch aus, überall wird gebaut ohne Rücksicht auf Verluste, das Wasser ist schmutzig“, berichtet er.
So legt Hetzel in seinem Unterricht größten Wert auf Umweltthemen, zum Beispiel die Entsorgung von Altöl. „Wenn man sieht, dass an den unzähligen kleinen Werkstätten in der Mongolei das Öl einfach ins Erdreich läuft, wird auch die Vermittlung von Umweltschutz in kleinen Schritten wichtig“, so Hetzel. Er freut sich schon auf seinen nächsten Aufenthalt in dem asiatischen Land, wo er auch einen kleinen Exotenstatus genießt. „Da wo ich bin, kommt kein Urlauber hin, da bleiben schon mal die Autos stehen und die Insassen starren mich an.“