Auf dem leer gefegten Wohnungsmarkt haben es Asylbewerber derzeit extrem schwer, eine Wohnung zu finden. Ihre staatlichen Unterkünfte müssen sie nach ihrer Anerkennung als Flüchtling eigentlich verlassen, aber sie werden als sogenannte Fehlbeleger dort geduldet. Die Wohnungsbörse für Flüchtlinge der Diakonie soll nun via Internet durch die neue „online-Wohnraumbörse“ des Landkreises Schweinfurt unterstützt werden.
Dem potenziellen Vermieter soll es leicht gemacht werden: Über die Homepage des Landratsamtes – www.landkreis-schweinfurt.de – kann er jetzt gezielt seine Wohnung online anbieten, ein vom bayerischen Sozialministerium gefördertes Projekt, wie Gisela Westendorf, Leiterin des Sachgebiets Asyl im Landratsamt, erläutert. Das Angebot wird an die Diakonie Schweinfurt weitergeleitet, die seit zwei Jahren auch eine „analoge“ Wohnungsbörse für Stadt und Landkreis führt. Sprechstunde ist jeden Montag von 15 bis 17 Uhr in Schweinfurt am Markt 51.
Ehrenamtliche Koordination
Ehrenamtlich koordinierte bislang Udo Wachter das freiwillige Helferteam, kümmerte sich um Telefonate, E-Mails, Empfehlungen, sah Wohnungen vorab an, klärte Vermieter auf, fuhr mit den Flüchtlingen zur Besichtigung, half beim Mietvertrag. „Allerhand erlebt“ habe er, sagt der 76-jährige ehemalige Kreishandwerksmeister, habe Wohnungen gesehen, „die kann man nicht vermieten.“ Viele Vermieter wollen auch, dass die Miete direkt vom Jobcenter an sie geht, was auch erfüllt wird.
In seiner Kartei sind derzeit etwa 200 wohnungssuchende Flüchtlinge in Stadt und Landkreis. Die tatsächliche Zahl liegt allerdings höher. Weil dem Helfer altersbedingt das zeitaufwändige Ehrenamt zu viel wurde, übernimmt eine hauptamtliche Kraft der Diakonie jetzt die Koordination. Wachter hilft noch mit.
Mit ihm hatte auch Hanadi Hendawi Kontakt aufgenommen. Die Frau aus Syrien kam im Januar 2016 in die Gemeinschaftsunterkunft der Regierung in den Conn Barracks bei Geldersheim, und wohnt mit einer zweiten Frau im Zimmer. Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten gibt es nicht, das Bad teilt man sich mit anderen Bewohnern, erzählt sie. Die Küche auf dem Flur wird gemeinschaftlich genutzt, was immer wieder problematisch ist.
Familie per Familiennachzug nach Geldersheim
Schon im Februar 2016 erhielt sie ihre Anerkennung als Flüchtling, eine Wohnung auf dem freien Markt fand sie nicht. Kürzlich hat sie über den Weg des Familiennachzugs die 13- und 14jährigen Söhne von ihrem geschiedenen Mann nachgeholt, mit denen sie jetzt ein Zimmer in der GU bewohnt. Für ihre kleine Familie sucht sie nun eine Wohnung im Landkreis. Die Kinder werden voraussichtlich in Bergrheinfeld zur Schule gehen.
Dazu stellt Uwe Kraus, Leiter Soziale Dienste bei der Diakonie klar, dass anerkannte Flüchtlinge nicht bevorzugt werden, sondern einheimischen SGB II-Bedürftigen, also Hartz IV-Empfängern, gleichgestellt sind. Das bedeutet, der vorgeschriebene „Richtwert für die angemessenen Kosten der Unterkunft“, den das Jobcenter zahlt, liegt im Landkreis für drei Personen bei 460 Euro Miete inklusive Nebenkosten plus 70 Euro Heizkosten, also 530 Euro Warmmiete. Stromkosten zahlt der Bedürftige selbst.
Vorbehalte bei Vermietern
Aber für dieses Geld eine Wohnung zu finden, ist schwer. Hinzu kommen Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede sowie Vorbehalte vieler Vermieter gegen Alleinreisende, „zur Zeit vor allem gegen afrikanische Männer“, weiß Udo Wachter. Und mancher Vermieter hat auch negative Erfahrungen gemacht.
Gerade alleinstehende und junge Männer sowie einige Frauen sind aber vorwiegend in der Geldersheimer GU untergebracht und müssen nach ihrer Anerkennung aufgrund der Wohnsitzauflage auch im Landkreis bleiben. Ausnahme sind Ausbildung, Studium oder Job über 700 Euro Verdienst, erklärt Asylberaterin Laura Geiling.
Weil Flüchtlinge auf Bus und Bahn angewiesen sind, suchen sie einen guten ÖPNV-Anschluss am Wohnort. Die Fahrkarte müssen sie selbst tragen, je weiter weg von der Stadt, umso teurer für sie. Lediglich Schülern wird die Karte bezahlt. „In der Stadt gibt es durch den Sozialpass wenigstens Vergünstigungen“, ergänzt Uwe Kraus. Im Landkreis schießt nur die Gemeinde Niederwerrn bei der Buskarte zu. Anders als in der Stadt gibt es auf dem Land auch kaum Sozialwohnungen und keine Wohnungsbaugesellschaft. Weil Integration in einer Gemeinschaftsunterkunft nicht gelingen könne, fordert Udo Wachter mehr gesellschaftliche Anstrengungen bei Lösung der Wohnungsknappheit, mehr sozialen Wohnungsbau oder auch Containerlösungen.