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Schweinfurt: Kein Geld, Mahnungen, Ratlosigkeit: Wie die Kolping-Schuldnerberatung in Schweinfurt hilft, da rauszukommen

Schweinfurt

Kein Geld, Mahnungen, Ratlosigkeit: Wie die Kolping-Schuldnerberatung in Schweinfurt hilft, da rauszukommen

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    Rechnungen, Mahnungen, Schulden: Viele Menschen kommen bedingt durch die steigenden Lebenshaltungskosten in finanzielle Nöte. Hilfe gibt es in Schweinfurt bei der Kolping-Schuldner-und Insolvenzberatung.
    Rechnungen, Mahnungen, Schulden: Viele Menschen kommen bedingt durch die steigenden Lebenshaltungskosten in finanzielle Nöte. Hilfe gibt es in Schweinfurt bei der Kolping-Schuldner-und Insolvenzberatung. Foto: Symbolfoto Getty Images

    Plötzlich ist alles zu viel. Mahnungen, fällige Rechnungen, der Alltag, der bezahlt werden muss. Und Schulden. In so einer Situation gilt das gleiche wie für so viele andere Probleme im Leben: Hilfe suchen, die Sache angehen und eine Lösung finden. In Schweinfurt hilft hier die Kolping-Schuldner-und Insolvenzberatung. Kostenfrei.   

    Steigende Preise, egal ob Lebensmittel, Benzin, oder Miete sind sicher ein Grund, um in Schulden zu geraten. Aber was sind noch Ursachen?

    Michaela Link: Es gibt vielfältige Gründe. Sehr häufig kommt es im Vorfeld zu Brüchen im Lebenslauf der Hilfesuchenden zum Beispiel durch Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit oder Sucht. Verringert sich etwa durch Krankengeldbezug  das Einkommen, kann es schnell eng werden. Nicht für alle ist es möglich, ein finanzielles Polster für Notfälle anzulegen.

    Das aktuelle Team der Kolping-Schuldner- und Insolvenzberatung in Schweinfurt: Im Bild (von links) Dorita Bruzzano (Verwaltung), die Beraterinnen Stefanie Mößlein, Ilayda Cengiz, Angelika Balko und Leiterin Michaela Link.
    Das aktuelle Team der Kolping-Schuldner- und Insolvenzberatung in Schweinfurt: Im Bild (von links) Dorita Bruzzano (Verwaltung), die Beraterinnen Stefanie Mößlein, Ilayda Cengiz, Angelika Balko und Leiterin Michaela Link. Foto: Susanne Wiedemann

    Im Moment sorgen natürlich die steigenden Lebenshaltungskosten für Probleme. Insbesondere für Bezieher von ALG II und Geringverdienende war das Einkommen schon immer knapp bemessen. Jetzt müssen sie allein zirka 20 Prozent mehr für Lebensmittel ausgeben. Sehr viele sind auf die Unterstützung der Tafeln und der Kindertafel angewiesen. Hinsichtlich der höheren Energiekosten bestehen verschiedene Möglichkeiten, die Übernahme bei den zuständigen Behörden zu beantragen.

    Welche Rolle spielen Ratenzahlungskäufe bei der Verschuldung? 

    Link: Ratenzahlungskäufe abzuschließen ist oft auch ohne Bonitätsprüfung möglich. So ist es z.B. sehr leicht,  im Internet über die gängigen Plattformen "auf Raten" zu bestellen. Insbesondere junge Menschen verlieren hier schnell den Überblick. Da kommen in kürzester Zeit viele und hohe monatliche Raten zusammen, die dann nicht mehr gezahlt werden können. Die Folge sind zusätzliche Mahn-, Inkasso- und Vollstreckungskosten, so dass zum Teil auch sehr junge Menschen schnell mehrere Tausend Euro an Schulden anhäufen.

    Was sollte man auf jeden Fall als erstes bezahlen, um in keine Krise zu geraten? 

    Link: Miete, Energie und Geldstrafen zahlen! Mietrückstände können zu Wohnungsverlust führen, Strom kann gesperrt werden, und wer eine Geldstrafe oder Geldbuße nicht bezahlt, kann das unter Umständen mit Gefängnis büßen. Nicht bezahlte Geldstrafen und Geldbußen sind übrigens im Grunde die einzigen Schulden, wegen derer man in Haft kommen kann. Allerdings kann auch bei ganz "normalen" Schulden der Gerichtsvollzieher verhaften, wenn  nämlich Schuldner der Abgabe zur Aufforderung einer Vermögensauskunft nicht nachkommen. Das kommt aber sehr selten vor. Viele unserer Klientinnen und Klienten wissen das nicht und haben große Angst vor einer Inhaftierung.   Leider erwecken manche Inkasso-Unternehmen noch immer den Eindruck, wer ihre Forderungen nicht begleicht, könne ins Gefängnis kommen.

    Stichwort Geldstrafe. Was gibt es für Möglichkeiten, um hier eine Lösung zu finden? 

    Link: Unbedingt den Kontakt zur Staatsanwaltschaft suchen und, wenn möglich, Ratenzahlungen vereinbaren. Es gibt auch die Möglichkeit, gemeinnützige Arbeit zu leisten und die Strafe so abzuarbeiten.

    Was ist der erste Schritt, wenn jemand zu Ihnen kommt? 

    Link: Meist bitten wir die Klienten, erst einmal selbst ihre "Geschichte" zu erzählen, um zu erfahren: Warum ist die betroffene Person gekommen? Was hat die Schulden verursacht? Wie kommt sie klar? Was belastet sie  am meisten? Neben viel Einfühlungsvermögen braucht es manchmal auch mehrere Gespräche, bis man das alles herausfindet. Wir versuchen, den Menschen Angst und Scham zu nehmen. Nach unserer Erfahrung haben Schulden und Schuld nur in den allerseltensten Fällen etwas miteinander zu tun.

    Natürlich verschaffen wir uns nach Möglichkeit bereits am Anfang zumindest grob einen Überblick über die Schulden und deren Art. Wenn die Existenz gefährdet ist, also Wohnungs- bzw. Energielieferungskündigung droht und vielleicht kein Einkommen vorhanden ist, wird sofort der Kontakt zu den Gläubigern gesucht. Möglicherweise sind Kündigungen noch abzuwenden oder es müssen umgehend Leistungsanträge bei den zuständigen Ämtern gestellt werden.

    Fast immer erforderlich ist auch die Erstellung eines  Haushaltsplans. Hier werden monatliche Einnahmen und Ausgaben aufgelistet. Ziel: Herausfinden, was am Monatsende eventuell übrig ist und sehen, wo vielleicht noch etwas eingespart werden kann. Den Haushaltsplan gibt es zum Download auf unserer Internet-Seite. Natürlich helfen wir bei der Erstellung des Plans, so weit erforderlich.

    Idealerweise führen die Klienten dazu noch ein Haushaltsbuch über mindestens einen Monat. Für viele ergibt sich dann ein Aha-Effekt. Man sieht, auf was man vielleicht verzichten könnte. Kleine Ausgaben, wie zum Beispiel der Milchkaffee in der Mittagspause, läppern sich zusammen, wer hier Abstriche machen kann, kann eventuell geringere Schulden abzahlen.

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    Foto: dpa-infografik GmbH

    Wie geht es dann weiter?

    Link: Wenn alle Gläubiger bekannt sind, setzen wir uns meist mit diesen in Verbindung und suchen in Abstimmung mit dem Schuldner Wege, die Forderungen abzuzahlen. Die privaten Gläubiger zeigen sich hier häufiger kooperativ, schwierig sind meist Verhandlungen mit einigen öffentlichen Gläubigern. Wenn ein Abzahlen der Schulden nicht möglich oder sinnvoll ist, dann könnte ein Verbraucherinsolvenzverfahren der richtige Weg sein. Dieses bereiten wir mit den Klienten vor und führen den vorgeschalteten außergerichtlichen Einigungsversuch für sie durch.

    Wir informieren auch zu Pfändungsschutzmaßnahmen und erstellen P-Kontobescheinigungen. Viele unserer Klienten wissen gar nicht: Bei Pfändungen steht jedem Schuldner auf dem Girokonto ein Pfändungsfreibetrag in Höhe von derzeit mindestens 1340 Euro monatlich zu. Um diesen Betrag zu schützen, muss aber ein P-Konto bei der Bank beantragt werden. Diesen Grundfreibetrag kann man unter bestimmten Voraussetzungen, zum Beispiel bei Unterhaltspflichten, auch noch über eine P-Kontobescheinigung erhöhen lassen. Auch bei Lohnpfändungen gibt es oft Schutzmöglichkeiten, die über den üblichen Pfändungsschutz hinausgehen. Teilweise müssen hierfür Anträge bei Gericht gestellt werden.

    Wie versuchen sie noch, den Menschen zu helfen, die zu Ihnen kommen?

    Link: Wir geben Tipps zum Konsumverhalten und zum Umgang mit Geld. Wir weisen auf unterstützende Angebote anderer Stellen hin. Vorbeugend halten wir zum Beispiel Vorträge an Schulen.

    Wie lange kann es dauern, aus den Schulden herauszukommen? 

    Link: Es kommt immer darauf an: Wie viele Gläubiger gibt es,  wie hoch und wie alt sind die Schulden, um  welche Gläubiger handelt es sich. Schuldenregulierung ist teilweise langwierig. Insbesondere wenn Forderungen nur nach und nach abgezahlt werden können. In manchen Fällen können Beratungen über mehrere  Jahre laufen. Das erfordert viel Motivation und Ausdauer der Klienten. Aber am Ende steht ja das erreichbare Ziel, endlich schuldenfrei zu sein.

    Zum Schluss die Frage: Wie finden Leute den Kontakt zu Ihnen? 

    Link: Das ist unterschiedlich: Bekannte und Verwandte verweisen auf uns ebenso, wie andere Beratungsstellen, Ärzte, Gerichtsvollzieher, Banken, Ämter. Jüngere Leute suchen häufig im Internet nach Beratungsstellen.

    Schuldnerberatung des Kolping BildungszentrumsDie Schuldner- und Insolvenzberatung, an die sich Bürgerinnen und Bürger von Stadt und Landkreis wenden können, hat ihr Büro in Schweinfurt, Fischerrain 2. Die Beratung ist kostenfrei.  Persönliche Beratungen können unter Einhaltung der Hygienevorschriften stattfinden. Kontakt und Terminvereinbarung unter  (09721) 7 38 95 90 montags bis freitags von 8.30 bis 14.30 Uhr. E-Mail: schuldnerberatung@kolping-bildung-schweinfurt.deQuelle: Kolping-Schuldnerberatung

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