Wer damit gerechnet hatte, dass es bei der Infomesse zu dem geplanten und nicht unumstrittenen Windpark Geiersberg südwestlich von Gerolzhofen Protestaktionen geben könnte, sah sich getäuscht. Es herrschte eine ruhige Atmosphäre im Pfarrer-Hersam-Haus.
Geschätzt 100 Interessierte besuchten am Donnerstag die Präsentation des Projektentwicklers ABO Energy. Auf Schautafeln informierte das hessische Unternehmen über seine Pläne im Windkraft-Vorbehaltsgebiet WK 61 zwischen Frankenwinheim, Lülsfeld, Schallfeld und Gerolzhofen.
Messe mit Schautafeln und mehreren Firmenexperten
Vieles davon ist schon länger bekannt. Die Redaktion berichtete im Vorjahr über die zwischenzeitliche Einigung mit den rund 50 Eigentümern über die Verpachtung der wichtigsten Grundstücke. ABO Energy bestätigte dies auf Anfrage.
Zuvor hatte das Unternehmen bereits die Standorte und Größe der vier Anlagen mitgeteilt. Die Gesamthöhe beträgt 267 Meter. Kleinere wird es aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht geben, hieß es damals. Auch ein Zeitplan wurde genannt: 2028 sollen die Windräder stehen.

Gegen dieses Vorhaben formierte sich Protest. Dutzende Anwohner sahen sich nicht ausreichend informiert. Sie befürchten Beeinträchtigungen durch Schall und Schlagschatten. Kritik übten sie an den, ihrer Ansicht nach, zu hohen Anlagen, die zu nahe an der Wohnbebauung platziert würden. Die Firma kündigte daraufhin eine Informationsmesse an und stellte im Herbst erste Angaben ins Internet.
Im Pfarrer-Hersam-Haus konnten sich die Besucherinnen und Besucher nun an gut 20 Stellwänden näher erkundigen. Gekommen waren auch Bürgermeister Thorsten Wozniak (Gerolzhofen), Herbert Fröhlich (Frankenwinheim) und Lülsfeld zweite Bürgermeisterin Andrea Reppert.
Visualisierungen zeigen Blick auf die Windräder
Ein besonderes Interesse galt den gezeigten Visualisierungen. Der Projektentwickler hatte Fotomontagen anfertigen lassen, die den Blick von verschiedenen Standorten auf die vier Windräder simulieren. Manche waren, so war aus Gesprächen herauszuhören, überrascht von der Dimension und Nähe der Anlagen.
Gefragte Gesprächspartner waren die ABO-Energy-Mitarbeitenden. Sie mussten offenbar viele Fragen zum Schall und Schattenwurf beantworten, wie eine kurze Umfrage vor Ort ergab.

Projektleiter Simon Burth erklärte dazu, dass alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden. Technisch machbar sei, die Anlagen leiser zu drehen. Jenes Windrad, das zum Baugebiet Am Nützelbach III nur 700 bis 800 Meter entfernt sein wird, soll seinen Angaben zufolge "stark gedrosselt" werden, um die Lautstärke zu verringern.
Auch hinsichtlich des Schattenwurfs gibt es Möglichkeiten zur Regulierung. Zulässig pro Tag ist eine Belastung von maximal 30 Minuten sowie 30 Stunden jährlich. Bei Überschreitung wird die Anlage abgeschaltet. Man könne derzeit nicht sagen, an welcher Adresse es wie viel Schattenschlag geben wird. Die Grenzwerte würden aber eingehalten, so Burth.
Keinesfalls wird es noch größere Änderungen geben. "Eine Anlage wegzulassen oder zu verschieben, das ist jetzt nicht mehr möglich." Geplant ist, im Laufe des ersten Halbjahres alle Genehmigungsunterlagen bei den Behörden einzureichen. Aktuell fehlen noch zwei Gutachten. Nach seiner Erfahrung dauern derartige Genehmigungsverfahren im Schnitt ein Jahr.
Kommunen profitieren finanziell von der Stromproduktion
Zu erfahren war zudem, dass ABO Energy die Anlagen noch vor dem Bau an einen Investor verkaufen will. Nach Angaben von Pressesprecherin Lena Fritsche kostet der 27,2-Megawatt-Windpark um die 54 Millionen Euro. Für Bürger soll es Möglichkeiten einer Beteiligung geben.
Das Unternehmen rechnet mit der Inbetriebnahme im Jahr 2028. Der Windpark soll jährlich 54 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren, so viel wie rund 32.000 Menschen verbrauchen. Finanziell profitieren würden davon die Kommunen im Umkreis von zweieinhalb Kilometern.
Umgelegt auf ihren Flächenanteil werden sie mit 0,2 Cent für jede produzierte Kilowattstunde beteiligt. ABO Energy geht von 108.000 Euro pro Jahr aus. Größter Profiteur wäre Lülsfeld (39 Prozent), danach folgen Frankenwinheim (29,3 Prozent) und Gerolzhofen (23,2 Prozent).