Allmählich, so könnte man zumindest meinen, haben sich Stadt und Region an Überraschungen aus dem St. Josefs-Krankenhaus gewöhnt. Nachdem die Geschäftsführung des Krankenhauses und die Generaloberin der Kongregation der Würzburger Erlöserschwestern vergangenen Mittwoch spontan eine Fortführung des Krankenhausbetriebs über die Jahreswende hinweg verkündet hatten, steht die Krankenhausversorgung der Region erneut vor einer ungewissen Zukunft.
"Bei uns hat das die Verwirrung vergrößert und die Situation noch unsicherer und weniger planbar gemacht", sagte Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) auf einer spontan einberufenen Pressekonferenz von Stadt, Landkreis und Bezirk am Donnerstagabend in Schweinfurt. Der Oberbürgermeister nutzte die Gelegenheit, den gesamten Prozess um die Schließung der Klinik bis zur überraschenden Nachricht des Weiterbetriebs noch einmal Revue passieren zu lassen.

Vor etwa drei Jahren haben sich das kirchliche St. Josef-Krankenhaus und das städtische Leopoldina auf den Weg zu einem gemeinsamen Krankenhausverbund begeben. Im sogenannten Schweinfurter Modell sollten beide Häuser samt Personal unter dem Dach einer Klinik vereint werden. "Das war aus unserer Sicht nicht nur ein gangbarer Weg, sondern auch die einzige Möglichkeit, das St. Josef mit seinen über 600 Beschäftigten in eine tragbare Zukunft zu führen", bekräftigte der OB.
Stadt, Landkreis und Bezirk halten an Vorhaben fest
Dieses Modell scheiterte, weil sich der Orden mit dem Verweis auf seine christlichen Werte und unterschiedlichen "weltanschaulichen" Gründen aus der Kooperation zurückzog. Das anschließende Kaufangebot des Krankenhauses und die Umsetzung des Konzeptes als alleiniger Träger konnte sich wiederum die Stadt Schweinfurt nicht leisten. Ebenso überraschend und ebenso ohne Rücksprache kam nach der anschließenden Bekanntgabe der Kongregation im Sommer, das Krankenhaus bis Jahresende schließen zu wollen, nun zwei Monate später die Kehrtwende zur Verlängerung des Krankenhausbetriebs, sagte Remelé.
"Wir sind nicht davon überzeugt, dass das Josefs in der jetzigen Verfassung und der jetzigen unklaren Perspektive seinen Dienst noch lange genug aufrechterhalten wird."
Sebastian Remelé, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt
Seit Juli dieses Jahres bereiten das Leopoldina-Krankenhaus und die Geomed-Kreisklinik akribisch den Auffang der Patientenversorgung vor. An den Planungen werde man auch weiterhin festhalten, bekräftigte der OB. "Wir sind nicht davon überzeugt, dass das Josefs in der jetzigen Verfassung und der jetzigen unklaren Perspektive seinen Dienst noch lange genug aufrechterhalten wird." Weder Stadt, Landkreis oder Bezirk stehen als Partner oder Übernehmer des St. Josef-Krankenhauses zur Verfügung. "An dieser Position werden wir nicht rütteln." Auch einer möglichen Kooperation mit dem neu gegründeten Verein oder einem privaten Investor zur Rettung des St. Josefs-Krankenhaus erteilten die Vertreter eine Absage.
Scharfe Kritik am Vorgehen und Kommunikation seitens des Ordens
Der OB gab sich auch persönlich enttäuscht über das Vorgehen von Krankenhaus und Kongregation. "Dass man mit jemandem, der als Partner zur Verfügung stand, mit dem man über drei Jahre kooperierte, über die Presse mitteilt, seine Beschlusslage völlig über den Haufen zu werfen, finde ich einen schlechten Stil", so der OB, der sich bisher immer schützend vor die Krankenhausleitung stellte. "Das ist auch für eine zukünftige, wie auch immer geartete Zusammenarbeit keine Grundlage mehr."

Ebenso deutlich äußerten sich auch Landrat Florian Töpper und der Unterfränkische Bezirkstagspräsident Stefan Funk. Es hätten ausreichend Runden stattgefunden, auch unter Einbeziehung des St. Josefs-Krankenhauses, verdeutlichte Töpper. Dass nun in einem solch sensiblen Bereich, wie der Gesundheitsversorgung, der Eindruck von anderer Seite erweckt werde, dass die politisch Verantwortlichen keine kreativen Lösungen suchen würden, sei enttäuschend.

"Wir ringen seit Jahr und Tag darum, Gesundheitsversorgung in der Fläche in hoher Qualität erhalten zu können." Man habe alle denkbaren Varianten mit den Verantwortlichen durchgesprochen. Auch einer Verlängerung des Betriebs, wie sie jetzt doch verkündet wurde, hätten die Schwestern damals abgelehnt. Es fehle schlichtweg an einer Geschäftsgrundlage.
"Wir wollen keine Hoffnungen wecken, die es nicht gibt."
Stefan Funk, Bezirkstagspräsident Unterfranken.
"Wir wollen keine Hoffnungen wecken, die es nicht gibt", fügte Bezirkstagspräsident Stefan Funk hinzu. Alle kommunalen Ebenen hätten in der Vergangenheit ihren Willen gezeigt, zu kooperieren. Es gebe jedoch keinen finanziellen Spielraum, neue Grundlagen oder Beschlüsse, auf deren Basis weitere Gespräche stattfinden könnten. Auch der Bezirk hatte ein Kaufangebot des Krankenhauses im Sommer nach Gesprächen mit dem Krankenhaus wegen finanzieller Gründe abgelehnt. Vor diesem Hintergrund sei es befremdlich, wenn nun Forderungen nach gemeinsamen Gesprächen seitens der Erlöserschwestern getätigt werden.
Leopoldina-Krankenhaus hält an Übernahmeplänen fest
Das Leopoldina-Krankenhaus gab derweil an, an den Plänen, die Palliativstation sowie die Akutgeriatrie des St. Josef-Krankenhauses zum 1. Januar 2025 zu übernehmen, festzuhalten. "Wir haben den klaren Auftrag vom Gesundheitsministerium, diese Bereiche in der Versorgung künftig abzudecken", so Winter. Man wolle weiterhin allen Mitarbeitenden des St. Josefs die Hand reichen, um dem Auftrag nachzukommen. Winter betonte auch, dass diese bei einem Wechsel in sein Haus nicht schlechter gestellt würden.