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Niederwerrn: Keinen Platz in der Kurzzeitpflege für schwerstbehinderten Christian gefunden: Warum die Suche so schwierig war

Niederwerrn

Keinen Platz in der Kurzzeitpflege für schwerstbehinderten Christian gefunden: Warum die Suche so schwierig war

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    Ihren schwerstbehinderten Sohn Christian pflegt die Niederwerrnerin Karin Lorenz gemeinsam mit ihrem Mann seit 37 Jahren.
    Ihren schwerstbehinderten Sohn Christian pflegt die Niederwerrnerin Karin Lorenz gemeinsam mit ihrem Mann seit 37 Jahren. Foto: Walter Lorenz

    Der Hilferuf von Karin Lorenz geht ans Herz: Die 60-jährige Niederwerrnerin, die seit 37 Jahren ihren schwerstbehinderten Sohn pflegt, sucht dringend einen Kurzzeitpflegeplatz. Sie braucht mit ihrem Mann dringend eine Auszeit von der Pflege und will eine vor drei Jahren gewonnene Urlaubsreise am 21. November antreten. Alles war perfekt langfristig geplant, doch jetzt sagte ihr die Behinderteneinrichtung kurzfristig ab, wegen fehlender Pflegekräfte.

    Update vom 14. November 2022: Die Geschichte hat inzwischen ein gutes Ende gefunden. Wie es mit Familie Lorenz weiterging, lesen Sie hier.

    Die Eltern sind mit den Kräften am Ende und brauchen eine Auszeit

    "Wir sind als Eltern am Limit", sagt die 60-Jährige. Wie bei anderen Angehörigen auch hatte Corona mit den Lockdowns und den monatelang geschlossenen Einrichtungen ihre Kraft vollends geraubt. Normalerweise ist ihr körperlich und geistig schwerstbehinderter Sohn Christian tagsüber, von sieben bis 16 Uhr, in der Förderstätte der Lebenshilfe in Sennfeld. "Wegen Corona war er zunächst fünf Monate und dann noch einmal sieben Monate nur daheim", erzählt Karin Lorenz.

    Dass das pflegende Ehepaar angesichts der körperlichen und psychischen Belastung eine gemeinsame Auszeit braucht, um abzuschalten und neue Kraft zu tanken, ist vorstellbar. Die Freude über eine gemeinsame Erholung war daher groß. "Wir waren drei Jahre lang gar nicht weg, und vorher war mal ich eine Woche in Urlaub oder aber mein Mann".

    Als 2019 Walter Lorenz eine zweiwöchige Reise gewann, konnte sie das Ehepaar nicht sofort antreten, weil so kurzfristig kein Kurzzeitpflegeplatz für den Sohn zu bekommen war. Die Reise wurde auf 2020 verschoben, fiel aber wegen Corona aus. Auch 2021 wurde abgesagt.

    Mutter hat 35 Einrichtungen angefragt

    Um die Karibik-Kreuzfahrt vom 21. November bis 6. Dezember antreten zu können, meldete das Ehepaar Lorenz rechtzeitig im Januar den Sohn für einen Kurzzeitpflegeplatz in der Behinderteneinrichtung am Würzburger Heuchelhof an, dem Förderzentrum für körperliche und motorische Entwicklung. Von dort kam nun vergangene Woche die Nachricht, dass das mangels Pflegekräften nicht möglich sei. "Wir haben einfach keine Leute", hat Karin Lorenz von den Verantwortlichen dort erfahren.

    Sofort suchte Karin Lorenz nach Alternativen, bislang ohne Erfolg. "35 Einrichtungen habe ich schon angefragt", sagt sie. Wobei sowieso nur solche Heime für geistig und körperlich Schwerstbehinderte in Frage kämen. Denn ihr blinder Sohn Christian sitzt im Rollstuhl, hat eine versteifte Wirbelsäule und keine rechte Hüfte mehr, und er leidet an Epilepsie mit wiederkehrenden Anfällen.

    Unter anderem in der Behinderteneinrichtung in Maria Bildhausen wurde Karin Lorenz vorstellig. "Die haben aber auch Notstand", hat sie erfahren. Von einer Pflegeeinrichtung in Bad Kissingen, die sie auf ihre Eignung noch anschauen will, bekam sie telefonisch gleich zu hören: "Machen Sie sich keine großen Hoffnungen". Auch in Mittelfranken, im Wohnheim für Menschen mit Behinderung in Neuendettelsau, fragte sie nach einem Kurzzeitpflegeplatz. "Man muss überall bitten und betteln."

    Wie schwierig es ist, nicht nur für eine geplante Auszeit, sondern gerade auch bei einem akuten Notfall einen Kurzzeitpflegeplatz zu bekommen, weiß die Niederwerrnerin auch. "Man kann sich als Eltern gar nicht erlauben, einen Ausfall zu haben."

    Verfügbare Plätze sind mittlerweile zum Geschäft geworden

    Die angespannte Situation in der Kurzzeitpflege bestätigt der Pflegestützpunkt Schweinfurt. Verfügbare Plätze sind mittlerweile ein Tagesgeschäft geworden, eine Übersicht, wo etwas frei ist, gibt es nicht. Bei Bedarf erhält der pflegende Angehörige eine Liste über die Heime und deren Angebote und muss sich selbst an diese wenden.

    Früher sei ein Kurzzeitpflegeplatz planbar gewesen, sagt Leiterin Petra Licha-Hofmann. Durch Corona sei aber die Regelmäßigkeit der Planung durcheinandergeraten. Die Heime könnten nicht so viele Plätze nur dafür leer stehen lassen, schließlich müssten sie kostendeckend arbeiten. In manchen Landkreisen gibt es auch sogenannte Pflegeplatzbörsen. Allerdings sind diese nur so hilfreich, wie sie auch von den Heimen bedient werden.

    Für Karin Lorenz schwindet die Hoffnung auf die gemeinsame Auszeit. "Wir haben uns so sehr auf diese Reise gefreut, weil wir schon seit mindestens 20 Jahren keinen gemeinsamen Urlaub mehr hatten." Die aufwändige Pflege, die sie seit 37 Jahren zu Hause leisten, ließ dies nicht zu. "Wahrscheinlich wird jetzt mein Mann alleine fahren."

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