Das Fernsehteam ist unterdessen in der Wohnung ihres Sohnes zugange. Jens Weber und Diana Kremer, seine Lebensgefährtin, sitzen auf der Couch und sprechen vor Kameramann, Tontechniker, Fernsehredakteurin, Realisatorin und dem Coach über ihr Anliegen: Die Lagerräume von Jens Webers Eltern sollen leerer werden – und das mit möglichst hohem Gewinn. Der Trödeltrupp ist auf solche Aufräumaktionen spezialisiert, und so haben die beiden beschlossen, sich mit ihrem Anliegen an den Privatsender zu wenden. „Es ist irgendwann einfach zu viel, man wird der Lage nicht mehr Herr“, erklärt Weber seinen Schritt in die Öffentlichkeit. Im Januar wird er das Unternehmen seines Vaters übernehmen und mit der Lebensgefährtin zu seinen Eltern ziehen. Deshalb will er vorher dort in den Lagerräumen klar Schiff machen: Konzept der Reality-Show ist nämlich, vor laufender Kamera Kunst und Krempel auf Flohmärkten zu verkaufen.
„Nicht nur die Sachen interessieren mich, sondern auch ihre Geschichte“, sagt Coach ªükrü Pehlivan. Die Geschichte der Weberschen Trödelsammlung hängt mit dem familieneigenen Umzugsunternehmen zusammen. Die Firma macht auch Haushaltsauflösungen. Und genau die sind das Problem. Anstatt die Sachen aus den Haushaltsauflösungen wegzuwerfen oder direkt weiterzuverkaufen, haben die Weber-Seniors über die Jahre Lagerraum, Keller und Werkstatt damit vollgestellt. In der Werkstatt etwa konnten früher die Lkw des Unternehmens repariert werden. Seit einiger Zeit ist damit Schluss: Zwischen all dem Trödel ist kein Platz mehr für einen Laster. Natürlich ist nicht alles Trödel. Die Webers wissen ebenso gut wie das Fernsehteam, dass zwischen all dem Ramsch kleine Schätze stecken. Elisabeth Weber hat einige von ihnen bis jetzt gut gehütet.
Sie legt vorsichtig ein Album auf den Tisch, das voll ist mit original Autogrammkarten früherer Stars. Zara Leander ist darunter, Karlheinz Böhm, Romy Schneider. „Ich behalt's lieber, bevor ich die Autogrammkarten für zwei Euro das Stück hergebe“, seufzt sie. Dass die Käufer ihre Kostbarkeiten vielleicht nicht zu schätzen wissen, ist Webers größte Sorge. Sie kann sich immer wieder an der Autogrammsammlung erfreuen.
Wenn das Fernsehteam es schaffen würde, ihre Schätze an Kenner zu vermitteln, wäre sie mit dem ganzen Rummel versöhnt. Begeistert ist sie nämlich nicht von den Fernsehleuten, die da ihre Kisten durchwühlen. Coach Pehlivan findet zwar, dass sie doch nichts davon hat, das alles „zu bunkern“. Aber Elisabeth Weber hat Freude an den schönen alten Dingen. Sie wegzugeben fällt ihr nicht leicht.
Als Jens Weber erzählt, wie viel Erlös er sich erhofft, ruft Pehlivan: „28 000 Euro? Das wäre Rekord!“ Aber Weber hat noch ein Ass im Ärmel: Drei Lkw, die das Unternehmen nicht mehr braucht. Auch die will er mit Hilfe des Trödeltrupps an den Mann bringen. Das muss er gleich dreimal erzählen, damit die Kamera es aus allen Perspektiven drehen kann. „Jetzt nicht mehr so viel kuscheln“, kommt es aus dem Off, und Diana Kremer nimmt die Hand vom Oberschenkel ihres Lebensgefährten und rückt ein Stück ab: „Eben hieß es doch noch, ,kuschelt viel' – und jetzt?“
Vor der Kamera zu stehen, hätte Diana Kremer sich weniger anstrengend vorgestellt. Nervös und zittrig sei sie am Anfang gewesen. Weber gibt sich cooler. „Vor der Kamera ist es – anders“, sagt er nur, aber Kremer verrät, dass auch er die ganze Nacht nicht geschlafen habe. Sonntagabend, wenn das Fernsehteam abgezogen und die Familie wieder unter sich ist, wird sich zeigen, ob das Ergebnis die Aufregung wert war.
Den Trödel der Webers kann man am morgigen Sonntag von 10 bis 14 Uhr im Hof der Kettlerstraße 24 inspizieren und kaufen.