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Grafenrheinfeld: Kindergarten-Neubau: "Mega-Kita" oder zukunftsweisend?

Grafenrheinfeld

Kindergarten-Neubau: "Mega-Kita" oder zukunftsweisend?

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    Den "Fröschloch"-Kindergarten (vorne der mit Schimmel befallene Anbau) und sein Pendant am "Bühl" will die Gemeinde zu Gunsten eines Neubaus aufgeben. Doch daran gibt es auch Kritik.
    Den "Fröschloch"-Kindergarten (vorne der mit Schimmel befallene Anbau) und sein Pendant am "Bühl" will die Gemeinde zu Gunsten eines Neubaus aufgeben. Doch daran gibt es auch Kritik. Foto: Josef Schäfer

    Wird es eine überdimensionierte "Mega-Kita" oder eine Einrichtung, die dem zukünftigen Bedarf an Kinderbetreuung gerecht wird? An den Plänen der Gemeinde, die zwei bestehenden Kindergärten "Bühl" und "Fröschloch" zu Gunsten eines vergrößerten Neubaus in der Nähe der Grundschule zu ersetzen, scheiden sich in Grafenrheinfeld die Geister. Der Grundsatzbeschluss des Gemeinderats für letztere Veriante ist schon gefasst.

    Frage nach pädagogischen Konzepten

    Eine Gruppe Kritiker um Barbara Schug plädiert für eine Sanierung der beiden Kitas, für die sie auch Erweiterungspotenzial sieht. Ein Neubau ist in Schugs Augen weder wirtschaftlich noch nachhaltig, indem die bestehenden Funktionsgebäude nicht weiter genutzt würden; die Pläne würden der Entwicklung des Ortskerns entgegen stehen. Zudem befürchtet sie Orientierungsprobleme für Kinder eines "Großkindergartens" und kritisiert, dass keine neuen pädagogischen Konzepte wie ein Natur- oder Waldkindergarten in Erwägung gezogen würden. Insgesamt mangelt ihr es an der notwendigen Transparenz des Projekts. Für Bürgermeister Keller dagegen ist der Neubau in vergrößerter Form der richtige Weg. Er kenne einige Projekte, in deren Bauphase sich gezeigt habe, dass die Einrichtung zu klein dimensioniert sei: "Ich möchte nicht, dass nach Bauende zwei Räume fehlen." 

    Einst eine Schenkung an die Gemeinde, jetzt in die Jahre gekommen. Barbara Schug sieht Perspektiven, den Kindergarten weiterhin an Ort und Stelle zu erhalten.
    Einst eine Schenkung an die Gemeinde, jetzt in die Jahre gekommen. Barbara Schug sieht Perspektiven, den Kindergarten weiterhin an Ort und Stelle zu erhalten. Foto: Josef Schäfer

    Knackpunkt an der politischen Auseinandersetzung sind die Bedarfs- und Prognosezahlen. Die Gemeinde rechnet mit 40 Krippen- und 175 Regelplätzen in insgesamt zwölf Gruppen. Derzeit werden in der Krippe 36 Kinder und in den Kindergartengruppen 113 Kinder betreut. Barbara Schug verweist auf nur 22 Geburten im vergangenen Jahr in der Gemeinde und zweifelt den Bedarf an. Keller bezieht sich auf entstehende und geplante Neubaugebiete für junge Familien. Schon jetzt würden die Einrichtungen "Bühl" und "Fröschloch" aus den Nähten platzen und zum Teil mit Ausnahmegenehmigungen betrieben. Ab September werde der Sport in der Bibliothek stattfinden, um die Turnräume für die normale Betreuung nutzen zu können.

    Schimmelbefall am "Fröschloch"

    Dazu kommt ein "Sonderproblem": Der 2018 fertiggestellte Erweiterungsbau am "Fröschloch" hat einen Schimmelbefall und steht leer. Ersatzkapazitäten hat die Gemeinde in zwei Klassenzimmern der Grundschule gefunden, die allerdings ab dem Schuljahr 2021/22 an die Schule zurückgegeben werden müssten. Bei der Schimmelbeseitigung fordert Barbara Schug eine zügigeres Vorgehen der Gemeinde, um den Schaden zu beheben. Bürgermeister Keller verweist auf eine gerichtliche Auseinandersetzung rund um Ursache und Verantwortung. Solch ein Verfahren könne sich fünf bis zehn Jahren hinziehen.

    Wer kann richtige Zahlen vorhersagen?

    Beim nächsten Aspekt gehen die Meinungen Schugs und Kellers noch weiter auseinander: die Schülerbetreuung im Hort, auf die Eltern ab 2025 einen Rechtsanspruch haben. Mangels Erfahrungen und Vergleichsmöglichkeiten prognostiziert die Gemeinde, dass 80 Prozent der Schüler dieses Angebot nutzen; heute sind es knapp 40 Prozent (40 von 107). Den Ansatz für die Zukunft hält Schug für unrealistisch. Und die Gemeinde rechnet mit einem Anstieg der Schülerzahlen auf 175, weswegen sie 140 Hortplätze einplant, wenngleich diese Zahl nicht in Stein gemeißelt zu sein scheint. Auch bei der Entwicklung der Schülerzahlen widerspricht Schug: "Die aktuellen Kinderzahlen und die jüngste Prognose des Landesamtes für Statistik legen für Grafenrheinfeld keine Entwicklung nahe, wie sie vom Gemeinderat entworfen wurde." Insgesamt geht sie beim geplanten Neubau von einer Verdoppelung der Platzzahlen (375 statt heute 187) aus und hat den den Begriff "Mega-Kita" geprägt.

    Offene Fragen bei den Kosten

    Sanierung oder Neubau? Derzeit gibt es nur vage Vorstellungen über die Kosten beider Varianten. Vergleiche sind schwierig und mit Vorsicht zu genießen. In einer Grobberechnung, deren Ergebnis auch in der Bevölkerung kursiert, kommt nach Informationen dieser Redaktion die Regierung von Unterfranken auf etwa 4,5 Millionen Euro Sanierungskosten. Allerdings beim heutigen Stand ohne Erweiterung. Sie nennt eine Sanierung daher wirtschaftlich nicht vertretbar, sprich: es würde dafür keine Fördermittel geben. Die Regierung schließt die Wirtschaftlichkeit aus, wenn eine Sanierung mehr als 80 Prozent der Neubaukosten überschreitet. Und der "Bühl"-Kindergarten müsste in jedem Fall neu gebaut werden, zitiert Keller aus einer Stellungnahme der Regierung: "Das war immer unbestritten."

    Auch die Kosten für einen Neubau stehen noch lange nicht fest, sie sollen während der angelaufenen Planungsphase ermittelt werden, wie Keller sagt. Vor wenigen Wochen hat der Leiter des Jugendamtes im Landratsamt, Udo Schmitt, in einer Ausschusssitzung des Kreistags die Neubaukosten pro Kita-Gruppe mit 600 000 Euro beziffert. Demnach läge die Grafenrheinfelder Einrichtung in der jetzt geplanten Größenordnung bei über sieben Millionen Euro – ohne die Kapazitäten für einen Schülerhort.

    Entscheidung noch im "alten" Rat

    Die Grundsatzentscheidung pro Neubau hat der Gemeinderat am 23. März gefällt, in der letzten Sitzung seiner Amtsperiode und in Kenntnis des Ergebnisses der Gemeinderatswahl vom 15. März, bei der die CSU zwei Mandate und die FBL einen Sitz verloren haben – zu Gunsten der Grünen. Zumindest stellt Schug die Frage, ob die Entscheidung herbeigeführt werden sollte, noch bevor sich die Mehrheitsverhältnisse änderten.

    Keller weist dies von sich, zumal er die Einstimmigkeit des Beschlusses betont. Zu diesem Zeitpunkt hätten alle notwendigen Daten und Informationen vorgelegen: "Die Entscheidungsreife war da." Man habe ohne Not nicht warten wollen, denn der neue Rat hat sich erst im Mai konstituiert. Bis dahin wäre fast ein Vierteljahr verloren gegangen. Und im März habe man angesichts der Corona-Pandemie, die gerade Deutschland erreicht hatte, nicht gewusst, wann und wie der Gemeinderat künftig tagen kann.

    Das Kindswohl hänge nicht von einem Gebäude ab, sondern von den Mitarbeitern und dem Inhalt, sagt Schug. Sie hofft nun auf ein Bürgerbegehren, bei dem sich die Einwohner selbst ein Bild machen können, ob es den Neubau braucht oder nicht.

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