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SCHWEINFURT: König entschied zugunsten der Schweinfurter Fischer

SCHWEINFURT

König entschied zugunsten der Schweinfurter Fischer

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    Das geschäftige Treiben der Schweinfurter Fischer und Schiffer vermittelt Melchior Hellers authentische Ansicht von 1627 um das Fischertor mit Main und Saumain am besten. Sie zeigt uns die Fischer bei der alltäglichen Arbeit.
    Das geschäftige Treiben der Schweinfurter Fischer und Schiffer vermittelt Melchior Hellers authentische Ansicht von 1627 um das Fischertor mit Main und Saumain am besten. Sie zeigt uns die Fischer bei der alltäglichen Arbeit. Foto: FOTOs Laszlo Ruppert (5), hannes Helferich (4)

    Mit der Fischer-Zunft ist laut Brandl das älteste für ein Gewerbe in Schweinfurt nachweisbare Recht verbunden. Das Zunftzeichen ist noch heute im Fischerrain mehrfach zu bestaunen: Gekreuztes Ruder und Fahrbaum vor einem Fisch. Bei letzterem handelt es sich um ein bis zu fünf Meter langes Holz, das an einem Ende einen eisernen Schuh, ein Baumeisen, trägt. Es diente zum Abdrücken des Schiffs vom Ufer.

    1282 erteilte König Rudolf von Habsburg einen Schiedsspruch, der den Fischern das Fischen von Bamberg bis Mainz bei Tag und Nacht erlaubte. Hintergrund dieses Rechtsspruchs war die Beschwerde der Stadt, dass der Deutsche Orden (seit 1263 im Besitz der Peterstirn) den Fischern versagte, auf dem Main längs der Altstädter Gemarkung zu fischen. Der König entschied aber zugunsten der Fischer.

    Nach den Häckern waren die Fischer die zweitstärkste Zunft. Sie hatten bis ins 19. Jahrhundert immer um die 50 Mitglieder. Wie in anderen fränkischen Orten auch vererbte sich in Schweinfurt das Fischerhandwerk traditionsbewusst. Heute sind von dem alten Gewerbe nur die Fischhandlungen Dittmar und Stein im Fischerrain geblieben. In den von Müller präsentierten Meister-, Gesellen- und Lehrlingsbüchern aus den Jahren 1749 bis 1908 kommen diese Namen immer wieder vor.

    Die Museen und Galerien beziehungsweise das Stadtarchiv Schweinfurt konnten als großzügige Schenkung der Schweinfurter Fischerzunft 1990 insgesamt 18 Schriftstücke des 16. und 19. Jahrhunderts sowie die Zunftlade und die Zunftfahne übernehmen. Die wertvolle Zunftlade des 18. Jahrhunderts mit einem stimmungsvollen Intarsienbild auf dem Deckel von Fischern am Main sowie ein originelles Stammtischzeichen aus Holz – ein Furcht erregender Phantasie-Walfisch (18. Jahrhundert) – sind im Museum Altes Gymnasium ausgestellt.

    Die Einrichtung der Zunft und das Leben in der Gemeinschaft der Zunftangehörigen waren durch Zunftordnung und Vereinsstatuten geregelt. Müller zitierte vor großer Kulisse in der Reichsvogtei aus im Stadtarchiv gelagerten Originalen. Eines der ältesten stammt aus dem Jahr 1602. Die Schweinfurter Zunft übte die Mainfischerei nicht über große Entfernungen aus, sondern je nach Fischangebot eher in der näheren Umgebung der Stadt. In den Sommermonaten vermied man es, mehr als fünf Stunden entfernt zu fischen, da die Fische sonst nicht hätten lebendig nach Schweinfurt gebracht werden können. Als Fanggeräte benutzte man „Netze, Zennen, Reusen, Waidluft und Angeln“.

    Vielfach als fischreiches Wasser bezeichnet, soll der Main einst 30 Arten und 20 Gattungen beherbergt haben. Eine Auswahl gab Brandl: Rotaugen (Plötze), Lauben (auch Ukelei), Orfe (Nerflinge), Schmerlen, Hasel, Rapfen, Brachsen, Barben, Nasen oder Speier, Maifische (Alse), Karauschen, Flussneunaugen, Lachse sowie Krebse und Störe.

    Zu allen Zeiten haben abnorme Fische – Größe und Gestalt betreffend – das Interesse der Zeitgenossen geweckt, zitierte Brandl den Kenner der Zunft, Walter M. Brod. Wanderfische wurden seit dem 16. Jahrhundert in der Malerei und im Buchdruck festgehalten. Nach Brod sind mit die ältesten ihrer Art und von großem Seltenheitswert (außerdem jedem Schweinfurter bekannt) die beiden Fresken in der oberen Rathaus-Diele. Sie zeigen außergewöhnliche Fänge von Stören aus den Jahren 1575 und 1593 in Lebensgröße von 266 bzw. 327 Zentimetern. Der erste Stör wurde am 2. September 1575 bei Untereuerheim gefangen. Der Rat der Reichsstadt schenkte den Sensationsfang Bischof Julius Echter.

    Die Mainschifferei wurde bis ins 19. Jahrhundert ebenfalls von den Fischern betrieben. Auf diese Doppeltätigkeit der Schweinfurter Fischer verweist die Fahne aus dem Biedermeier. Sie befindet sich im Besitz der Stadt. Der ursprüngliche Antrieb für die Bergfahrt war das Staken mit langen von Bord eingesetzten Stangen. Dies geschah bis ins 19. Jahrhundert auch durch Pferde bzw. Reiter, die kleinere Frachtschiffe an langen Leinen an längs der Ufer angelegten Pfaden, den Treidelwegen, hinaufgezogen. Erst in Folge der Eröffnung der Eisenbahnlinie 1852 änderte sich diese Situation der Schifffahrt, und der Main verlor seine Bedeutung als wichtiger Handelsweg, da nun Güter bevorzugt auf der Schiene befördert wurden.

    Auf den Fahrten war den Fischern zusätzlich die Jagd auf Wassergeflügel gestattet. Neben der Mainfischerei betrieben die Schweinfurter Fischer auch Fischzucht von Karpfen und Schleien in natürlich und künstlich angelegten Teichen. Solche Fischgruben gab es am Spitalsee und am Marienbach.

    Ebenso sind vielerlei Fischerbräuche überliefert: Alljährlich hielt das Handwerk an Dreikönig einen Umgang um die Stadt, bei der die jungen Fischer „bei drolliger Vermummung unter Gesang und Tanz im Fischerviertel von Haus zu Haus zogen, Gaben in Form von Geld und Lebensmittel erbettelten und diese an langen Stangen herumtrugen“. Von Zeit zu Zeit boten die Fischer an Pfingsten auch Fischerstechen. Ein besonderes Vergnügen war das bei zugefrorenem Wasser veranstaltete „Ringelrennen“: Man trieb einen Pfahl ins Eis und brachte daran eine feste Querstange an, an der man kleine Holzschlitten befestigte. Durch schnelles Drehen wurden die auf den Schlitten Sitzenden sehr zur Freude der Zuschauer aufs Eis geschleudert, wo sie auf dem Hosenboden weiterrutschten.

    Neben Frachtkähnen und Beibooten hatten Fischer Schelche und – was vielleicht eher ungewöhnlich klingen mag – auch Einbäume in Gebrauch. Schweinfurter Einbäume wurden ausgiebig im Festjahr „Schweinfurt im Mittelalter“ 2004 gewürdigt. Laut Brandl zeige sich jetzt, dass Einbäume – als Pontons auf der Strecke Bamberg bis Kitzingen eingesetzt – einmalig in ganz Bayern sind. Im Museum Altes Gymnasium sind zwei ausgestellt: Der kaiserzeitliche Einbaum aus der Schonunger Bucht und ein Nachbau des archäologischen Fundes, der auf 1207 datiert wurde.

    Einbäume sind zwischen drei und 15 Metern lang und aus einem, mit Beil und mit Dechsel (die Queraxt des Schiffzimmermanns) ausgehöhlten Stamm. Weitere Einbäume wurden in Dettelbach, Astheim, Obereisenheim und Schweinfurt (mit Ausnahme des Schonunger Fundes) entdeckt.

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