Seit zehn Jahren bietet das Kolping-Bildungszentrum Ganztagsbetreuungen in Schulen an – ein schöner Grund, den runden Geburtstag jetzt mit einem gemütlich-entspannten Festakt im Kolpinghotel zu feiern. Die Zahlen sprechen für sich: An 25 Standorten in der Region Main-Rhön kümmern sich in 62 Gruppen täglich 88 Mitarbeiter um etwa 1500 Schülerinnen und Schüler; gestalten je nach Konzept die gemeinschaftliche Mittagspause, die freie Zeit, bieten sinnvolle und kreative Beschäftigungen von Sport über Kochen bis Zaubern an und betreuen die Hausaufgaben.
Das Angebot umfasst die sogenannte offene und gebundene Ganztagsbetreuung sowie die Mittagsbetreuung an Grundschulen und hat bildungs- und familienpolitische Relevanz. Ein Beispiel: Im Rhön-Gymnasium in Bad Neustadt haben sich die Schülerzahlen, die das Angebot der Offenen Ganztagsschule nutzen, im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, wie Klaus Hentzschel und Manfred Werner vom dortigen Betreuungsteam erzählen. Die beiden sind Lehrer im (Un)-Ruhestand und geben beide schmunzelnd zu, die Fortsetzung ihrer „Berufung“ zu genießen.
Pädagogen und Quereinsteiger
Eine pädagogische Ausbildung sei sinnvoll, aber nur für die jeweilige Teamleitung vorgeschrieben. Für alle anderen Mitarbeiter in der Ganztagsbetreuung ist das nicht zwingend erforderlich; auch Mütter und Väter haben selbstredend die nötige Erfahrung im Umgang mit Kindern.
In vielen Teams gibt es Quereinsteiger. Ein Blick in die Mitarbeiterinnen-Runde der Hugo-von-Trimberg-Schule in Niederwerrn zeigt: Von der Englischlehrerin über die Krankenschwester und Heilpraktikerin reichen die Berufsfelder. Sabine Rau zum Beispiel „bändigt“ seit Jahren Korbball-Mädels, ist also prädestiniert für solide Betreuungsarbeit, findet Teamkollegin Claudia Halbach, die selbst erst kürzlich einen Übungsleiterschein für die optimale und sichere Gestaltung des sportlichen Freizeitangebotes absolviert hat.
Bayern ist Schlusslicht beim Betreuungsangebot
Die Gesellschaft wandelt sich: Viele Eltern sind berufstätig, haben Zweitjobs oder sind alleinerziehend und wünschen sich für ihre Kinder eine adäquate Ganztagsbetreuung mit sinnvollen und kreativen Angeboten, gesundem Mittagessen und Hausaufgabenaufsicht. Doch Bayern ist hier deutschlandweit „Schlusslicht“, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt. Nur 16 Prozent besuchen eine Ganztagsschule, in Hamburg sind es laut Studie 90 Prozent. Schon 2008 hat das Kolping-Bildungswerk, wie Geschäftsführer Christian Seufert in seiner kurzen Jubiläumsrede erläuterte, eine Vorreiterrolle übernommen, als die Ganztagsbetreuung an der Wilhelm-Sattler-Realschule an den Start ging und sich von dort in die Region ausgedehnte.
Für die mittlerweile 88 Mitarbeiter werden regelmäßige Fortbildungen und Erfahrungsaustausch-Treffen angeboten, dazu ein jährlicher Betriebsausflug und der Kolping-Gedenktag. Ohne die vielen engagierten Mitarbeiter wäre eine angemessene Umsetzung der verschiedenen Betreuungsmodelle so nicht möglich und so ist der „Special-Event“ zum Jubiläum – die urkomische, durchaus entlarvende „Doppelstunde“ mit Kabarettist Han‘s Klaffl – das Dankeschön der Verantwortlichen. Neben Seufert sind das Geschäftsleiterin Maria Kraft und die pädagogische Leiterin Elisabeth Scheller.
Lehrer im Ruhestand Klaffl weiß, wovon er redet: von „renitenten Zellhaufen (Schüler), kriminellen Vereinigungen (Eltern) und rätselhaften Wesen, die nicht selten die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten (Lehrer)“, kurzum von einem skurrilen Sammelsurium, auf das auch die 88 Mitarbeiter im Kolping-Bildungszentrum vermutlich ab und an mal treffen. Und so war das Gelächter groß. Abgerundet wurde das Jubiläum mit einem köstlichen „Pausenbrot“ vom kolpingeigenen HandWerk und vielen guten Gesprächen.