Es ist eine besondere Ehre, wenn eine Straße nach einer Persönlichkeit benannt wird. Diese Person erhält eine öffentliche Vorbildfunktion und wird auf einen Sockel gehoben. Deshalb muss man eine besondere Sorgfalt an den Tag legen, wenn es um die Vergabe von neuen, personenbezogenen Straßennamen geht. Gleiches gilt aber auch bei der Überprüfung schon bestehender Straßennamen, wenn sich neue Erkenntnisse bezüglich der Vita des Geehrten ergeben. Die Grundsatzfrage muss immer heißen: Hat der Geehrte die besondere Ehre tatsächlich verdient? Oder: Kann der Namensgeber noch als Vorbild dienen?

Als man, beginnend in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in nicht wenigen Orten Unterfrankens Straßen nach Nikolaus Fey benannte, stand die ehrlich gemeinte Würdigung seiner unbestrittenen Verdienste um den Dialekt und die typische Lebensart Mainfrankens im Mittelpunkt. Man wusste damals schon, dass Frey auch eine dunkle Seite, eine braune Vergangenheit hatte. Aber man stufte ihn wohlwollend als bloßen Mitläufer ein, von denen es ja angeblich Millionen gab.
Doch gerade bei den Mitläufern muss man genau hinschauen. Denn es ist ein Unterschied, ob Menschen in einer Diktatur den Machthabern nur die nötigsten Zugeständnisse machen, um den Alltag für sich und die Familie einigermaßen erträglich zu machen, oder ob man sich den Machthabern aktiv anbiedert und ihnen aus innerster Überzeugung dient. Nikolaus Fey war kein bloßer Mitläufer, wie seine von den Wissenschaftlern jetzt aufgedeckte Rolle im besetzten Polen zeigt.
Ein solcher Mann kann kein Vorbild für unsere Zeit sein. Sein Name hat auf Straßenschildern nichts verloren.
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