Zwischen Anlass und Vorgehen klaffte eine kilometerbreite Lücke: Im Kreistag standen Änderungen des Regelwerks für den Gewerbepark Conn Barracks zur Entscheidung an. Nichts Grundsätzliches, eher eine Randnotiz des Großprojekts, von dem sich die Region wirtschaftlich sehr viel verspricht. Und Landratsherausforderer Lothar Zachmann (CSU) hatte tatsächlich den Schwachpunkt im Vorschlag von Amtsinhaber Florian Töpper (SPD) ausgemacht, der nämlich nicht schlüssig erklären konnte, warum zwischen Information der Kreisräte und Votum nur vier Wochen gelegen haben, und warum er davon abgesehen hat, alle Bürgermeister in Kenntnis zu setzen.
Doch Zachmann ließ die Chance verstreichen, daraus geschickt politisch Kapital zu schlagen. Stattdessen packte er die Keule aus und schlug mit dem Hinweis auf den Amtseid kräftig zu. Eigentlich ist es das letzte Mittel, das nur in Extremlagen zu ziehen ist. Genau diese Unverhältnismäßigkeit machte es zu einem Affront gegenüber Töpper, bei dem die Wortwahl als Vorwurf der "Eidesbrüchigkeit" ankam.
Was Zachmanns mangelndes Fingerspitzengefühl ausgelöst hat, war logisch: Es brachte die andere Hälfte des Kreistags gegen sich und die CSU-Fraktion auf, in der mancher etwas beschämt zu Boden blickte. Landrat Töpper nutzte seine Gabe der freien Rede, um seinen Widersacher in klaren Worten in die Schranken zu weisen. Das eigentliche Thema geriet in den Hintergrund.
Zachmann hat nicht nur mit Kanonen auf Spatzen geschossen, sondern der CSU ungewohnte Abstimmungsniederlagen eingebrockt, die es bei einem anderen Sitzungsverlauf womöglich nicht gegeben hätte. Die von der CSU anvisierte Vertagung wäre mehrheitsfähig gewesen.
Mehr noch: Der Herausforderer hat seinen Chancen für die Landratswahl in 13 Wochen einen Bärendienst erwiesen. Auch im persönlichen Verhältnis der Kontrahenten dürfte diese Eskalation Spuren hinterlassen.