Klarheit sollte der Gemeinderat Geldersheim schaffen. Klarheit über seine Haltung zur Konversion der Conn Barracks. Klarheit dahingehend, ob die Gemeinde noch hinter dem Ziel steht, die Konversion gemeinsam mit dem Zweckverband "Interkommunaler Gewerbepark Conn Barracks" abzuwickeln, den Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Gemeinden Niederwerrn und Geldersheim 2014 nach Abzug der Amerikaner zur Entwicklung des knapp 200 Hektar großen Kasernengeländes gegründet haben.
Bis vor einem Jahr herrschte noch Klarheit. Der Zweckverband war sich einig, das Gelände selbst zu kaufen, selbst zu erschließen und auch selbst zu vermarkten, um dort einen hochwertigen Ansiedlungsstandort zu schaffen und damit nachhaltig positive Effekte für die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region anzustoßen.

Die Gemeinde Geldersheim scherte dann aber aus. Angesichts gestiegener Zinsen und Baupreise fasste der Gemeinderat im März 2023 den Beschluss, dass bei der Entwicklung des Gewerbeparks auch andere Varianten geprüft werden sollen. Zum Beispiel, dass ein Investor den Konversionsprozess abwickelt, was im Zweckverband zu heftigen Diskussionen geführt hat.
Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé als aktueller Zweckverbandsvorsitzender hatte deshalb in der Verbandsversammlung im Februar den Geldersheimer Vertretern als Hausaufgabe aufgegeben, sich mit ihrer Beschlusslage noch einmal zu befassen und "eigeninitiativ die Dinge klarzustellen". Das hat der Gemeinderat nun befolgt.
Drei einstimmige Beschlüsse gefasst
In einer Sondersitzung am Donnerstagabend vor großem Publikum im Geldersheimer Rathaus gab das Gremium ein klares Bekenntnis zum Zweckverband und zur Zusammenarbeit mit den drei anderen Partnern ab. Was die Art der Umsetzung und Finanzierung der Konversion anbetrifft, fasste der Gemeinderat ebenfalls drei klare, einstimmige Beschlüsse. Ob diese aber die gewünschte Klarheit schaffen werden, das wurde nach der Sitzung unter Zuhörerinnen und Zuhörern heftig diskutiert.
Die neue Beschlusslage besagt zwar, dass Geldersheim grundsätzlich am "kommunalen Erstzugriffsrecht" seitens des Zweckverbands festhält. Der Gemeinderat werde aber weiteren Zahlungen an den Zweckverband nur dann zustimmen, "wenn auch die weitere Vorgehensweise nach dem Zwischenerwerb der Fläche im Vorfeld grundsätzlich geklärt ist". Ziel müsse es sein, die finanziellen Lasten und Risiken für den Haushalt der Gemeinde so gering wie möglich zu halten.

Geldersheim gibt deshalb dem Zweckverband nun auch eine Hausaufgabe auf: Er soll "... eine Entscheidung zum Finanzierungs- und Umsetzungsmodell unter kompletter oder teilweiser Beteiligung eines Dritten oder mehrerer Dritter beschlussmäßig vorbereiten". Außerdem soll das vom Zweckverband angestrebte Ziel der Wirtschaftsförderung bei der Vermarktung des Geländes vertraglich abgesichert werden.
Großprojekte belasten die Gemeindefinanzen
Bürgermeister Thomas Hemmerich hatte im Vorfeld noch einmal ausführlich Geldersheims Haltung begründet. Er verwies auf die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und auf die eigenen Großprojekte wie Bauhofneubau, Feuerwehrfahrzeugkauf, Straßensanierungen oder städtebauliche Entwicklung. "Wir können unsere begrenzten finanziellen Mittel nicht komplett in den Gewerbepark stecken." Denn Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, würden künftige Generationen binden.
Geldersheim stehe nach wie vor hinter dem Kauf des Geländes, betonte Hemmerich, "aber wir wollen vorher wissen, wie es danach weitergeht und nicht ins Blaue hinein erwerben". Man sei auch dankbar für die Unterstützung der anderen Verbandsmitglieder, schob er noch nach. Der Großteil des Areals liege aber auf Geldersheimer Gemarkung, "und da bestimmen immer noch wir, was passiert".
Appell zum Miteinander
Viele Wortbeiträge gab es nach dem bürgermeisterlichen Statement nicht mehr. Das Gremium hatte das Thema vorab schon hinter verschlossenen Türen diskutiert. Im öffentlichen Teil deuteten nur die Wortmeldungen der Freie-Wähler-Vertreter vage darauf hin, dass der nach außen gezeigten Einstimmigkeit hinter den Kulissen vermutlich eine kontroverse Diskussion vorausgegangen war.
Thomas Hübner sah sich veranlasst, noch einmal ausdrücklich zu betonen, dass über den Verbleib Geldersheims im Zweckverband Einigkeit bestehe. Christoph Hammer sagte, dass bei einer Investorenlösung in jedem Fall das Mitspracherecht der Verbandsmitglieder gesichert sein müsse. Und Thomas Starek stellte klar, dass die Fäden in der Hand des Zweckverbands bleiben sollten. Keinesfalls dürfe das Areal an nur einen Investor veräußert werden. Zumindest Teilbereiche sollte der Zweckverband selbst erschließen.
"Wir müssen für alles offen sein", meinte hingegen Thomas Lurz (CSU-Freie Bürgerliste). Für ihn stehen die Gemeindefinanzen an erster Stelle. "Wir müssen schauen, dass unser Haushalt nicht in Schieflage gerät."
Martin Schlör (Junge Liste) pflichtete dem Bürgermeister noch einmal bei, dass Geldersheims Appell, über neue Finanzierungsmodelle nachzudenken, "richtig war". Er hätte sich aber "vertrauensvolle" Gespräche mit dem Zweckverband gewünscht. "Wir sollten mehr miteinander reden, um den Wunsch nach Mitspracherecht und finanzieller Beteiligung in Gleichklang zu bringen."