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Grafenrheinfeld/Reichenberg: Konzeptkünstler Michael Ehlers zeigt Video-Animation: Diese Vision hat er von den Kühltürmen in Grafenrheinfeld

Grafenrheinfeld/Reichenberg

Konzeptkünstler Michael Ehlers zeigt Video-Animation: Diese Vision hat er von den Kühltürmen in Grafenrheinfeld

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    Die Kühltürme als "vertikales Solarkraftwerk": So stellt sich der Reichenberger Konzeptkünstler Michael Ehlers die Zukunft von Kraftwerken vor.
    Die Kühltürme als "vertikales Solarkraftwerk": So stellt sich der Reichenberger Konzeptkünstler Michael Ehlers die Zukunft von Kraftwerken vor. Foto: Animation Michael Ehlers

    Kurz vor der geplanten Sprengung der Kühltürme am stillgelegten Atomkraftwerk Grafenrheinfeld an diesem Freitag, 16. August, hat Konzeptkünstler Michael Ehlers eine Video-Animation veröffentlicht, in der die Fassaden der Türme zu riesengroßen Photovoltaikanlagen mutieren. "Eine Anregung, ein Gedankenspiel in Zeiten der Energiewende", so erklärt der 70-jährige Mediendesigner aus Reichenberg (Lkr. Würzburg) seine Motivation.

    Ehlers ist in der Region kein Unbekannter: Unter anderem hat er den "terroir f"-Aussichtspunkt in Frickenhausen (Lkr. Würzburg) und die Installation "Das letzte Luftschiff" am Würzburger Hubland konzipiert. Und vor zwei Jahren sorgte er bereits mit einer Video-Animation für eine kontroverse Diskussion: Er plädierte dafür, den Parkplatz vor der Würzburg Residenz in eine öffentliche Grünanlage zu verwandeln.

    Frage: Kurz vor der angekündigten Sprengung der Kühltürme in Grafenrheinfeld in einem Video dafür zu plädieren, die Türme zu einem Solarkraftwerk umzubauen - ist das ihr Ernst oder die Spinnerei eines Künstlers?

    Michael Ehlers: Es geht mir nicht um Grafenrheinfeld, die Türme dort sind Geschichte. Ich setze mich ein für eine zügige Energiewende. Um die hinzubekommen, müssen wir unter anderem nachhaltiger bauen. Ich habe Zweifel, dass das Sprengen der Kühltürme der Weisheit letzter Schluss ist. Allein die Entsorgung von zehntausenden Tonnen des klimaschädlichen Betons ist eine enorm aufwändige Sache. Die bessere Lösung wäre, das Bauwerk weiter sinnvoll zu nutzen – und die Kühltürme umzubauen. Im Übrigen: Spinnerei steht vor jeder Innovation, ohne die gibts keine Veränderung, keine Verbesserung.

    Will mit seinen Animationen zum Nachdenken anregen: Konzeptkünstler Michael Ehlers
    Will mit seinen Animationen zum Nachdenken anregen: Konzeptkünstler Michael Ehlers Foto: Helmut Stahl

    Die komplett mit Solarpaneelen bestückte Außenfassade der Kühltürme wirkt in der Animation eindrucksvoll. Aber hielte die Turmwand dem überhaupt stand?

    Ehlers: Was konkret geht, müssen Statiker und Ingenieure berechnen. Ich habe keinen detaillierten Bauplan entworfen, sondern eine Vision, eine Anregung. In meinem beruflichen Umfeld bin ich viel mit Fachleuten im Gespräch. Mir geht es um ein Umdenken, um die jetzt – in Zeiten des Klimawandels – nötigen Transformationsprozesse. Da will ich einen Impuls setzen.

    Für Grafenrheinfeld hätten Sie früher dran sein müssen…

    Ehlers (lacht): Da haben Sie sicher recht. Aber in Deutschland und Europa werden in den nächsten Jahren noch viele Dutzend weitere, vor allem auch fossile Altkraftwerke stillgelegt. Die Kühltürme der schaurig-spektakulären Bilder wegen zu sprengen, bringt uns nicht weiter. Ich wünsche mir mehr öffentlichen Diskurs über Nachhaltigkeit, CO₂-Bilanz und Energiewende. Und wenn ich sehe, welche Infrastruktur da künftig brachliegen wird . . .

    Was meinen Sie?

    Ehlers: Die alten Kraftwerke sind alle sehr gut in die Stromnetze eingebunden. Diese bereits vorhandene Infrastruktur ließe sich gut weiterverwenden – eben auch für Solarkraftwerke, vor allem aber für die dringend benötigten Großspeicheranlagen für regenerativen Strom aus Wind- und Solaranlagen.

    So könnte ein Batterie-Speicher im Kühlturm eines stillgelegten Kraftwerks aussehen.
    So könnte ein Batterie-Speicher im Kühlturm eines stillgelegten Kraftwerks aussehen. Foto: Michael Ehlers

    Im Video plädieren Sie für riesige Batterie-Speicher in stillgelegten Kühltürmen.

    Ehlers: Ja, die Kapazität entspricht der von einer Million Elektroautos vom Typ VW ID 3. So ein leistungsfähiger Batterie-Speicher ließe sich gut im Inneren eines Kühlturms unterbringen. Der große Raum wäre sinnvoll genutzt. Ich finde, es braucht mehr Mut bei den wirtschaftlich und politisch Verantwortlichen, über Alternativen zum Abriss nachzudenken.

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