Am Freitag waren viele Menschen in den Rathaus-Innenhof gekommen, die sich für den Erhalt des Krankenhauses starkmachen wollen: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krankenhauses St. Josef, aber auch Bürgerinnen und Bürger. Anlass der Demonstration: Ein Krisengespräch mit Gesundheitsministerin Judith Gerlach oben im Rathaus. Wie berichtet, hatte die Ministerin nicht den erhofften Rettungsplan für das St. Josef Krankenhaus mitgebracht. Die Schließung des 272-Betten-Hauses zum Jahresende wird kommen. 800 Mitarbeitende verlieren ihren Arbeitsplatz.
Was im Rathausinnenhof passierte, hat Folgen hinterlassen bei einigen Menschen, die sich ernsthafte Sorgen um ihre Zukunft machen. Tags darauf, an einem Infostand auf dem Schillerplatz, den die Bayernpartei initiiert hat, machen einige Krankenschwestern ihrem Unmut Luft. "OB Sebastian Remelé hat keine Empathie für uns gezeigt", sagt eine, die seit über 20 Jahren im St. Josef arbeitet.
45. 000 Menschen haben sich bis Samstagmittag in eine Petition eingetragen
Ein Satz des Oberbürgermeisters liegt als Mini-Poster ausgedruckt auf dem Tisch, neben Listen, in die man sich für den Erhalt des Krankenhauses eintragen kann. Daneben Kärtchen mit dem QR-Code für eine Online-Petition. Sie sind schwarz umrandet, erinnern an Sterbebildchen.

Der Satz des Oberbürgermeisters, der vielen aufgestoßen ist: "Wir stehen hier freiwillig und müssen hier nicht stehen, das will ich mal ganz deutlich sagen." Darunter auf dem Mini-Poster ein emotionaler Kommentar: "Bestes Zitat, wenn hunderte Menschen vor einem stehen, die für ihren geliebten Job und ihre Patienten kämpfen, ganz großes Kino."

Von oben herab behandelt fühlen sich die Schwestern durch diese Worte. Sie vermissen Wertschätzung. "Das war kein gutes Benehmen", sagt eine in Richtung Oberbürgermeister. Seit 32 Jahren ist sie am St. Josef. "Wir waren wie eine Familie." Um so mehr schmerzt sie, dass die jahrelang in der Klinik gepredigte Kultur der Transparenz und Wertschätzung jetzt im Rückblick wohl nur Fassade war.
Erst sprachlos, jetzt wütend: Reaktionen von Krankenschwestern
Ihre Kollegin kann gut beschreiben, wie sie sich fühlt, seit die Nachricht von der Schließung der Klinik bekannt gegeben wurde: "Erst war ich sprachlos. Dann traurig, enttäuscht, neben der Spur, jetzt bin ich wütend." Trotzdem haben sie und ihre Kollegen noch Hoffnung, dass es vielleicht doch noch irgendwie weitergeht. "Wir haben noch nicht ganz aufgegeben." Zumindest stehe fest, dass die Palliativstation weiter bestehen soll, das sei wichtig.

Stefan Glöckner aus Gochsheim hat gleich nach der Nachricht von der Schließung eine Online-Petition gestartet. Als er am Samstagmittag am Infostand nachschaut, haben fast 45.000 Menschen unterschrieben. Glöckner will mit der Aktion deutlich machen, wie wichtig die Klinik sei. Auch will er klarmachen, dass die Gesundheitsversorgung jeden angeht. Wem er die Unterschriften übergeben will? "Jedem, der sie will", sagt er.
Botschaften als Wertschätzung für die Arbeit
Der Stand am Schillerplatz kommt gut an. Viele Passanten nutzen die Chance für ein Gespräch mit den Josef-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, die gut an den Aufklebern "Wir sind das Josef's" zu erkennen sind. Oder an der Traurigkeit, die sie ausstrahlen. Viele der Standbesucher haben gute Erinnerungen an das Krankenhaus. Viele machen sich Sorgen, wie es jetzt weitergehen wird mit der medizinischen Versorgung in der Stadt. Viele hoffen, dass es auf jeden Fall weiter eine zweite Notaufnahme in Schweinfurt geben wird. Dafür macht sich auch die Bayernpartei stark.
Es gibt auch Wertschätzung für die Arbeit der Pflegekräfte und Ärzte und Ärztinnen im St. Josef. Auf dem Tisch liegt ein großes Plakat mit der Überschrift: "Wir lieben unserer Seppeleshaus, weil ...". Viele nutzen die Gelegenheit, etwas darunter zu schreiben. "Weil es einfach wichtig ist", zum Beispiel. Oder "weil ich mich dort immer gut aufgehoben fühlte - tolles Team". Oder "weil ich da arbeite".