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Werneck: Krone-Post: Eine letzte Ruhestätte für Köchin und Kutscher auf dem Wernecker Friedhof

Werneck

Krone-Post: Eine letzte Ruhestätte für Köchin und Kutscher auf dem Wernecker Friedhof

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    Sie unterhalten und pflegen das Personalgrab für ehemalige Bedienstete von Hotel und Gasthof Krone-Post am Wernecker Friedhof: Betriebsleiter Tobias Wegscheid (links) und Seniorchef Bernhard Wegscheid.
    Sie unterhalten und pflegen das Personalgrab für ehemalige Bedienstete von Hotel und Gasthof Krone-Post am Wernecker Friedhof: Betriebsleiter Tobias Wegscheid (links) und Seniorchef Bernhard Wegscheid. Foto: Silvia Eidel

    Etwas unscheinbar wirkt auf den ersten Blick der sandsteinerne Grabstein auf dem Wernecker Friedhof. Aber seine Inschrift deutet auf eine ungewöhnliche Verbundenheit über den Tod hinaus hin: Es ist ein Mitarbeitergrab, die letzte Ruhestätte für ehemalige Bedienstete des Gasthofs und Hotels Krone-Post. Weil sie keine Verbindungen mehr zu ihrer Familie hatten.

    Mit frischer Erde, Kiefernzweigen und Knospenheide hat Bernhard Wegscheid das Grab hergerichtet. An Allerheiligen und Allerseelen besuchen viele Menschen den Friedhof und gedenken ihrer Verstorbenen. Auch dem Seniorchef der Krone-Post in Werneck und seinem Sohn Tobias, dem Betriebsleiter, ist das Gedenken wichtig. Sie wissen, dass schon beim Ur-Ur-Großvater Franz-Josef Bötsch, der das Personalgrab einst anlegen ließ, die Bediensteten zum Haus einfach dazugehörten. "Die Familie Bötsch, in Dankbarkeit ihren treuen Mitarbeitern", ist daher auch in den Grabstein gemeißelt.

    Post-Fahrdienst von Werneck nach Wipfeld, Waigolshausen, Bamberg oder Nürnberg

    "An den letzten Verstorbenen, den Andreas Dorsch, kann ich mich noch erinnern", deutet Bernhard Wegscheid auf das jüngste Sterbedatum von 1965. "33 Jahre in unseren Diensten", steht dabei. "Ein großer, kräftiger Mann, der für die Pferde und die landwirtschaftlichen Maschinen zuständig war", weiß der 76-jährige Seniorchef, dessen Mutter eine geborene Bötsch war.

    "Die Familie Bötsch, in Dankbarkeit ihren treuen Mitarbeitern"

    Grabinschrift Mitarbeitergrab Krone-Post Werneck

    Nicht nur der heutige Gasthof und das Hotel gegenüber dem Wernecker Schloss zählten einst zum Betrieb der Familie Bötsch, die 1849 das Anwesen erwarb. Eine Landwirtschaft mit Vieh- und Schweinestall stand dahinter, eine Schnapsbrennerei und ein großer Gemüse- und Obstgarten.

    Vor allem aber erforderte die Übernahme der Posthalterei 1878 genügend Pferde und Kutschen und daher auch entsprechendes Personal. Denn zum einen mussten ein Fahrdienst unterhalten und der Bahnhof Waigolshausen sowie etliche Orte bis nach Wipfeld und Altbessingen angefahren werden.

    Zum anderen war hier Zwischenstation für die großen Postkutschen-Linien von Würzburg nach Meiningen, Kissingen, Bamberg und Nürnberg. Weshalb neben den Reisenden natürlich auch die Pferde in den Stallungen versorgt werden mussten.

    53 Jahre als Köchin in der Wernecker Krone-Post, mit 77 dort gestorben

    Nicht von ungefähr kommt es daher, dass die erste der acht Bestattungen im Grab ein Kutscher war. 1895 starb Kaspar Wolz im Alter von nur 41 Jahren, nach 16 Jahren in Diensten der Familie Bötsch. Auch der letzte Postillion Wernecks, Johann Weitzel, der 34 Jahre lang bis 1928 diesen Beruf ausübte und elf Jahre später starb, ist dort beerdigt.

    "Die haben damals geschafft bis zum Umfallen."

    Bernhard Wegscheid, Seniorchef Krone-Post

    "Früher waren die Familien oft kinderreich", sagt Wegscheid. "Die Eltern waren daher froh, wenn die jungen Leute aus dem Haus waren und sich als Knechte und Mägde verdingten." Auch wenn der Lohn damals karg war.

    Viele Bedienstete blieben ihr Leben lang in einer Stellung. Was für Anna Maria Gerlach gilt, die 53 Jahre lang in der "Krone-Post" als Köchin arbeitete und 77-jährig dort 1898 starb. "Die haben damals geschafft bis zum Umfallen", meint Wegscheid. Aber auch ein Georg König, 1938 gestorben, arbeitete 36 Jahre lang als "Schweizer" in der Viehhaltung der Landwirtschaft.

    Die letzte Beerdigung im Mitarbeitergrab der Krone-Post ist schon 58 Jahre her

    "Bei uns im Haus gab es Kammern unterm Dach, in denen die Angestellten wohnten. Den Ehepaaren standen drei etwas größere Wohneinheiten zur Verfügung", erinnert sich der Seniorchef. Aber nicht alle Angestellten wohnten im Anwesen. Manche fanden Lebenspartner unter den Gästen, in Werneck oder in der Umgebung.

    "An den letzten Verstorbenen, den Andreas Dorsch, kann ich mich noch erinnern."

    Bernhard Wegscheid, Seniorchef Krone-Post

    Die letzte Beerdigung ist zwar schon 58 Jahre her. Dass Tobias Wegscheid die Ruhefrist für das Personalgrab aber immer wieder verlängert und dafür zahlt, ist für ihn keine Frage. "Wir wollen die Tradition aufrechterhalten", sagt er. Denn "die ehemaligen Bediensteten gehören einfach zur Geschichte des Gasthofs dazu."

    Solche Grabsteine seien schützenswert, müssten eigentlich für den Denkmalschutz interessant sein, meint er. Wissenswert wäre für ihn, ob es auch anderswo solche Mitarbeiter-Gräber gibt.

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