„Ihr seid eingeladen, grundlos gut gelaunt zu sein.“ Über den Satz, den Heike Firsching, Entspannungstrainerin und Lachyogaleiterin aus Schonungen, zur Begrüßung in die Runde wirft, muss man erst mal nachdenken. Warum eigentlich „grundlos gut gelaunt“, wo wir den Ausdruck doch eher von seinem Gegenteil her kennen, der „grundlosen Miesepetrigkeit“.
Auf der Wiese neben dem Schonunger Naturfreundehaus haben sich ein halbes Dutzend Frauen versammelt, um dabei zu sein bei einem der ersten Treffen des „1. Lach-Club Schonungen“, der natürlich kein Verein im üblichen Sinne ist, sondern eine frohe Runde, in der das getan werden soll, was sonst im Alltag viel zu kurz kommt, das fröhliche und befreiende Lachen.
Ein Lacher kommt selten alleine
Aber geht das „Lachen auf Bestellung“? Schließlich kommen alle aus einem unterschiedlich belastenden Arbeitstag. Es ist heiß und eigentlich möchte man lieber mit den Füßen in einem Eiswasserbottich vor sich hindämmern. Ja es geht! Hat erst einmal der erste Lacher noch zaghaft das Zwerchfell verlassen, kommt der nächste wie von alleine. Man schaut sich an, grinst, lacht, prustet, kann sich kaum noch halten vor Lachen – Lachen ist eben doch das, was der Volksmund schon immer behauptet hat – einfach ansteckend.
Die Stimmungslage und die Mundwinkel wandern mit jeder Übung, die Heike Firsching mitgebracht hat, mehr und mehr nach oben. Kleine Spielchen, die unbeteiligte Passanten sicherlich in die Schublade der Albernheiten stecken würden, helfen, wenn man sich darauf einlässt, zu entspannen und den Alltag zu vergessen.
Beim Lachyoga, auch Yogalachen genannt, ist viel Platz für die grundlose Erheiterung. Das anfangs künstliche Lachen wird zum echten Lachen. Grundlage sind eine Kombination aus Klatsch-, Dehn- und Atemübungen garniert mit ein wenig Pantomime und dem Spaß, der immer dann entsteht, wenn Menschen etwas Fröhliches gemeinsam tun. So manches Partyspielchen, das im kollektiven Lachkrampf endet, enthält – ohne es zu wissen – viele der Zutaten, wie sie auch im Lachyoga verwendet werden.
Sogar das Lachen ist eine Wissenschaft
„Tu so als ob, bis es echt wird“, so das Motto, das im Zusammenhang mit dem Lachen schon alleine das erste Grinsen ins Gesicht malt. Über Augenkontakte, spielerische Elemente und Gruppendynamik nähern sich die Teilnehmer der unbeschwerten Freude längst vergangener Kindertage. Kinder lachen deutlich mehr als Erwachsene, wissen wohl instinktiv genau, was für sie gut ist.
Sogar die Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Lachen. Die Ergebnisse der Lachforschung (Gelotologie) bringen zutage, was viele vermuten – Lachen ist gesund und steigert das allgemeine Wohlempfinden. Durch ausgiebiges Lachen werden entzündungshemmende und schmerzstillende Substanzen freigesetzt, Stress wird buchstäblich weggelacht, das Immunsystem gestärkt. Wer lacht, braucht Luft. So wird die Atmung verbessert, das Gehirn gut mit Sauerstoff, versorgt und deshalb kreativer.
Solche wissenschaftlichen Gedanken will sich aber niemand machen an diesem Sommerabend, der mit mehr angelachter positiver Grundstimmung schon gar nicht mehr so heiß ist. Die Frauen haben sich warmgelacht. Manche launige Bemerkung, die sicher nicht zum Programm gehört, bahnt sich ihren Weg, man könnte sich kugeln vor Lachen – und tut es.
Madan Kataria, ein Arzt und Yogalehrer aus Mumbai, verband erstmals vor gut 20 Jahren Yogatechniken und Lachübungen. 1995 gründete er den ersten Lach-Club, 15 Jahre später waren es weltweit schon 6000 solcher Clubs. Immer am ersten Sonntag im Mai ist übrigens Welt-Lachtag. Um 14 Uhr mitteleuropäischer Zeit treffen sich an diesem Tag Lachyoga-Fans, um für eine Minute mit ihrem Lachen das globale Zwerchfell zu erschüttern. Mittlerweile haben auch Kindergärten, Schulen, Senioreneinrichtungen oder Unternehmen das Lachyoga für sich entdeckt.
Humor braucht man eigentlich nicht
Nach gut eineinhalb Stunden Lachmuskeltraining, der Abend unter den schattenspendenden Bäumen erscheint inzwischen regelrecht idyllisch, kehrt langsam wieder Ruhe ein. Der Alltag ist weit weg, die gute Laune förmlich greifbar. Witze und Kalauer hat es dazu nicht gebraucht, denn laut Katarias Theorie ist die Wirkung des Lachens völlig unabhängig vom Grund des Lachens. Man braucht also – anders ausgedrückt – nicht einmal Humor, um so richtig gute Laune zu bekommen.
Wer mitlachen will: Informationen bei Heike Firsching einfach-heike@web.de