Das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr informiert im BayernPortal, dass der Bund, das Land, die Städte, Kreise und Gemeinden nicht zu einem generellen Winterdienst auf ihren Straßen verpflichtet sind. Und auch aus der Verkehrssicherungspflicht würden sich lediglich im Einzelfall und zwar vor allem bei Ortsdurchfahrten Winterdienstpflichten ergeben. Auf feier Strecke bestehe bei Schnee- und Eisglätte eine Streupflicht sogar nur bei besonders gefährlichen Fahrbahnstellen. Und so kommt das Ministerium zu dem Schluss, dass – von Ausnahmen abgesehen – der Winterdienst eine freiwillige Leistung des Straßenbaulastträgers sei.
Gemeinsam geht es schneller
Der Freistaat und das Landratsamt bieten diese freiwillige Leistung im Landkreis Schweinfurt seit dem Jahr 2006 in einer 100-prozentigen Kooperation an, die es so ansonsten nirgendwo zwischen Fladungen und Berchtesgaden gibt. Ab Herbst und bis in das Frühjahr hinein gelten die gemeinsamen Pläne für die Früh- (0 bis 7 Uhr), die Tages- und die Spätschicht (16 bis 0 Uhr) – und zwar an sieben Tagen in der Woche. Es werden über 700 Kilometer Kreis-, Staats- und Bundesstraßen geräumt und gestreut. Im Auftrag von Gemeinden erbringen die Partner diese Arbeiten auch auf einigen Ortsverbindungsstraßen (insgesamt 50 Kilometer).
Vorbei sind die Zeiten, in denen der Winterdienst des Kreises von Schweinfurt bis Thomashof mit ausgeschaltetem Streuteller auf der Staatsstraße 2280 fuhr und sich erst ab der Abzweigung nach Hesselbach und Reichmannshausen um freie Fahrt auf der Kreisstraße kümmerte. Für Norbert Müller, seit 1987 Dienststellenleiter der Straßenmeisterei des Landkreises, gibt es bei der Kooperation nur Gewinner, darunter die Umwelt. Wie stark die Anzahl der Leerfahrten eingedampft wurde, macht Müller an der Einsatzzeit fest. Heute ist der Winterdienst im Landkreis in der Regel zweieinhalb Stunden unterwegs. Früher seien es dreieinhalb Stunden gewesen.

Zum Einsatz kommen bis zu 19 Fahrzeuge (26-Tonner, 18-Tonner und Unimogs), allesamt ausgerüstet mit Pflug und Streuaufsatz. Alarmiert werden die Fahrer (Rufbereitschaft) von zwei Meldern in jeder Schicht, von denen einer im Norden, der andere im Süden des Landkreises unterwegs ist, sobald der Wetterbericht Hinweise auf kritische Straßenverhältnisse gibt. Als fahrbaren Untersatz haben die Melder einen Geländewagen mit offener Ladefläche, auf der 500 Kilogramm Salz gelagert sind. Bestehen Gefahrenquellen nur punktuell (etwa Brücken und Waldstrecken), beseitigt diese der Melder sofort und muss keinen Streuwagen rufen.
Klima und Topografie
Bei oder vor größeren kritischen Situationen lassen die Melder, die selbst auf jahrelange Erfahrung im Winterdienst zurückblicken können, die Räum- und Streufahrzeuge in der von ihnen eingeschätzten nötigen Stärke ausrücken. Zu berücksichtigen sind dabei die topografischen und klimatischen Unterschiede zwischen dem warmen Maintal und den Höhen des Steigerwaldes. Informiert werden die Fahrer per Handy.
Technisch sind die Bauhöfe von Staat und Kreis auf dem gleichen Stand. Die Streuteller verwirbeln vor allem das FS 30 (FS steht für Feuchtsalz). Bei diesem Verfahren wird das trockene Salz (70 Prozent) direkt auf dem Streuteller mit der Sole (30 Prozent) vermischt. Das Salz kann so nicht verwehen und muss sich nicht mehr anfeuchten, sondern wirkt sofort. Die fünf neuesten Fahrzeuge der Flotte können wahlweise auch FS 100 auf die Straße bringen.
Salzeinsatz weiter reduzieren
Diese gesättigte Lauge (Salzgehalt 23 Prozent) wirkt bei Temperaturen um den Nullpunkt schneller als FS 30. Gehen die Temperaturen jedoch weiter nach unten, stellt der Fahrer um auf das dann besser geeignete FS 30. Bei der Umweltbilanz schneidet FS 100 mit vier Gramm Salz pro Quadratmeter deutlich besser als FS 30 (15 Gramm) ab. Beim reinen Trockensalz waren es noch 30 Gramm Salz pro Quadratmeter.

"Räumen müssen wir selten. Typisch für unsere Gegend sind die Einsätze bei Reifglätte", sagt Norbert Müller, der gleich dem Staatlichen Bauamt auf gut gefüllte Salzlager verweisen kann. Der Kreis kann im Bauhof bei Niederwerrn 900 Tonnen und in der Zweigstelle in Gerolzhofen 600 Tonnen Salz lagern; das staatliche Bauamt 800 Tonnen in Gerolzhofen und 5000 Tonnen in der Niederlassung Bergrheinfeld. Zumeist verbrauchen Staat und Kreis pro Winter zwischen 1000 und 2500 Tonnen Salz. Im vergangenen Winter waren es 800 Tonnen.
Rutschparty am Elmus
Als besonders kritisch stuft Norbert Müller nur eine Stelle im Landkreis ein. Auf knapp 300 Metern der Kreisstraße zwischen Röthlein und Heidenfeld in Höhe des Naturschutzgebiets Elmus ist der Grundwasserspiegel derart hoch, dass sich dort ganz überraschend Glatteis auf der Straße bilden kann. Verzögerungen beim Räumen und Streuen hat Müller nördlich der Stadt Schweinfurt zu notieren, wenn auf der zum Wildpark ansteigenden Deutschhöfer-Straße Schnee oder Eis auch den Winterdienst im Stau stehen lässt.