Tobias Göbel, Landwirt in Eßleben und Obmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), ist ziemlich beschäftigt dieser Tage. Wie in mehreren Orten im Landkreis Schweinfurt wird an diesem Freitagabend an der B 19 in Eßleben ein Mahnfeuer entzündet. Es ist das zentrale Mahnfeuer einer gemeinsamen Aktion des BBV und des Vereins Landwirtschaft verbindet Bayern (LSV).

Die Protestaktionen am Montag, 8. Januar, bei denen in ganz Deutschland Bauern und Bäuerinnen auf die Straße gehen werden, müssen geplant werden. Sicherheit ist wichtig, man wolle es sich mit niemandem verscherzen, so Göbel. Alles blockieren, kein Durchkommen – das soll nicht passieren.

"Maßvoll" ist ein Wort, das Tobias Göbel im Hinblick auf den großen Protesttag verwendet. Aber er wird auch deutlich, im Gespräch vor der offiziellen Kundgebung: "So kann es nicht weitergehen", sagt er. "Wir wollen keinen Umsturz, wir wollen für unsere Arbeit geschätzt werden. Und wir wollen hochwertige Lebensmittel für Deutschland erzeugen."

"Franken in Flammen": Feuer verbreiten Wärme und Licht
Gut 300 Menschen, so schätzen Tobias Göbel und Kreisobmann Michael Reck, sind zum Mahnfeuer gekommen. Weitere brennen in ganz Franken unter dem Motto "Franken in Flammen". In den Landkreisen Schweinfurt und Haßberge sind es über 20, teilt der BBV mit. Bei der zentralen Veranstaltung in Eßleben brennen sogar zwei Feuer. Eines zum Wärmen und als Lichtquelle dort, wo sich die Besucher treffen und es Würstchen, Kuchen und warme Getränke gibt.

Dort, wo Platz für Gespräche ist. Und ein großes Feuer im Acker daneben. Zur Demo gehören auch Traktoren, schließlich geht es ja auch gegen die Streichungspläne der Regierung bei Agrardiesel und Kfz-Steuerbefreiung. Ein Junge freut sich: "Eine Bulldogparade!"
"Das Fass war schon voll, jetzt ist es übergelaufen."
BBV-Kreisobmann Michael Reck
Freude ist ansonsten nicht angesagt. "Das Fass war schon voll, jetzt ist es übergelaufen", sagt Reck. "Mit unserem Protest wollen wir die Streichung von Agrardiesel und der Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge verhindern. Die Ampelkoalition darf uns Bäuerinnen und Bauern nicht einseitig belasten", wird Reck in der Pressemitteilung des BBV zitiert.

Vor Ort findet er emotionale Worte für die Lage der Landwirtschaft. Mehrausgaben von bis zu 1000 Euro bedeute das für Betriebe. Dahinter stehen Familien, Kinder. Ihnen werde die Zukunftsplanung genommen. "Man nimmt ihnen das elfte und zwölfte Monatsgehalt." Denn ein 13. oder gar 14. wie aus anderen Branchen gebe es für Landwirte nicht.
Die Öffentlichkeit auf die Bedeutung der Landwirte aufmerksam machen
"Vor zwei Jahren, während Corona, waren wir systemrelevant. Jetzt tritt man uns mit Füßen", sagt Reck. Er wünscht sich Wertschätzung für die Landwirtschaft. Landwirte sorgten nicht nur für die Ernährung, sie betrieben auch Naturschutz. Trotzdem sei die Landwirtschaft die letzten Jahre der Buhmann der Nation gewesen. Dank ständig neuer Auflagen gäbe es keine Planungssicherheit.

"Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, für die Landwirte geht es nicht mehr. Wenn die Politik nicht einlenkt, dann hat sie bald keine Landwirte mehr." Das würde bedeuten, dass Lebensmittel woanders produziert, importiert werden. Das würde sich auswirken, auf Metzger, auf Bäcker. "Wollt ihr das?", fragt Reck. "Nein", ruft die Menge. Viel Applaus gibt es, als sich Reck Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vorknöpft. "Wenn er nicht gewusst hat, dass in seinem Ressort eine Milliarde eingespart werden soll, ist der fehl am Platz."

Überzeugungsarbeit bei Bratwurst und Glühwein
Ohne Ansprachen kommt das Mahnfeuer in Michelau im Steigerwald aus. Rund 40 Traktoren haben sich am Ortseingang von Dingolshausen kommend aufgereiht. Die Rundumleuchten der Fahrzeuge tauchen die Szene in orangefarbenes Licht. Dazu flackert das Feuer. Geschätzt 150 Bäuerinnen und Bauern sowie Interessierte aus dem Umland, auch aus der Gemeinde Rauhenebrach (Lkr. Haßberge), sind gekommen. "Wir sind mit der Resonanz zufrieden", sagt Alois Pfrang aus Michelau, der das Mahnfeuer vor Ort innerhalb weniger Tage angemeldet und mit anderen organisiert hat. Er sieht das als Auftakt zu dem, was ab Montag als bundesweiter Bauernprotest im großen Stil läuft.
Pfrang und seine Mitstreiter möchten mit Menschen ins Gespräch kommen. Sie möchten mit ihren Anliegen überzeugen. "Die meisten sind eh unzufrieden", sagt Pfrang und meint damit die angeblich verbreitete Einstellung zur Arbeit der amtierenden Bundesregierung. Die Forderungen der Landwirtschaft würden in der Bevölkerung weitgehend unterstützt, lautet Pfrangs Fazit nach den Gesprächen am Mahnfeuer, mit Bratwürsten, Glühwein und Kinderpunsch. Immer wieder hupen vorbeifahrende Autos den Teilnehmern zu. Dort kommt es als Unterstützung an.

Zwischen Schallfeld und Brünnau, nahe der B 286, protestieren am Freitag rund 20 Landwirte und 60 Sympathisanten drei Stunden lang. Auch hier brennt ein Feuer, und es strahlen Rundumleuchten der Schlepper. "Unser Frust gegen die Bundesregierung wächst täglich", äußern Demonstranten. Manche der Traktoren tragen Schilder, die die Wut der Landwirte ausdrücken. "Euer politischer Mist kostet unsere Existenz" oder "Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert" ist zu lesen. Für Organisator Arnold Bedenk ist der Protest ein voller Erfolg, insbesondere deshalb, weil ein Großteil der Unterstützer keine Landwirte sind.

Angebote der Ampelparteien reichen den Landwirten nicht aus
In Eßleben geht Kreisobmann Reck auch darauf ein, was Landwirte abseits der Feldarbeit sonst noch machen. Mit den Traktoren die Wagen beim Faschingszug, bei Festzügen ziehen, zum Beispiel. "Wir unterstützen das kulturelle Leben in den Dörfern." Auch bei Katastrophen oder Bränden seien die Landwirte im Einsatz: "Wer hat denn das brennende Geroda gerettet?", fragt er. Im August 2022 war es in der Gemeinde im Landkreis Bad Kissingen zu einem verheerenden Brand gekommen. Neben den Feuerwehrleuten spielten Landwirte eine wichtige Rolle bei den Löscharbeiten. Recks Fazit: Es gehe darum, gemeinsam für die Zukunft der Landwirte zu kämpfen.
Mit den jüngst bekanntgegebenen ersten Angeboten der Ampelparteien, auf die Streichung der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Maschinen zu verzichten und den Agrardiesel schrittweise anzupassen, können die Landwirte nicht zufrieden sein, sagt Reck. Deswegen gehen die Proteste weiter.

Tobias Göbel und Daniel Lambrecht vom LSV sehen das genauso. Und die Leute rund um das Feuer auch. Wer am Montag, dem Protesttag, arbeiten muss, stellt sich auf Verkehrsbehinderungen ein. "Dann fahre ich halt eine Stunde eher los", hat sich Kerstin Keller-Göbel, die Frau von Tobias Göbel, vorgenommen. "Ich muss schauen, wie ich am Montag nach Schweinfurt auf die Arbeit komme", sagt ein Mann. "Das wird schon klappen."