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Schweinfurt: Lehrer in Schweinfurt fühlt sich machtlos: Russische Schüler verharmlosen den Krieg in der Ukraine

Schweinfurt

Lehrer in Schweinfurt fühlt sich machtlos: Russische Schüler verharmlosen den Krieg in der Ukraine

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    Schülerinnen und Schüler einer Schweinfurter Berufsschule sollen im Unterricht prorussische Theorien teilen.
    Schülerinnen und Schüler einer Schweinfurter Berufsschule sollen im Unterricht prorussische Theorien teilen. Foto: Symbolbild: Julian Stratenschulte, dpa

    Dass im Unterricht über Kriege gesprochen wird, sei nichts Neues. Dass es dabei auch mal zu Meinungsverschiedenheiten kommen kann, ebenso nicht. "Solche Diskussionen verlaufen ergebnisoffen", schreibt ein Schweinfurter Lehrer in einem Brief an diese Redaktion, "und im Allgemeinen bereichern sich alle Schüler und Lehrer durch die Erkenntnis, dass es auch zum Thema Krieg unterschiedliche Ansichten geben kann". Was er, der seit mehr als 30 Jahren in dem Beruf tätig ist, allerdings seit Beginn des Ukraine-Krieges erlebe, sei anders.

    Der Beamte, der aus persönlichen Gründen seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, meldete sich auf einen kürzlich erschienenen Bericht dieser Redaktion. Es ging um potenzielle Konflikte in Schulen, die zwischen russisch- und ukrainischstämmigen Kindern entstehen könnten. Der Integrationsbeirat der Stadt Schweinfurt bestätigte derartige Fälle nicht offiziell, erste Andeutungen solcher Konflikte habe es jedoch bereits in den Faschingsferien gegeben.

    Schülerinnen und Schüler befürworten den Ukraine-Krieg

    Der Lehrer sowie seine Kolleginnen und Kollegen in Schweinfurt erleben diese Fälle hautnah. In der Berufsschule, in der er arbeitet, werden Schülerinnen und Schüler in der Altersspanne von 15 bis circa 25 Jahren – gelegentlich auch älter – unterrichtet. Unter ihnen, so schreibt es der Beamte in dem Brief, seien auch russische und russischstämmige Schülerinnen und Schüler, die offen den Krieg in der Ukraine befürworten. "Es werden teilweise Argumente und ,Informationen' vorgebracht, die uns Lehrer*innen erschüttern", schreibt er.

    Es sind die typischen prorussischen Theorien, die laut dem Lehrer immer wieder zu hören sind: Der Krieg beziehungsweise der Einmarsch in die Ukraine sei gerechtfertigt, da Russen in der Ukraine verfolgt würden. In den westlichen Medien seien ausschließlich Fake-News zu sehen, die Wahrheit sei gegenteilig. Die russischen Truppen seien von den Ukrainern bejubelt worden beim Einmarsch, man feiere auf den Straßen die Befreiung durch russische Truppen.

    Lehrkräfte können Wahrheitsgehalt nicht überprüfen

    Weiter schreibt der Pädagoge: "Einige Schülerinnen und Schüler geben an, Russisch und Ukrainisch zu sprechen und könnten daher beurteilen, dass Putin in unseren Medien immer falsch übersetzt werde. Er habe Dinge wie zum Beispiel die Androhung gewisser Waffen- und Waffensysteme, niemals gesagt. Bilder von zerstörten Häusern führen sie auf ukrainischen Beschuss zurück." Die Schülerinnen und Schüler brüsten sich mit ihren Verwandten in Russland und in der Ukraine, die ihnen all dies in Telefongesprächen bestätigen. In Gesprächen mit seinen Kolleginnen und Kollegen stelle der Beamte immer wieder fest, "dass wir nach derartigen Unterrichtsstunden oder Erlebnissen völlig demoralisiert, frustriert, traurig oder wütend sind".

    Persönlich sei es ihm als Lehrkraft nicht möglich, den Wahrheitsgehalt von Informationen zu überprüfen. Ihm falle aber auf, "dass sich von diesen russischen oder russischstämmigen Schülern und Schülerinnen bisher noch keine/r dahingehend geäußert hat, dass sie/er kriegerische Auseinandersetzungen ablehnt". Möglicherweise gebe es russische oder russischstämmige Schülerinnen und Schüler, die sich distanzieren. "Allerdings nicht im Unterricht und somit von uns Lehrkräften auch nicht wahrnehmbar."

    Kultusministerium spricht von "Einzelfällen"

    Bei einigen Kolleginnen und Kollegen sei die Frustration so groß, "dass wir das Thema Ukraine nicht mehr im Unterricht behandeln wollen, um niemandem mehr die Plattform für nicht überprüfbare Behauptungen zu geben", heißt es in dem Brief weiter.

    Das Bayerische Ministerium für Unterricht und Kultus betont derweil auf Anfrage, dass es sich bei Fällen wie dem aus Schweinfurt um "Einzelfälle" handele. Daher gebe es auch "keinen konkreten Weg", dem Problem entgegenzutreten. Es gebe regionale Beauftragte für Demokratie und Toleranz, die an die Schulen kommen können. "Die Lehrkräfte müssen sich selbst überlegen, inwieweit sie das Problem lösen können oder ob sie Hilfe brauchen", sagt Andreas Tabbert, Sprecher im Ministerium.

    Regionale Anlaufstellen für LehrkräfteStaatliche Schulberatungsstelle für Unterfranken, Ludwigkai 4, 97072 Würzburg, Tel.: (0931) 260 7750, E-Mail: mail@schulberatung-unterfranken.deRegionale Beauftragte für Demokratie, Toleranz und Extremismusprävention, Tel.: (0931) 2 60 77 58 00, E-Mail: demokratie.toleranz@schulberatung-unterfranken.deQuelle: lmw

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