"Der BLLV klagt an: jetzt reicht's !" So ist ein Brandbrief überschrieben, den der Bayerische Lehrerinnen-und Lehrerverband (BLLV ) am Wochenende an Ministerpräsident Markus Söder geschrieben hat. 66 000 Mitglieder hat der Verband. Vizepräsident ist Tomi Neckov, Rektor der Frieden-Mittelschule Schweinfurt. Auch er macht deutlich: "Es reicht." Forderung an Söder: Impfangebote und Tests vor Schulöffnungen. Und: Entlastung. Nicht mehr Belastung.
Hier der Brief im Original
Die Situation an den bayerischen Schulen sei nicht mehr tragbar. Der Brief spricht von massiver Überbelastung der Kolleginnen und Kollegen. Man habe kein Verständnis für den Umgang der Politik mit der dramatischen Situation, lasse sich durch Ankündigungen nicht mehr ruhig stellen.
Vor diesem Hintergrund hat der Landesausschuss des BLLV am 19. März 2021 einstimmig folgenden Dringlichkeitsbeschluss gefasst: Wenn die Lehrkräfte und alle an der Schule Beschäftigten am ersten Schultag nach den Osterferien wieder einen Fuß in die Schule setzen sollen, müssen im Vorfeld alle ein Impfangebot erhalten haben, heißt es in dem Brief an Söder. "Wer nicht geimpft ist, kann nur den Distanzunterricht anbieten." Söders Aussage in der Kabinettssitzung am 16. März , es sei ja 2020 auch ein Unterricht ohne Impfung möglich gewesen, lasse die Lehrerinnen und Lehrer "offen gesagt fassungslos zurück".
Im Brandbrief an Söder geht es auch um Tests. Der BLLV begrüße regelmäßige Tests für alle, um die Sicherheit für die gesamte Schulfamilie gewährleisten zu können. Allerdings sollten nicht Lehrer dafür zuständig sein. Sie sollten durch Fachpersonal oder durch die Eltern ausgeführt werden. Gesundheitsschutz von Lehrern und Schüler sei sonst nicht gewährleistet, ebenso wenig der Datenschutz.
Kritik an hohem Druck für die Viertklässler
Im Dringlichkeitsbeschuss des BLLV geht es auch um Bildungsgerechtigkeit. Die von Söder verkündete Entscheidung, die vierten Klassen als Abschlussklassen zu deklarieren, sei eine pädagogische Bankrotterklärung. "Schon in Nicht-Pandemie-Zeiten war der Druck auf die Viertklässler, deren Eltern und Lehrkräfte kaum mehr erträglich." Deswegen habe der BLLV empfohlen, in diesem Jahr Beratungsgespräche anzubieten anstatt Übertrittszeugnisse auszustellen. "Wir fordern zusätzlich für Schülerinnen und Schüler, die es benötigen und wünschen, das Angebot eines freiwilligen und individuellen Förderjahres", heißt es in dem Brief.
Tomi Nekov, Rektor der Frieden-Mittelschule in Schweinfurt und im BLLV-Präsidium, erklärt, was das Problem mit den Testungen der Schülerinnen und Schüler in der Schule ist . "Es geht uns um das Risiko der Selbstverletzung der jüngeren Schülerinnen und Schüler. Es geht einfach darum: wir wollen die Bürokratie nicht, die Verantwortung nicht und wir wollen vor allem nicht – wenn wir nicht einmal eine Zecke bei einem Schüler entfernen dürfen – Testungen durchführen. Das Kultusministerium mache es schlau, so Nekov. Es lasse die Tests der Kinder von Lehrern nur "beaufsichtigen", aber eben nicht durchführen. Das funktioniere aber nicht: "Es wird dazu kommen, und das wissen wir aus der Praxis, dass Kolleginnen und Kollegen irgendwie Hand anlegen müssen."
Forderung: Schnelltests in Ruhe zu Hause machen
Testungen sollten in Ruhe zu Hause stattfinden und "positive" Personen die Schule erst gar nicht betreten, so Nekov. Wenn Selbsttests für Schüler in der Schule angeordnet würden, müssten das externe Fachkräfte vor dem Unterricht machen. Nekov hofft, dass die Lehrkräfte bald Impfangebote bekommen. Das Angebot der Selbsttestungen der Lehrkräfte werde übrigens sehr gut angenommen, beobachtet Nekov. Das sei ein wichtiger Beitrag für Sicherheit für alle an der Schule.