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SCHWEINFURT: Letzte große Zeremonie der US Army in Schweinfurt

SCHWEINFURT

Letzte große Zeremonie der US Army in Schweinfurt

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    Historischer Anlass: Die letzte Schweinfurter Zeremonie wird gefilmt.
    Historischer Anlass: Die letzte Schweinfurter Zeremonie wird gefilmt.

    57 Minuten. So lange werde die Zeremonie dauern, sagt der Presseoffizier. Er wird recht behalten, obwohl später eines der Funkmikrofone streikt und ausgetauscht werden muss. Präzision ist alles, wenn sich die US Army präsentiert – bei den Zeitplänen, bei der Musik, bei der kleinsten Bewegung. Umso mehr, wenn es die letzte große Zeremonie der Schweinfurter Militärgemeinde überhaupt ist.

    Am Freitag hat die US-Armee im Willy-Sachs-Stadion einige Einheiten außer Dienst gestellt, darunter als bedeutendste – und letzte in Europa – die 18. Pionierbrigade.

    „Lots of lasts“ – viele letzte Male, wie Colonel Scott A. Petersen, der scheidende Kommandeur der Brigade, sagt. „Sie werden verstehen, dass das kein besonders glücklicher Tag für mich ist. Aber ich empfinde unglaublichen Stolz.“ Zu Beginn seiner Karriere 1989 habe es in Europa fünf Pionierbrigaden gegeben, nach Inaktivierung der 18. bleibe gerade mal ein Bataillon.

    Zwei jeweils etwa einstündige Zeremonien vor hohen Offizieren und ihren Familien, Bürgermeistern, Landräten, Abgeordneten und Behördenvertretern aus der Region und vor vollbesetzten Zuschauertribünen: Auf dem Rasen des Stadions werden nach uraltem Protokoll die Einheiten deaktiviert beziehungsweise umgewidmet. So wechselt das 15. Pionierbataillon zur 18. Brigade der Militärpolizei.

    Die United States Army Europe Band, drittgrößtes musikalisches Ensemble der Army überhaupt, marschiert, einen Marsch spielend, einmal vor den angetretenen Einheiten auf und ab – ein Brauch, mit dem die Army seit 150 Jahren ihre Paraden eröffnet. Man sagt, so der Moderator, er gehe auf die Kreuzzüge zurück.

    Dann erschüttern 13 mächtige Kanonenschüsse das Stadion. Die Zahl 13 kommt durch die Besetzung der militärischen Ehrentribüne zustande, weiß ein Soldat im Publikum.

    Zentraler Moment aber ist die Rückgabe der Flagge der 18. Brigade. Jede Einheit ist stolz auf ihre Geschichte, die 18. wurde 1921 als Reserveeinheit in Dienst gestellt. Sie war seit ihrer Aktivierung im Zweiten Weltkrieg in der Normandie im Einsatz, später als erste in Vietnam, dann im Irak und in Afghanistan. Sie war in der Türkei und an mehreren Orten in Deutschland stationiert, zuletzt eben in Schweinfurt. Colonel Petersen gibt also die Flagge seiner Einheit zurück an Major General John R. O'Connor vom 21. Theater Sustainment Command, der übergeordneten Division in Kaiserslautern – Symbol für den erfolgreichen Abschluss der Mission und das Ende seiner Kommandoverantwortung. O'Connor und Petersen würdigen den Dienst der Soldaten für ihr Land: Ihr Opfer werde niemals vergessen werden.

    Die Flagge wird dann in Tarntuch eingetütet und einem Unteroffizier zur würdigen Verwahrung bis zu einer etwaigen Reaktivierung der Brigade übergeben. Was so unrealistisch nicht erscheint, schließlich ist dies bereits die fünfte Deaktivierung der Einheit.

    Captain Jeremie Rowan ist bereits zum zweiten Mal in Schweinfurt stationiert. Er kehrt zur Fortbildung in die USA zurück – und das mit durchaus traurigen Gefühlen. Er habe sich hier immer willkommen gefühlt, sagt er. Der Kontakt werde aber nicht abreißen, er werde mit seiner Frau Manuela – einer Schweinfurterin – immer wieder zurückkehren.

    Auch die junge Soldatin Kaileen Capiola geht ungern. Die 20-Jährige hat mit 17 bei der Army unterschrieben und ist mit 18, zwei Wochen nach ihrem High-School-Abschluss, hergekommen. „Ich liebe Schweinfurt. Alle hier sind so freundlich und zuvorkommend.“

    Oberbürgermeister Sebastian Remelé spricht von einem „wehmütigen Moment“. Jetzt werde klar, dass der endgültige Abschied kurz bevorstehe. Remelé ist voll des Lobs für die Zusammenarbeit während der Abwicklung der Garnison: „Man hätte auch erwarten können, dass wir – wie bei anderen Standorten – zum Schluss einfach nur den Schlüssel überreicht bekommen. Aber die Amerikaner sind sehr großzügig und offen. Wir sind wöchentlich in Kontakt. In den Conn Barracks finden schon Bodenproben statt, um die Eignung für ein Logistik-Zentrum zu prüfen.“

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