Mit einer massiven Warnstreikwelle über Betriebe in ganz Bayern hinweg, hat die IG Metall ihrer Forderung – acht Prozent mehr Lohn – am Dienstag Nachdruck verliehen. Unterfränkischer Schwerpunkt der Streiks war dabei Schweinfurt. Rund 4500 Arbeitnehmende aus Betrieben wie ZF, SKF, Schaeffler, Bosch Rexroth, ZF Aftermarket, ZF Race, SRAM, Sener Tec und Ewellix legten vorübergehend die Arbeit nieder und versammelten sich nach einem Sternmarsch zur Großkundgebung in der Gunnar-Wester-Straße.
Kurz nach 9 Uhr hatten die Warnstreiks begonnen, waren die Demonstrationszüge in den Betrieben gestartet. "4500 Teilnehmende, das sind mehr als wir erwartet haben", so Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt. Die hohe Beteiligung zeige aber auch wie ernst es den Kolleginnen und Kollegen mit ihrer Forderung nach mehr Lohn sei.

Frank Firsching, Regionsgeschäftsführer des DGB, betonte, dass die aktuelle Tarifrunde alles andere als das übliche Ritual zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften sei. "Das ist keine Verhandlungs-Folklore, das ist Notwehr", so Firsching im Hinblick auf die Warnstreiks. Hintergrund: In vier Verhandlungsrunden haben die Arbeitgeber bislang kein Angebot für eine dauerhafte Erhöhung der Entgelte gemacht. In Aussicht gestellt wurde bisher eine einmalige Inflationsprämie von 3000 Euro bei einer Laufzeit der Vereinbarung von 30 Monaten.
"Legt endlich ein Angebot auf den Tisch" appellierte auch Norbert Völkl, Betriebsratsvorsitzender bei SKF und Mitglied der Verhandlungskommission an die Arbeitgeber. Sollte diesen Donnerstag, dem vorerst letzten Verhandlungstag, wieder kein Angebot von Arbeitgeberseite auf den Tisch gelegt werden, wird es laut Thomas Höhn keine weiteren kurzen Warnstreiks mehr geben. "Die Arbeitgeber spielen mit dem Feuer" so Höhn, der ankündigte, dass die IG-Metall im Fall des Scheiterns zu ganztägigen Warnstreiks oder gar zu unbefristeten Arbeitskämpfen aufrufen werde. Es müsse Schluss sein mit der Hinhaltetaktik.

"Die Menschen haben Sorgen, dass sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können", so Höhn. Die Spirale – weniger Geld in der Tasche, weniger privater Konsum, Wirtschaft schrumpft – könne nur durch sichere Arbeitsplätze und höhere Löhne durchbrochen werden. Die Politik habe angesichts ihrer Hilfsprogramme in Zeiten hoher Energiekosten und steigender Preise erkannt, wie wichtig es sei, die Kaufkraft der Menschen zu erhalten. Jetzt müssten die Arbeitgeber ihren Teil dazu beitragen. "Geld muss in die Geldbeutel der Menschen, dann wird die Rezession nicht so schlimm", gab sich Höhn überzeugt.

Im Rahmen der von Reiner Gehring, 2. Bevollmächtigter der IG Metall in Schweinfurt, moderierten Kundgebung, kamen zahlreiche weitere Betriebsräte und Arbeitnehmervertreterinnen zu Wort. Auch die IG-Metall-Jugend machte nach dem Motto "Die Jugend brennt für 8 Prozent" klar, dass man nicht gewillt ist, ein darunter liegendes Verhandlungsergebnis zu akzeptieren. "Wozu gehen wir arbeiten, wenn wir unsere Hobbys und unsere Freizeit nicht mehr finanzieren können?", so Max Noack, Jugendvertreter bei Schaeffler unter dem Beifall seiner jungen Kolleginnen und Kollegen.