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OBBACH: Leuchtturmprojekt – damit die Wertschöpfung in der Region bleibt

OBBACH

Leuchtturmprojekt – damit die Wertschöpfung in der Region bleibt

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    Illuminiert waren bei der Feier zur Übergabe der neuen Getreideaufbereitungsanlage am Schlossgut Obbach die 27 Getreidesilos im ehemaligen Kuhstall.
    Illuminiert waren bei der Feier zur Übergabe der neuen Getreideaufbereitungsanlage am Schlossgut Obbach die 27 Getreidesilos im ehemaligen Kuhstall. Foto: Foto: Silvia Eidel

    Eine Sogwirkung soll die neue Aufbereitungsanlage für ökologisch erzeugte Druschfrüchte auf Schlossgut Obbach (Lkr. Schweinfurt) haben – damit Biobauern aus der ganzen Region neue Kulturen anbauen und an der ganzen Wertschöpfungskette teilhaben können. Denn eine aufwändige Technik sichert Trocknung, Reinigung und Auslese von Getreide oder gar die Schälung von Sonnenblumenkernen für Verarbeiter und Handel.

    Sonnenblumenkerne fürs Müsli, zum Brotbacken oder als Grundlage für Brotaufstrich kommen derzeit zu 90 Prozent aus China und Osteuropa, auch in Öko-Qualität, erläuterte Gutsverwalter Bernhard Schreyer bei der Einweihung der Anlage im Öko-Lagerhaus am Schlossgut, mitten im Dorf. Mit den neuen Aufbereitungsmöglichkeiten wird sich das ändern.

    Dienstleister für Öko-Landwirte

    Denn das Unternehmen „Zwergenwiese“, das unter anderem Brotaufstrich aus Schälsonnenblumen herstellt, forciert den nicht ganz einfachen Anbau dieser Kultur in Deutschland. Mit der neu gegründeten Saat Gut Obbach GmbH hat sie einen Partner gefunden, der die Kerne aus eigenem Anbau, aber auch als Dienstleister für andere Öko-Landwirte aufbereitet.

    Die hohen Anforderungen der Lebensmittelverarbeiter, aber auch bei der schon lange gepflegten Saatgutvermehrung, können im neuen Öko-Lagerhaus erfüllt werden. Unterschiedliche Möglichkeiten der Reinigung, mit Windsichtung, mit Grob- und leistungsfähiger Feinsiebreinigung, mit Entstaubung und Filteranlagen, mit Gewichts- und Farbauslese sowie mit verschiedenen Trocknungsanlagen sind dort eingebaut worden. Eine moderne Verpackungsanlage für Säcke, Kisten oder Big Bags, noch dazu so gut wie staubfrei, ergänzt die Aufbereitung.

    Hohe Investitionen

    Gerade die Umweltemissionen waren neben den neuen Marktanforderungen die Grundlage für Überlegungen zu dieser großen Investition, die die Eigentümerfamilie von Schlossgut Obbach, die Familie Schäfer, wagte. Allerdings stand für die Söhne der ehemaligen Schweinfurter Industriellenfamilie – FAG Kugelfischer – lange Zeit im Raum, die neue Anlage und damit die Landwirtschaft aus dem Schlossbereich und dem Dorf auszusiedeln. Was für den Ort und die Gemeinde der „Gau“ gewesen wäre, wie es der zweite Bürgermeister von Euerbach, Ewald Schirmer, bezeichnete.

    Damit dieses „Projekt der Innenentwicklung“ gelingen konnte, wurde nach vierjähriger Planung und einjähriger Bauzeit die Aufbereitungsanlage an und in das bisherige Getreidelager am Schlossgelände gebaut. Der leer stehende, mächtige und 60 Meter lange Kuhstall aus den 1930er-Jahren am Schlosshof wurde entkernt, statisch gesichert und umgebaut.

    Dort sind nun die 27 acht Meter hohen Getreidesilos mit einem Fassungsvermögen von 1000 Tonnen installiert. Sie ergänzen die bisherigen 1000 Tonnen Lagerungsmöglichkeiten im Bestandsgebäude. Die Anlieferung und Abholung der Druschfrüchte – beispielsweise Getreide, Leguminosen, Wicken, Hirse oder Erbsen – erfolgt von der dorfabgewandten Seite.

    Öko-Landwirtschaft bleibt im Dorf

    Weil damit die Öko-Landwirtschaft im Dorf bleibt und den Ortskern belebt, obwohl der Bau komplizierter und teurer war, weil die Weiterentwicklung des Schlossguts und seines Biobetriebs kontinuierlich aufwärts geht, sprach Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck den Eigentümern und dem Verwalter seinen Dank für das „mutige Projekt“ aus.

    Als „Leuchtturm“ für die Öko-Modellregion Oberes Werntal bezeichnet deren Sprecher Anton Gößmann das Schlossgut, das in die ganze Region ausstrahle und mit der neuen Anlage den Ökolandbau weiter voranbringe. Jetzt hätten die Landwirte die Möglichkeit zur Teilhabe, jetzt könne die Wertschöpfung in der Region gehalten werden, ergänzte Michael Konrad von der Naturland-Marktgesellschaft.

    Die Saat Gut Obbach GmbH sei ein zeitgemäßer Baustein in der Arbeit der Getreidezüchtung, die sich wegentwickelt habe von den Bauern. Der Nachholbedarf an professioneller Züchtung guter Bio-Getreidesorten und an Saatgut sei groß, jetzt könne man aufholen, um die Ernährungssouveränität wieder zu erlangen, führte Getreidezüchter Herbert Völkle von der GTZP aus.

    Umdenken gefordert

    Es brauche solche Visionäre, es brauche weltweit ein Umdenken, forderte Naturland-Präsidiumsmitglied und Öko-Sonnenblumenanbauer Eberhard Räder. Auch ein Teil des Problems mit Geflüchteten sei im Bereich der Landwirtschaft und des Handels zu suchen.

    Für die Eigentümerfamilie ging Andreas Schäfer auf die kontinuierliche landwirtschaftliche Nutzung am Schlossgut ein. Von der Saatzucht bis zum Endprodukt bleibe die Wertschöpfung jetzt vor Ort, freute er sich bei der offiziellen Übergabe der Anlage. Das geschah in Form einer alten Miniatur-Putzmühle, deren großer Bruder vor 160 Jahren in Obbach erfunden und über 10 000-mal in die ganze Welt exportiert worden war.

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