Karl-Heinz Rösch hat als 14-Jähriger den Bombenangriff vom 17. August 1943 im städtischen Freibad erlebt.
Der älteste von fünf Buben wohnte mit Mutter, Vater und Geschwistern seit 1940 in der Merckstraße 5. 1943 war er Luftschutzmelder und deshalb einer „Bettnässerklasse“ bei Lehrer Appold in der Berufsschule zugeteilt worden. In den „Bettnässerklassen“ waren Kinder und Jugendliche zusammengefasst, die nicht an der Kinderlandverschickung teilnahmen.
An die Zeit von 16 bis 16.30 Uhr des 17. August kann er sich noch bestens erinnern – an die halbe Stunde, in der auch die Wohnung der Familie in dem Haus mit sieben Familien und 33 Kindern beschädigt wurde. Nach dem Angriff wurden in aller Eile die Brüder Horst, Egon und Edgar aufs Land geschickt.
Karl-Heinz Rösch blieb in Schweinfurt, kam als Dachdecker zum Einsatz. Anfangs gab es noch Dachziegel am Gleis der Gelatine-Fabrik. Doch diese reichten nicht lange. Man behalf sich mit Blechfässern, schnitt diese auf und machte sie platt, ehe die Stücke auf die Dachbalken genagelt wurden.
Am Dienstag, 17. August, war Heinz mit Bruder Heinrich beim Baden im städtischen Freibad (Bereich Saumain, heute Eisbahn). Spontan und als erstes fällt Karl-Heinz Rösch ein, dass er nach dem Angriff zuerst dachte, dass er sich die Haut mit Phosphor verbrannt habe.
Dem war nicht so. Auf der Insel, auf der sie im Gebüsch gelegen hatten, hatten die Brüder Bekanntschaft mit Brennnesseln gemacht, was Bademeister Hans Weigand nach dem Angriff schnell herausfand.
Damals war ganz Schweinfurt „vernebelt“, erinnert sich Rösch, der um die nahe (Vierlings-)Flakstellung am Freibad wusste und der Angst in allen Knochen hatte. Zuerst hatten die Flieger der Amerikaner aus den Maschinengewehren geschossen, danach sind Splitterbomben geflogen, erinnert sich Karl-Heinz Rösch.
Die Mutter war mit den drei jüngeren Brüdern während des Angriffs bei einer Tante in der Mozartstraße 39 zu Besuch. Auch dieses Haus wurde getroffen. Soldaten aus der Panzerabwehrkaserne (heute Bereich Stadtwerke) holten die Kinder und die Mutter aus dem Schutt. Der Vater war als Betriebssanitäter beim „Kufi“ im Einsatz und kam erst am nächsten Tag heim.
Der Vater war es, der Heinz und seinem Bruder Heinrich verboten hatte, mit den gerade erst hergerichteten und noch neuen Rädern zum Freibad zu radeln. Im Nachhinein keine gute Idee: Die Bombe schlug in die Fahrradhalle ein. Nach dem Angriff hingen die Räder an einer Dachrinne auf der anderen Straßenseite. Dort hing auch der Stallhase, der samt Käfig vor dem Angriff ebenfalls im Fahrradkeller stand.
Karl-Heinz Rösch erlebte auch den zweiten Luftangriff auf Schweinfurt am 14. Oktober 1943. Er war einer der Helfer, der 17 Frauen und Kinder aus dem verschütteten Keller der Büttnerei Herrmann in der Nähe der Merckstraße befreite.
Mit Rauchvergiftung musste Karl-Heinz Rösch acht Tage in das Städtische Krankenhaus. Für diesen Einsatz wurde Rösch mit dem Luftschutz-Ehrenabzeichen geehrt. Bei weiteren Angriffen (24. und 25. Februar 1944) war der Luftschutzmelder dem Goethe-Bunker zugeteilt.
Seine Mutter musste Schutz im Gartenstadtbunker suchen. Auch nach diesen Angriffen war Karl-Heinz Rösch als Helfer im Einsatz – zusammen mit seinem Vater. In der Blumenstraße waren Phosphor- und Brandbomben gefallen. Zwölf Brände galt es zu löschen, woran das Kriegsverdienstkreuz zweiter Klasse, das NSDAP–Kreisleiter Weidling dem Jungen ausgehändigt hat, erinnert.