Das Theater war nahezu voll besetzt, als eine ängstliche und zugleich eigenwillige Marie Curie, eine, die "es hasst, sich in die Hände anderer zu begeben", die Bühne betrat. Im Rahmen der Schweinfurter Frauenwochen präsentierte die "Theaterlust" das Schauspiel Marie Curie. Der Hintergrund schattenbildartig in dunkelblaues Licht getaucht, akustisch teilhabend am Tinnitus der Naturwissenschaftlerin.
Marie Curie war Europas erste Doktorin der Naturwissenschaften und Frankreichs erste Professorin. Sie bekam als erste Frau einen Nobelpreis und sie erhielt sogar noch einen zweiten. Die Entdeckerin von zwei neuen Elementen, Radium und Polonium, kämpfte ein Leben lang gegen eine Welt, in der Männer das Sagen hatten.
Das Schauspiel allerdings legte seinen Fokus nicht auf die Physikerin Marie Curie, sondern auf den Menschen hinter der Nobelpreisträgerin. Schauspielerin Anja Klawun repräsentierte mit Bravour die unterschiedlichsten Aspekte dieser Frau, die besessen war von ihrer Arbeit und ein Leben am Limit führte. Szenen ihres Lebens, untermalt von Farben und Tönen, ermöglichten den ZuschauerInnen einen Blick in die Seelenlandschaft dieser außergewöhnlichen Frau, die "keine Feministin" war, sondern "ein Mensch, der Leistung bringt."
Gemeinsam mit den Menschen, die Maries Leben bestimmten, ihrer Schwester, ihrem Mann, den Geliebten, ihrem Schwiegervater und der Krankenschwester, die bei Bedarf aus dem schattentheaterähnlichen Bühnenbild treten, werden die BesucherInnen in witzige, beklemmende und nachdenklich machende Lebenswirklichkeiten hineingezogen. "Marie trägt einen harten Panzer, darunter verbirgt sich eine fragile Seele", weiß ihre Schwester. Und erst kurz vor dem Tod ihres Mannes erkennt Marie: "Man darf das Leben nicht vergessen." Ein grandios gespieltes Stück mit mahnenden Worten fürs Hier und heute. Den Krieg kommentiert Marie am Ende so: "Welcher Irrsinn es geschehen zu lassen."
Ein bewegender Theaterabend der Autorin Susanne Felicitas Wolf. Mit Einblicken in die Seele einer besessenen Wissenschaftlerin, die wusste: "Man darf sich nicht unterkriegen lassen von den Ereignissen und den Menschen."
Von: Ursula Lux (Sprecherin, Frauenplenum Schweinfurt)