"Die Wahl ist beim Bürger noch nicht angekommen": Die Einschätzung des scheidenden Kreisvorsitzenden Kai Niklaus hört man öfters, auch nach der SPD-Kreisdelegiertenkonferenz, als Bezirksgeschäftsführerin Isabella Walter den Kastenwagen öffnet und frischgedruckte Plakate verteilt: mit dem Porträts des Direktkandidaten Markus Hümpfer sowie des Merkel-Nachfolgers in spe Olaf Scholz.
Für den Kreisverband war schon jetzt Zeitenwende angesagt: Niklaus trat nach sechs Jahren nicht mehr zur Wiederwahl an. Den Oberlauringer beerbt die Röthleiner Vorsitzende Martina Braum, Jahrgang 1971. Die Polizeihauptkommissarin und gebürtige Erfurterin hat die turbulente DDR-Wendejahre erlebt. Als Heidenfelderin fordert sie nun "Team Spirit" von den Kreisgenossen, sprich Teamgeist und den Willen, Mehrheiten, frischen Wind und positive Veränderungen zu bekommen.
Jochen Kraft übernimmt auf der Passionsspielbühne in Sömmersdorf das erste Grußwort, seitens des SPD-Verbands Euerbach als Gastgeber. Demnächst solle dort "Robin Hood" auftreten: "der erste Sozialdemokrat." Schon jetzt werden einige Pfeile abgeschossen, in Richtung Landesregierung. Marietta Eder, Vorsitzende der Stadt-SPD, sieht Impfverweigerer Aiwanger als "Bolsonaro für Arme". In der Gesundheitspolitik reiche Applaus nicht aus, die Industrieregion Schweinfurt habe in der Coronazeit soziale Einschnitte hinnehmen müssten, auch bayerische (Schul-)Kinder hätten Bedürfnisse.
Der Schonunger Spitzenkandidat Markus Hümpfer fordert zwölf Euro Mindestlohn, gleiche Löhne für Frau und Mann, "Recht und Ordnung" auf dem Arbeitsmarkt. Statt der "Zweiklassenmedizin" brauche es eine Bürgerversicherung, Renten-Anstieg statt Erhöhung des Renteneintritts-Alters, gleiche Bildungschancen und Investitionen in Schulen, die "Kathedralen der Gemeinden und Städte" sein müssten. Die Energiewende habe auch soziale Aspekte, Strom müsse billiger und die EEG-Umlage bis 2025 abgeschafft werden.
Volkmar Halbleib kritisiert als Würzburger Landtagsabgeordneter die allzu vollmundige Ankündigungen von Ministerpräsident Markus Söder und die "CSU-Amigos" in der Coronakrise.
Stefan Rottmann, Fraktionschef im Kreistag, blickt als Schonunger Bürgermeister kritisch nach München. Die SPD wolle, Stichwort Steigerwaldbahn, eine realistische Mobilitätswende, keine Alternativfahrzeuge in Schrittgeschwindigkeit. Bei der Conn-Barracks-Konversion müsse die Landesregierung Wort halten, bezüglich der Übergabe des Ankerzentrums. Auch bei Klima- und Katastrophenschutz, Infrastruktur, Mobilfunk oder Breitband wünscht sich Rottmann mehr Beistand vom Freistaat. Stattdessen müsse sich der Kreis mit der KKG-Problematik und immer neuen Stromtrassen beschäftigen.
"Freiheit ist nicht alles, aber ohne Freiheit ist alles nichts": Kai Niklaus zitiert zum Abschied Willy Brandt. Nach der Pandemiezeit erhofft er sich wieder "Politiker zum Anfassen", im Wortsinn. Nachfolgerin Braum erhält von 44 Delegierten 40 Ja-Stimmen, somit 91 Prozent Zustimmung. Als Stellvertreter fungieren Heike Joos, Jochen Kraft und Stefan Rottmann, Kassier bleibt Markus Reimer, Schriftführerin Heike Meißner. Pressevertreter wird Holger Schmitt. Beisitzer sind Matthias Uhrmann (Dittelbrunn), Julia Rübig (Gochsheim), Jana Schraut (Euerbach), Erich Servatius (Gerolzhofen), Nadine Dippert (Gochsheim), Ursula Engels (Euerbach), Irmgard Pawlak (Geldersheim), Marco Maiß (Schonungen), Rainer Rummert (Oberwerrn), Jürgen Geist (Schonungen), Thomas Meidl (Bergrheinfeld) , Helga Fleischer (Gochsheim), Angelika Markert (Pfändhausen), Bernd Haas (Oberlauringen), Marie Arnold (Dittelbrunn), Hanne Peetz (Schwebheim) sowie Susanne Wilfling (Gerolzhofen).
Ulrike Köth (Gochsheim) vertritt die SPD-Frauen, Marc Leistner (Niederwerrn) die Jusos. Revisoren sind Hanne Kranz und Wolf-Dietrich Lang (beide Niederwerrn) sowie Rudolf Müller (Abersfeld-Marktsteinach). Gebilligt wird eine Resolution des Kreisverbands zur Einführung der Grundsteuer C, zwecks Besteuerung innerorts brachliegender Baugrundstücke. Bei der Grundsteuer B soll der Immobilienwert Bemessungsgrundlage sein, unterschiedliche Hebesätze in einer Gemeinde dürfe es nicht geben.