Politikmüdigkeit herrscht schon mal nicht, in der Kembachgemeinde: "Es ist die Hölle los", berichtet ein junger Besucher am Handy, im randvoll besetzten SV-Sportheim. Die Schwanfelder Liste hat zum Weißwurstfrühstück mit Vorstellung ihres Bürgermeisterkandidaten gerufen.
Immerhin 160 bis 170 Leute drängen sich nun im Saal, auch die Jugend ist auffallend gut vertreten. Es geht um den politischen Generationswechsel im "ältesten Dorf Deutschlands", das sich vor großen Modernisierungsaufgaben sieht, dabei aber auch den eigenen Ortscharakter bewahren will.
"Kuschelig" nennt Listen-Sprecher André Wunderling, der zusammen mit Gemeinderatskollegin Jutta Strobel eingeladen hat, das Zusammenrücken im Sportheim. Die Schwanfelder Liste gibt es seit etwa sechs Jahren, als überparteilicher Zusammenschluss von CSU/Bürgerliste und Freier Bürgerliste.
Es geht leutselig zu, am Sportplatz: Kandidat Maximilian Hertlein bekommt erstmal ein "Happy Birthday" gesungen, an seinem 32. Geburtstag. Bislang ist er vor allem als Torwart des SV bekannt, derzeit in der Kreisklasse, mit gar nicht mal so schlechter Sportbilanz: Der "Anpfiff" hat 211 Spiele gezählt, davon wurden 101 gewonnen, 29 endeten unentschieden. Vater Thomas Hertlein ist beim CSU-Ortsverband aktiv und war lange Jahre Gemeinderat.
Ein Ziel: "Einen Bürgermeisterkandidaten aus Schwanfeld zu finden".
Ziel der gemeinsamen Liste sei die "Persönlichkeitswahl" bei den Gemeinderatswahlen, so Wunderling. Man werde in den nächsten Wochen und Monaten hier mit der Kandidatenkür für die Kommunalwahl 2026 beginnen. Das andere große Ziel: "Einen Bürgermeisterkandidaten aus Schwanfeld zu finden". Dass das nicht selbstverständlich sei, habe man bei der letzten Wahl 2020 erlebt. Bürgermeisterin Lisa Krein stammt aus Hettstadt, Landkreis Würzburg, einen echten Schwanfelder Aspiranten auf das Amt des Rathauschefs gab es seinerzeit nicht.
Eine Zeitlang war der Bewerber oder die Bewerberin per Annonce gesucht worden, bevor die Schwanfelder Liste mit Krein eine Seiteneinsteigerin nominiert hatte. Die erfahrene Kommunalverwalterin wird im Frühjahr 2026 aus familiären Gründen nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Das hat sie in der letzten Bürgerversammlung bekannt gegeben: Die Distanz zwischen Schwanfeld und Hettstadt spielte da auf jeden Fall eine Rolle.
Nun nimmt Maximilian Hertlein den Ball auf. Bislang arbeitet er bei Bosch Rexroth in Volkach. Eigene Erfahrung in Politik und Verwaltung gibt es noch keine. In Schwanfeld kennt man Hertlein, außer vom Fußball, vor allem vom Leitungsteam des "Container e.V.", dem Veranstalter des legendären Bergamo-Open-Air-Festivals. Im Sportheim mit dabei ist auch Lebensgefährtin Anja Keller.
Der hauptamtliche Bürgermeister in spe präsentierte sich nun als Teamspieler: "Nur gemeinsam können wir es in einem konstruktiven Miteinander in eine sichere, attraktive Zukunft schaffen." Derzeit nehme er eine nicht ganz einfache Stimmung im Ort wahr, meinte Hertlein, der die Einbeziehung aller Bürger möchte. Dazu zähle es, den Menschen rechtzeitig mitzuteilen, warum eine Entscheidung so oder so getroffen worden ist.
Es brauche Transparenz statt Gerüchte, ein "Miteinander statt Gegeneinander". Denn: "Die Gemee sind wir alle". Sowohl lokal als auch in Berlin würden Entscheidungen getroffen, die nicht immer leicht zu verstehen seien. Hertlein bat darum, schon bei der Bundestagswahl am 23. Februar das Kreuz an der richtigen Stelle zu setzen – und keine Partei zu wählen, die "teilweise gesichert rechtsextrem ist".
Maximilian Hertlein ist sich bewusst, dass millionenschwere Gemeindeprojekte auf Fortführung warten, in finanziell angespannter Lage: darunter der Neubau des Feuerwehrhauses, die Erneuerung und Umgestaltung der Ortsdurchfahrt oder die Sanierung der Trinkwasserleitungen. Der politische Newcomer setzt da auch auf die kompetente Verwaltung – und den Schwanfelder Gemeinschaftssinn.