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Gerolzhofen: Medizinische Versorgung im Landkreis Schweinfurt: Wie geht es nach dem Aus des St.-Josef-Krankenhauses weiter?

Gerolzhofen

Medizinische Versorgung im Landkreis Schweinfurt: Wie geht es nach dem Aus des St.-Josef-Krankenhauses weiter?

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    Mit 711 Planbetten und zirka 120.000 Patienten im Jahr bildet das städtische Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt den Schwerpunktversorger der Region.
    Mit 711 Planbetten und zirka 120.000 Patienten im Jahr bildet das städtische Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt den Schwerpunktversorger der Region. Foto: René Ruprecht

    Seit der Meldung über die Schließung des St.-Josef-Krankenhauses in Schweinfurt steigt die Sorge um die medizinische Versorgungssicherheit in der Region. Inflation, Energiekrise und Lohnabschlüsse sorgen dafür, dass die Kosten steigen und den Kliniken das Geld ausgeht. Mit dem Aus von St. Josef richten sich die Blicke auch auf die im Umkreis verbliebenen Krankenhäuser. Wie es um die Versorgung im Landkreis steht.

    Wie wirkt sich die Schließung des St.-Josef-Krankenhauses auf die Versorgung im Landkreis Schweinfurt aus?

    Mit der Schließung des St.-Josef-Krankenhauses bricht nach Einschätzung von Dr. Lothar Schmid, dem Kreisvorsitzenden des Ärzteverbands Schweinfurt, das drittwichtigste Krankenhaus, nach dem Leopoldina in Schweinfurt und dem Rhön-Klinikum in Bad Neustadt, in der Region Main-Rhön weg. Vor allem, was die akute Notfallversorgung betrifft. Im St. Josef würden derzeit rund 30 bis 40 Prozent aller Herzinfarkte in Stadt und Landkreis versorgt, sagt Schmid. Diese Aufgabe würde nun auf das Leopoldina und die Geomed-Kreisklinik in Gerolzhofen zurückfallen.

    Was die verbliebenen Praxen am St. Josef betrifft, sagt Lothar Schmid, würden diese vereinzelt ihre Dienstleistungen einschränken müssen. Einrichtungen, wie die KVB-Praxis würden wie auch schon die Kinderärzte langfristig an das Leopoldina angegliedert. Wie viele Ärzte am Ende wechseln, bleibe abzuwarten. Klar sei jedoch: "Am Ende müssen die Leute weitere Wege fahren."

    Wie blickt das Geomed auf die aktuelle Situation?

    "Natürlich wird der Wegfall des Krankenhauses St. Josef in vielen Versorgungsbelangen spürbar sein", sagt Wolfgang Schirmer, Geschäftsführer der Geomed-Kreisklinik. Ihn habe vor allem die Geschwindigkeit der Schließung überrascht. Es gehe nun darum, den Wegfall schnell zu kompensieren. Die tragende Rolle käme dabei dem Leopoldina-Krankenhaus zu.

    Wie ist die Geomed-Kreisklinik derzeit aufgestellt?

    Wie auch beim St. Josef handelt es sich beim Geomed um einen Grund- und Regelversorger mit den Fachbereichen Innere Medizin, einschließlich Akutgeriatrie, Allgemein- und Unfallchirurgie und einer HNO-Belegabteilung, erklärt Schirmer. Das Krankenhaus hat derzeit eine Kapazität von 95 Betten.

    Der Wegfall des St.-Josef-Krankenhauses wird auch Folgen für die  Geomed-Kreisklinik haben.
    Der Wegfall des St.-Josef-Krankenhauses wird auch Folgen für die  Geomed-Kreisklinik haben. Foto: Anand Anders

    Darüber hinaus stehen eine intensivmedizinische Versorgung mit sechs Betten samt Beatmungsplätzen und eine durchgängig besetzte Notfallversorgung zur Verfügung. "Wir beschäftigen derzeit knapp 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, versorgen jährlich knapp 4000 Patientinnen und Patienten stationär, darüber hinaus 7500 ambulant", so Schirmer.

    Welchen Beitrag kann die Geomed-Klinik zur Versorgung leisten?

    Gerade was das Auffangen von Unfallpatienten oder Herzinfarkten im südlichen Landkreis Schweinfurt angeht, werde der Kreisklinik eine größere Rolle zufallen, sagt Dr. Lothar Schmid. Laut Geschäftsführung plane man dort derzeit, die Kapazitäten in der Akutgeriatrie – also der Versorgung älterer Patienten – zu erweitern. Aber auch über weitere Versorgungsbereiche werde sich derzeit mit den Partnern abgestimmt. "Bei der Umsetzung wollen wir dann bevorzugt auch zusätzliches Personal aus dem Krankenhaus St. Josef gerne einbinden", so Schirmer.

    Wie steht die Geomed-Klinik finanziell da?

    Laut dem Kreisvorsitzenden des Ärzteverbands Schweinfurt schreiben 80 bis 90 Prozent aller deutschen Krankenhäuser rote Zahlen. Grund dafür sind die steigenden Kosten für Personal, Material und Energie. Außerdem reichen die Einnahmen, die die Kliniken für die Bandlungen von den Krankenkassen gezahlt bekommen, nach wie vor nicht, um die Kosten zu decken.

    Im Jahr 2022 hat die Geomed-Kreisklinik ein Defizit von 912.000 Euro erwirtschaftet. Im vergangenen Jahr lag das Minus bei 730.000 Euro. Die Coronahilfen konnten damals einen Teil des Defizits abfedern. "Aktuell ist nicht zu sehen, dass es noch Aufschläge gibt", sagt Schirmer. Für das aktuelle Jahr prognostiziert der Geschäftsführer ein Defizit in Höhe von zwei Millionen Euro. Positiv sei jedoch, dass der Landkreis trotz dieser wirtschaftlichen Schwierigkeiten hinter der Kreisklinik stehe.

    Kann das Bezirkskrankenhaus Werneck Patienten aufnehmen?

    In Werneck befindet sich das Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Die vom Bezirk getragene Klinik hat eine Kapazität von 128 Betten und ist kein Grund- und Regelversorger. Inwieweit sich die Schließung des St. Josefs auf die Bezirksklinik auswirkt, werde sich laut Pflegedirektor Stefan Werner erst noch herausstellen. 

    Kann die Klinik am Steigerwald Patienten aufnehmen?

    Eine Besonderheit stellt die Klinik am Steigerwald bei Dingolshausen dar. Mit insgesamt neun Ärzten, 15 Pflegekräften und sieben Therapeuten werden dort zwischen 400 und 500 stationäre Patienten im Jahr versorgt, erklärt Geschäftsführer Patrick Kling auf Anfrage der Redaktion. Die Klinik hat sich auf schwere, chronische sowie neurologische Erkrankungen spezialisiert.

    Sie bietet ausschließlich vollstationäre Krankenhausbehandlungen an. Kuren, Reha oder Sanatoriumsmaßnahmen gehören nicht dazu. Zudem hat die kleine Privatklinik keinen Versorgungsvertrag mit dem Staat. Gesetzlich Versicherte müssen die Behandlungskosten in den meisten Fällen selbst tragen.

    Die Klinik am Steigerwald kann ihre Preise selbst festlegen.
    Die Klinik am Steigerwald kann ihre Preise selbst festlegen. Foto: Michael Brehm

    An der Ausrichtung des Hauses ändere sich durch die Schließung nichts. "Dennoch sind wir natürlich immer bereit zu helfen, weggefallene Kapazitätslücken zu schließen", bekräftigt Kling. Die Klinik hatte während der Pandemie und bei der Ausbildung von Pflegekräften Berührungspunkte mit dem St.-Josef-Krankenhaus. Dass die Spezialklinik konkret Patienten aus dem St. Josef auffangen kann, ist auch nach Sicht des Kreisvorsitzenden des Ärzteverbands Schweinfurt unwahrscheinlich.

    Als Privatklinik sei man indirekt von der bevorstehenden Krankenhausreform betroffen, so der Geschäftsführer. Als Privatklinik sei man freier, was die Preise betrifft. Veränderungen bei der Finanzierung könnten aber auch hier "erhebliche Auswirkungen" auf die Abrechnungen haben. 

    Hinweis: In einer früheren Fassung des Textes hat die Redaktion von 30 bis 35 behandelten Patientinnen in der Klinik am Steigerwald geschrieben. Dabei handelte es sich um den Durchschnittswert der Behandlungen im Monat. Innerhalb eines Jahres werden in der Klinik zwischen 400 und 500 stationäre Patienten versorgt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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