Die Strecke von München nach Mittenwald, an der Isar entlang, führt durch eine herrliche Landschaft. Die 100 Kilometer sind während eines Sonntagsausflugs mit dem Auto locker-flockig zu bewältigen. Doch zu Fuß, auf einen Rutsch – da wird eine solche Tour schnell zur Tortur. Roland Detsch (55) und Christian Birk (49) aus Frankenwinheim können das bestätigen. Sie haben diesen "Megamarsch" am 18./19. Mai bewältigt, innerhalb von 21 Stunden und 15 Minuten.
Die beiden sind Mitglieder im Steigerwaldklub Gerolzhofen. Sie wandern gerne. Doch solch eine 100-Kilometer-Strecke, über 1000 Höhenmeter hinweg, hätten sie zuvor noch nie unter den Füßen gehabt, sagt Detsch. Weitwanderwege dagegen, auf denen man 50 bis 80 Kilometer an einem Tag unterwegs ist, seien sie schon mehrmals gelaufen. Und als Training für den Megamarsch seien sie auch mal nach Kitzingen, Bamberg und Staffelstein gelaufen – hin und zurück. Doch das waren dann auch keine 100 Kilometer.
Insoweit war es für die Männer aus Frankenwinheim eine Premiere, als sie sich am 18. Mai unter die etwa 2600 Frauen und Männer reihten, die mittags am südlichen Stadtrand von München losliefen. Der Start Richtung Mittenwald erfolgte zeitlich versetzt, in Gruppen von rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Detsch und Birk waren um 13.15 Uhr an der Reihe.

Bekannte spenden Geld
Doch was hat sie neben ihrer Wanderlust noch bewogen, die von einem Hersteller von Outdoor-Artikeln organisierte Strapaze einer 24-Stunden-Wanderung auf sich zu nehmen? Ein guter Zweck. Denn Detsch und Birk hatten im Bekanntenkreis 565 Euro als Spende eingesammelt. Unter einer Prämisse: Wenn sie den Megamarsch schaffen, dann überweisen sie das Geld an die Kinderkrebsstation der Uniklinik Würzburg.

Auch deshalb ist Detsch sehr erleichtert, dass er und sein Wanderfreund Birk durchgehalten haben. Detsch hat vier Jahre lang als Koch in der Uniklinik in Würzburg gearbeitet. Dort hat er erfahren, wie wichtig es ist, die Kinderkrebsstation "Regenbogen" finanziell zu unterstützen. Eltern von erkrankten Kindern soll es so ermöglicht werden, möglichst nahe bei den Kindern zu sein, etwa in einem Elternzimmer direkt auf der Station. Solche Zusatzkosten müssen durch Spenden gedeckt werden, sagt Detsch.
Der Gedanke an ihre private Spendenaktion dürften ihn und Birk ebenso zum Durchhalten bewogen haben wie das gegenseitige Anfeuern. Denn die äußeren Bedingungen waren alles andere als optimal, berichtet Detsch. Etwa ab Kilometer 40 habe es geregnet, und dann bis Kilometer 60 "gegossen wie aus Eimern", sagt der 55-Jährige.
Nässe und Kälte
Glücklicherweise hatten die Frankenwinheimer wenigstens Regenschutz eingepackt und in ihren Rucksäcken Wechselklamotten dabei. So gut vorbereitet waren nur wenige, sagt Detsch. Manche trugen nichts bei sich außer ihren Laufsachen am Leib. Auch deshalb hätten etliche der Langstreckenwanderer auf der Strecke aufgegeben, völlig durchnässt, nachts, bei einer Temperatur um die zehn Grad. Nicht einmal die Hälfte der Gestarteten erreichten das Ziel, und von diesen auch nur etwa 800 innerhalb der vorgegebenen Zeit von 24 Stunden, schätzt Detsch.

Doch auch er und Birk gelangten an ihr Limit. "Nach zwei Stunden Dauerregen ist der beste Schuh durchgeweicht", schildert Detsch. Auf den nassen Füßen hielt kein Blasenpflaster mehr. Nach der Ankunft in Mittenwald hätte es vier Tage gebraucht, bis seine wundgelaufenen Füße halbwegs verheilt waren.

Als der Regen sich verzogen hatte, folgte, quasi als Entschädigung für die, die weiterwanderten, das schönste Stück der Strecke. Zwar ging es vom Kochel- zum Walchensee zehn Kilometer bergauf, sagt Detsch. Doch dafür durften sie am Walchensee den Sonnenaufgang erleben, vor grandioser Alpen-Kulisse. "Ab Kilometer 80", sagt Detsch, "war das dann ein Selbstläufer bis Mittenwald."
Teilnehmer über 70
Die Wanderer aus Frankenwinheim sind mit ihrer Zeit insgesamt durchweg zufrieden. Zwar habe es Teilnehmer aus dem Umfeld von Ultramarathonläufern gegeben, die den Megamarsch als Trainingseinheit verstanden haben und die 100 Kilometer in zwölf bis 13 Stunden "mehr oder weniger gejoggt sind", wie Detsch es beschreibt. Doch in dieser Liga sähen sie sich nicht. Andererseits habe es sie beeindruckt, dass es über 70 Jahre alte Teilnehmer gab, die die Strecke in weniger als 20 Stunden liefen.

Für Detsch und Birk steht eines fest: Den Megamarsch von München nach Mittenwald möchten sie im kommenden Jahr wiederholen. Den Termin hat der Veranstalter bereits festgelegt: 17./18. Mai 2025. Und Detsch würde auch gerne eine solche 24-Stunden-Wanderung an der Ostsee mitmachen. Die Spendenkasse soll dabei auch wieder für einen guten Zweck klingeln.