Die Frage, wie sich die Sicherheit von Fußgängerinnen und Fußgängern im Straßenverkehr erhöhen lässt, beschäftigt die Stadt Gerolzhofen immer wieder. Dass es mancherorts nicht optimal ist, ist kein Geheimnis. Doch oft bleiben Stolperfallen, Engstellen und unübersichtliche Situationen allein deshalb bestehen, weil es an praktikablen Lösungen fehlt. Oder am Geld. Manchmal vielleicht auch am Willen, wirklich etwas ändern zu wollen.
Zumindest in der Rügshöfer Straße könnte sich die Lage aus Sicht der schwächsten Verkehrsteilnehmenden in absehbarer Zeit merklich verbessern. Bürgermeister Thorsten Wozniak stellte dem Stadtrat am Montagabend eine Idee des Staatlichen Bauamts Schweinfurt vor. Dieses möchte auf Höhe der Grundstücksgrenze zwischen den Einkaufsmärkten Fundgrube und Rossmann, gegenüber des Friedhofs, eine Querungshilfe errichten. Gemeint ist damit ein Fahrbahnteiler, der allen, die dort zu Fuß unterwegs sind, den Übergang über die stark befahrene Staatsstraße 2275 erleichtert.
Verkehrszählung an einem Werktag
Das Staatliche Bauamt hat im November 2023 an einem "repräsentativen Werktag" mit durchschnittlichem Fußgängerverkehr auf Höhe des Drogeriemarkts eine Verkehrszählung durchgeführt, wie Ulrich Zenkel, der zuständige Abteilungsleiter der Behörde auf Nachfrage dieser Redaktion berichtet. Das Ergebnis: Zwischen der Einmündung Rügshöfer Straße/Nördliche Allee und der Verbindungsrampe zur B 286 überquerten in der Spitzenstunde (zwischen 14 und 15 Uhr) 26 Menschen die Straße, während in dieser Stunde 809 Kraftfahrzeuge vorbeifuhren.

Die ermittelten Zahlen seien laut Zenkel zu niedrig, um nach gültigen Richtlinien eine Fußgängerampel zu rechtfertigen. Eine bauliche Unterstützung für Fußgängerinnen und Fußgänger in Form einer Querungshilfe halte die Straßenbauverwaltung dennoch für sinnvoll.
Eine an der dafür vorgesehenen Stelle vorhandene Haltebucht – am, stadteinwärts betrachtet, rechten Fahrbahnrand – reduziere den baulichen Aufwand. Insoweit biete sich diese Stelle für eine solche Baumaßnahme geradezu an.
Neuer Standort für Bushaltestelle
Und noch etwas würde sich dem Bürgermeister zufolge anbieten: Sollte das Staatliche Bauamt dort auf eigene Kosten eine Querungshilfe errichten, dann läge es auf der Hand, die nicht weit entfernte Bushaltestelle am Beginn der Nördlichen Allee auch dorthin zu verlegen. Der Ein- und Ausstieg in die Linienbusse könnte dann auf beiden Fahrbahnseiten unmittelbar im Anschluss an die Querungshilfe erfolgen. Eine Verlegung der Bushaltestelle müsste die Stadt allerdings selbst bezahlen.

Dieses mögliche Gesamtpaket könnte mehrere vorhandene Probleme auf einmal beheben. Denn aktuell macht es der starke Verkehrsfluss für Fußgängerinnen und Fußgänger, insbesondere für Kinder und Ältere, gefährlich, die Rügshöfer Straße zu überqueren. Menschen mit Behinderungen, etwa Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer sowie Blinde, haben es noch schwerer, dort von der einen auf die andere Straßenseite zu wechseln. Für sie existieren keine Orientierungshilfen, etwa Markierungen am Boden. Die Gerolzhöfer Arbeitsgruppe "Barrierefreiheit" hatte darauf auf einer langen Liste von Mängeln im gesamten Stadtgebiet mehrfach hingewiesen.
Zeitplan noch offen
Eine Querungshilfe würde einen normgerechten rutschfesten, griffigen Belag erhalten, stellte Bürgermeister Wozniak die Grobplanung des Staatlichen Bauamts vor. Diese würde nach einer Schätzung der Behörde etwa 100.000 Euro kosten. Wann diese entstehen könnte, lässt sich laut Abteilungsleiter Zenkel noch nicht sagen. Dies hänge von dem in den kommenden Jahren verfügbaren Geld und den Personalkapazitäten ab.
Wie die Bushaltestellen gestalten werden, müsste der Stadtrat entscheiden. Sollten diese von ihrem jetzigen Standort unterhalb des Spielplatzes an der Kreuzung Nördliche Allee/Rügshöfer Straße gut 100 Meter weiter, auf Höhe des Friedhofs wandern, dann wären diese dort zumindest ebenerdig erreichbar. Aktuell gelangt man zur Haltestelle nur über eine Treppe.
Im Mai vergangenen Jahres hatte der Stadtrat einen Antrag der Geo-net-Fraktion über eine mögliche Verlegung von besagter Bushaltestelle in östlicher Richtung mit 8:12 gegen die Stimmen von CSU, Freien Wählern und Bürgermeister Wozniak abgelehnt. Dieses Mal verlief die Abstimmung anders: Der Stadtrat war einstimmig dafür, dem Staatlichen Bauamt grünes Licht für die Detailplanung der Querungshilfe zu geben. Zudem soll die Stadt in eigener Regie die Verlegung der Bushaltestelle planen.
Stimmen aus den Fraktionen
Thomas Vizl (Geo-net) bezeichnete beide Unterfangen als "grundsätzlich begrüßenswert". Es gehe hier darum, gefährliche Situationen zu entschärfen. Er regte zudem an, im Zuge einer Verlegung der Bushaltestelle auch den vorhandenen Unterstand zu verlegen. Außerdem wünschte er sich, den Radweg nach Rügshofen im Bereich der diskutierten Baumaßnahme besser anzubinden.
Laut Wozniak sei im vergangenen Jahr, als dort eine Wasserleitung verlegt wurde, der vorhandene Weg verbreitert worden, damit Fußgänger und Radfahrerinnen diesen ab der Friedhofskirche gemeinsam nutzen können. Günter Iff (Freie Wähler) regte an, am Rand der Rügshöfer Straße zusätzliche Stellplätze für Fahrräder im Bereich des Friedhofs zu errichten.