Laut Bürgermeisterin Bettina Bärmann ging es bei der gut besuchten Gedenkstunde zum Volkstrauertag auf dem Gemeindefriedhof darum, ein "zeitgemäßes Zeichen des Guten gegen das Böse" zu setzen. Krieg, Terror und Gewalt füllten derzeit die Nachrichten. Aber auch das millionenfache Leiden und Sterben in den beiden Weltkriegen solle nicht in Vergessenheit geraten. Entsprechend wurde eine Stele mit den Namen von neun jüdischen Deportationsopfern aus Niederwerrn eingeweiht.
Gedenken sei durchaus noch zeitgemäß, stellte Bärmann fest. Auch und gerade in einer Zeit weltweiter Krisen mit dem Eroberungskrieg in der Ukraine oder dem Hamas-Terror in Israel. Die Bürgermeisterin zitierte die jüdische Publizistin Hannah Arendt, die das Böse trotz allem als etwas Oberflächliches und Banales angesehen hat: "Das Gute ist tiefgründig". 1922 sei im deutschen Reichstag erstmals der Toten des Ersten Weltkriegs gedacht worden, so die Freie Wählerin.
Die Menschen hinter den Zahlen
Nach den Gräueln des Zweiten Weltkriegs gehe es beim Volkstrauertag nicht mehr allein um gefallene Soldaten. Die realen Menschen hinter den Zahlen müssten sichtbar werden, sagte Bärmann. Gerade jetzt, wo die Generation der Zeitzeugen schwinde. Dank der Stele sollen die Namen von Bella, Jakob und Karlheinz Ackermann, Jeanette Bildstein, Jeanette Blumenthal, Adolf und Theresia Gottlob, Rosa Hammelburger und Luise Hesslein in Erinnerung bleiben, die 1942 dem Massenmord zum Opfer gefallen sind. Karlheinz Ackermann wurde etwa zehn Jahre alt. Die Glasstelen nebenan erinnern auch an fünf jüdische Niederwerrner, die im Ersten Weltkrieg umgekommen sind. "Der Hass auf jüdische Menschen ist nicht nur eingewandert", betonte Bärmann mit Blick auf entsprechende Skandale der Bundesrepublik.
Ein besonderer Dank ging an SPD-Gemeinderat und Initiator Wolf-Dietrich Lang sowie an den Gochsheimer Bildhauer Hans-Jürgen Fleck, der das Mahnmal aus Sandstein und Dolomit geschaffen hat. Finanziert wurde es aus dem Kulturfonds. Den würdevollen musikalischen Rahmen übernahmen der evangelische Posaunenchor und der Gesangverein "Fortschritt".
